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Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)
Autoren: Doris Niespor
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Julie, zog die Schuhe aus und hielt sich am Stamm
fest, um mit dem rechten großen Zeh die Temperatur zu prüfen.
    "Brr, kalt!" Sie lachte.
"Komm her zu mir, hier in der Sonne ist es besser."
Vorsichtig tapste Julie auf Mathys zu, die Steine waren rutschig.
Er hielt ihr die Hand hin, um sie zu stützen.
Julie blieb stehen und schüttelte den Kopf.
"Nein, ich geh´ keinen Schritt weiter, solange du mir nicht sagst
was es ist."
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust. Das hätte sie besser
nicht getan, denn sie verlor das Gleichgewicht, rutschte aus und
war schon bis zur Hüfte im Wasser, bevor Mathys ihre Hand
greifen und sie wieder hoch ziehen konnte. Das eisige Wasser
durchnässte ihre Jeans.
    "Das war blöd" schniefte Julie.
"Das kommt davon, wenn man so bockig ist", neckte er sie.
"Lass uns wieder ´raus gehen, mir ist kalt."
    "Warte", sagte er. Und dann lächelte er, wie es nur Mathys
konnte. Ein Blick in seine blauen Augen mit den kleinen grauen
Sprenkeln ließ Julie vergessen, dass ihr kalt gewesen war. Sie
wusste, dass die Zeit drängte. Sie musste unbedingt noch die
Unterlagen durchsehen, damit sie beim Ritual alle mit Namen
kannte. Aber als Mathys sie zu sich heranzog, hatte sie nicht die
Kraft sich zu wehren.
"Komm, ich wärme dich."
    Für einen Moment ließ Julie die Sorgen dieses Tages los, lehnte
sich an seine Brust und sog tief seinen Geruch ein. Er war so
vertraut, und wie jedes Mal wenn sie so mit ihm dastand,
wünschte sie sich nichts mehr als alle Bedenken vergessen zu
können. Mathys legte einen Finger unter ihr Kinn und hob ihr
Gesicht an, bis ihre Lippen den seinen ganz nah waren. Sie
schloss die Augen. Seine Lippen waren kalt und süß.
    Mathys war es schließlich, der den Kuss beendete. Er nahm mit
der Linken ihre Hand und zog sie unter seine geschlossene
Rechte.
Dann öffnete er die Faust und der Inhalt fiel auf Julies kleine
Handfläche.
"Ich hab´ doch gemerkt wie schwer dir das alles fällt. Das hier soll
dir beweisen, wie ernst ich es mit dir meine", sagte er.
    Es war ein zusammengerolltes Band, ähnlich den Stoffbändern,
die die Frauen zum Einfassen der Gewänder benutzten. Sie zog es
auseinander. Fein gewebt, etwa eine Elle lang. Das seltsame
Webmuster hatte Julie noch nie gesehen, in blau, grün und golden
schimmerten verschlungene Linien. Julie wusste nicht, was sie
erwartet hatte. Ein Schmuckstück, vielleicht? Es rankten sich so
viele Geschichten um den Schatz im Drachenbach, Mathys hatte
wochenlang an dem Drachen gebastelt und dann bekam sie ein
Band? Es musste eine besondere Bewandtnis damit haben.
„Was ist das?“ fragte Julie, "ist es magisch?"
    „Das ist ein Eón- Bak, ein Ewigkeitsband. Wenn zwei Menschen
den ewigen Bund eingehen, dann wird so ein Band für die
Zeremonie benutzt. Ich weiß, jetzt sind erst einmal Daan und Ria
dran, aber ich kann mir gut vorstellen, das wir auch
irgendwann…“
Mathys senkte den Blick. „Also, natürlich nur, wenn du dir auch
sicher bist. Wir können auch einfach heiraten oder so.“
    Julies Herz klopfte wie wild. Herr im Himmel, was sollte sie nur
sagen? Die Frage nach dem gemeinsamen Übernachten war schon
kaum zu beantworten gewesen und jetzt das. Der ewige Bund!
Man musste seiner Sache schon sehr sicher sein, wenn man ihn
schloss; wer sich irrte, zahlte einen hohen Preis. Gehörten die
zwei Wesen, die ihn eingingen, wirklich auf ewig zusammen,
dann half der Bund ihren Seelen sich immer wieder zu finden,
über dieses Leben hinweg.
    Aber wählte man falsch, verloren beide auf immer die Fähigkeit
zu lieben. Tagelang hatte Julie mit Ria die Worte des Bundes
geübt, es sollte nichts schief gehen während der Zeremonie, und
Mathys hatte das Gleiche für seinen Freund Daan getan. Seit
Wochen gab es in Tallyn kein anderes Thema; die Mehrheit der
Einwohner Tallyns war sich aber einig: Daan und Ria waren
füreinander bestimmt.
Julie schluckte.
    Sicher, sie hatte sich noch nie jemandem so verbunden gefühlt
wie Mathys, nicht einmal ihrem Vater, aber reichte das aus, um so
viel aufs Spiel zu setzen?
    Julie drehte und wendete das Band in der Hand, ein bisschen kam
es ihr vor wie eine gefährliche Schlange. Außerdem war ihr
wieder kalt, sie merkte wie sie zitterte. Erwartete er etwa jetzt
sofort eine Antwort von ihr?
    Der forschend-hoffnungsvolle Blick auf Mathys Gesicht wich, er
watete zum Stamm und ließ sich mit dem Rücken gegen den
aufsteigenden Teil des Baumes fallen.
    Sie folgte ihm. "Sei nicht sauer, ich…"
"Du willst
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