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Dschungel-Gold

Dschungel-Gold

Titel: Dschungel-Gold
Autoren: Heinz G. Konsalik
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verdankt. Antonio Pérez ist Mark Suffolk.
    Muß ich mehr sagen? Ich habe als Offizier versagt, aber vielleicht als Mensch gewonnen. Ist das ein Trost? Ich werde diese Frage nie mehr loswerden.
    Leben Sie wohl, Doktor, Sie Dschungelheiliger. Ihr Captain David Tortosa.«
    Dr. Falke ließ den Brief in seinen Schoß sinken und starrte auf das billige, etwas zerknitterte Papier.
    Tortosa – Suffolk … Mein Gott, welch ein Schicksal hatte sich hier abgespielt. Pater Burgos würde sagen: Hier hat Gott Regie geführt. Fast konnte man daran glauben. Ein Jäger wird von der Beute gerettet. Gibt es etwas Widersinnigeres? Was wäre geschehen, wenn Tortosa Suffolk früher erkannt hätte? Hätte er ihn tatsächlich liquidiert?
    Dr. Falke faltete den Brief zusammen und ging zu der Baustelle des Stadions. Er traf Suffolk bei den großen Betonmischern an, eine Decke wurde gegossen.
    »Nanu!« rief Suffolk in den Lärm hinein, »brauchen Sie Beton für einen Gipsverband?«
    »Ich hätte einen nötig, um mich aufzurichten.« Er reichte ihm die Hand hin. »Willkommen in der normalen Welt … Mark Suffolk …«
    Suffolk zog das Kinn an, aber er schien auf diesen Augenblick innerlich vorbereitet zu sein. »Seit wann wissen Sie es?« fragte er nur.
    »Tortosa hat mir einen Brief geschrieben.«
    »Dann wissen nur Sie es?«
    »Ja.«
    »Begraben Sie es in sich. Ich möchte Antonio Pérez bleiben. Das andere Leben gibt es nicht mehr.«
    »Da stimme ich Ihnen zu, Antonio. Sie haben ein unverschämtes Glück gehabt.«
    »Wieso?«
    »Wissen Sie, wer David Tortosa ist?«
    »Ein Glücksritter, der ab und zu auch ein Wunderheiler ist.«
    »Und ein Captain des CIA, der den Befehl hatte, den Doppelagenten Suffolk zu entlarven und zu erschießen.«
    »Du lieber Himmel!« Suffolk atmete rasselnd. »Er sollte mich …«
    »Sie haben sein Leben gerettet und damit auch Ihr Leben. Bis dahin waren Sie für ihn auch nur Pérez. Sie haben es ihm dann gesagt …«
    »Ohne zu wissen, wer er ist. Natürlich. Wir hätten uns gegenseitig umbringen müssen.« Suffolk wischte sich über das verschwitzte Gesicht. »Das muß ich erst verkraften. Es hat sich ja alles verändert. Es gibt keinen Suffolk mehr … ich bin Antonio Pérez. Ich habe hier eine große Aufgabe übernommen. Sie verraten mich auch nicht an Belisa?«
    »Es bleibt ganz unter uns.« Dr. Falke drücke Suffolks Hand. Es war ein Versprechen, das unlösbar war. Ein langer Händedruck, der ein neues Leben besiegelte. »Was hören Sie von Belisa?«
    »Sie war noch nicht bei Ihnen?«
    »Sie meidet mich wie eine ansteckende Krankheit.«
    »Mit mir spricht sie wieder, und Carlos ist auch wieder der alte Freund geworden. Der Vulkan ist verglüht. Jetzt muß man die Asche wegräumen. Das wird Ihre Aufgabe sein, Doktor.«
    »Eine lebenslange Arbeit.«
    »Ich wünsche Ihnen dazu viel Glück. Es riecht hier überall nach einem Neuanfang. Verpassen Sie nicht den bereitstehenden Zug.«
    Er klopfte Dr. Falke auf die Schulter, ließ ihn stehen und ging hinüber zu der Betonmischmaschine. Er ließ einen ziemlich selbstquälerischen Freund zurück.
    Es war schon später Abend, als die Tür aufsprang und Belisa das Zimmer betrat. Dr. Falke, gerade ein Glas Palmwein eingießend, begrüßte sie mit der Flasche in der Hand.
    »Auch einen?« fragte er. Sein Erstaunen, seine Freude, ja, sein Glück versteckte er hinter den saloppen Worten.
    Belisa schüttelte den Kopf. Sie blieb in der Tür stehen, als hätte sie nur schnell ins Zimmer geguckt und wollte sofort wieder gehen. Sie trug ihre dreckigen, geflickten Jeans und einen weiten, verwaschenen gelben Pullover, an den Füßen klebten lehmverschmierte Stiefel. Ihre Arbeitskleidung in ihrer Rattenbude mitten in der Mine. Das Haar hatte sie unter ein turbanähnlich geschnürtes Tuch verborgen. Sie sah klein, schmutzig, verschmiert und süß aus. Dr. Falke spürte seinen Herzschlag bis in den Hals.
    »Danke«, sagte sie. »Ich habe nur eine Frage …«
    »Ich höre.«
    »Wollen Sie Diwata auch verlassen?«
    »Nein. Ich werde Sie nie verlassen, Belisa …«
    »Ich habe auch nichts anderes erwartet.« Ihre Stimme klang einen Augenblick lang ganz zärtlich, aber ebenso plötzlich schlug sie um und wurde geschäftlich. »Ich muß mit einem neuen Großhändler reden und den Vertrag mit Toledo unterschreiben. Wir fliegen übermorgen nach Manila und nächste Woche nach Paris …«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, verließ sie den Raum. Dr. Falke atmete tief auf. »Ja«, sagte er dann,
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