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Dschungel-Gold

Dschungel-Gold

Titel: Dschungel-Gold
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sagen?!«
    »Nein. Warum? Ich habe nicht immer Dschungelorchideen geliebt. Früher hatten Orchideen bei mir einen weiblichen Körper, eine glatte, samtene Haut, ein sanftes Muskelspiel in der Umarmung, einen warmen Atem, ein Seufzen aus der Tiefe …«
    »Hören Sie auf!« Belisa preßte beide Hände gegen die Ohren. »Hören Sie auf! Es ist ekelhaft!«
    »Verzeihung.« Dr. Falke vollführte eine leichte Verneigung. »Ich vergaß: Sie kennen das ja alles nicht. Sie stehen über diesen Dingen. Was also gibt es zu feiern?«
    »Mein Schwager hat mir die Mine verkauft.«
    »Was?«
    »Der Berg gehört jetzt zu fünfundsiebzig Prozent mir! Ich bin die Alleinherrin.«
    »Gratuliere! Bravo! Aber das waren Sie doch immer.«
    »Ich war Verwalterin – jetzt bin ich Inhaberin.«
    »Und Sie können bald Ihren Traum erfüllen: ein Schloß für Belisa García. Das war doch Ihr Ziel, wenn ich mich recht erinnere.«
    Sie nahm das Glas und hielt es ihm entgegen. »Auf die Zukunft!« rief sie dabei.
    »Auf Ihre Träume. Und auf die Erfolge Ihrer verdammten Zähigkeit und Härte!«
    Sie stießen an, tranken ein halbes Glas des Rotweines, und einen Augenblick sah es so aus, als wollten sie sich um den Hals fallen. Aber es war wirklich nur ein Wimpernzucken, dann stellte Belisa ihr Glas auf dem Tisch ab.
    »Jetzt müßten wir den Rest des Weines eigentlich auf Sie trinken!« sagte sie.
    »Auf mich?« Dr. Falke war ehrlich verwundert.
    »Ohne Sie hätte ich vieles nicht geschafft. Nicht nur das Krankenhaus, die Kirche, die Abwasserleitungen, die neuen Siedlungen, die Hygiene, eigentlich alles, was das neue Diwata einmal sein wird … ohne Sie wäre nichts geschehen.« Und, als wolle sie das Lob abschwächen: »Nicht so schnell. Die wilden Kerle da draußen lieben Sie.«
    »Und dieser Kerle wegen bleibe ich auch hier.«
    »Nur wegen dieser Ausgestoßenen?« fragte sie lauernd.
    »Ja. Sie brauchen mich.«
    »Und ich brauche Sie nicht?«
    »Ich bin ein Teil der Mine. Zufällig trage ich einen weißen Kittel, weil ich Arzt bin. Ja, und eine Art Reisebegleiter bin ich, wenn Sie nach Davao oder Manila fliegen.«
    »Sie werden mich noch oft begleiten, Dr. Falke.« Ihr Blick glitt an ihm herab, als taxiere sie einen Gegenstand. »Vielleicht sogar nach Europa, wenn ich den Vertrag mit meinem Schwager unterschreibe. In Paris. Cap Ferrât werde ich mit Ihnen nicht besuchen …«
    Sie ließ das halbe Glas Wein stehen, drehte sich brüsk um und verließ das Zimmer. Dr. Falke unternahm nichts, um sie jetzt, gerade jetzt zurückzuhalten. Er sagte nur leise, als hinter ihr die Tür zuschlug: »Verdammt nochmal – ich liebe dich …«
    Es war für Pérez-Suffolk ein schwerer Gang, aber er mußte es tun. Aber er machte zuerst einen Umweg zu Dr. Falke. Es war ein Sonntag wie immer: Die eine Schicht hörte Pater Burgos beim Gottesdienst zu, die andere Schicht schlief oder soff, die dritte Schicht war in den Stollen und bohrte sich in den Goldberg. Eine ruhige Stunde gab es in Diwata nicht. Vor allem nicht, seit man in einem Seitental neue Goldadern gefunden hatte. Die Geologen, die Gesteinsproben und Probebohrungen untersuchten, versprachen ein noch nicht abzuschätzendes Vorkommen aus reinem Gold. Die alten Sagen der Eingeborenen stimmten also: Mindanao war ein Dorado wie früher einmal das Land der Mayas und Azteken. Und der Berg gehörte Belisa García … Suffolk traf Dr. Falke im Ambulatorium an. Der gipste gerade einen Unterschenkelbruch.
    »Sind Sie krank?« fragte Dr. Falke.
    »Wieso? Sehe ich so aus?«
    »Das will ich meinen.«
    »Spätestens heute abend erleben wir einen Vulkanausbruch.«
    »Machen Sie keine Witze, Antonio! Diwata ist kein Vulkangebiet. Vielleicht vor hundert Millionen Jahren, aber jetzt nicht mehr. Wer verbreitet solchen Unsinn?«
    »Ich! Und im Augenblick wissen nur ich und Sie davon.« Suffolk wartete, bis der Patient von einem Pfleger hinausgerollt wurde. »Ich habe heute am frühen Morgen Abschied genommen«, sagte er dann.
    »Von wem?«
    »Von David Tortosa. Er ist mit der Frühmaschine weg. Für immer.«
    »Das ist nicht wahr!« Dr. Falke hielt die gipsverschmierten Hände von sich.
    »Ich soll Sie grüßen. Tortosa war bei mir, bevor er abflog. Er wolle keinen langen Abschied nehmen, sagte er. Den Wunderheiler gibt es nicht mehr. Seine Teevorräte vererbt er Ihnen. Warum er abgehauen ist, das war nicht aus ihm rauszukriegen. Er sagte nur zu mir: ›Du hast ein unverschämtes Glück gehabt‹ … verstehen Sie
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