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Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)
Autoren: Doris Niespor
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und zu langen Gliedmaßen kam ins
Grübeln. „Vincent- oder Paul? nein warte-, Leonardo, genau!
Nenn mich Leonardo!“
    Eine Rostflocke fiel von den alten Wagenstangen auf den Kopf
des Gagers. Julie pflückte sie ab und ließ die Flocke zu Boden
schweben. Dann erhob sie sich und hielt dem Gager im
Aufrichten die Hand hin.
    „Na, dann komm, - Leo, du kannst dich ja nicht ewig hier
verkriechen.“
Leonardo folgte gehorsam; als er stand war der Gager gut einen
Kopf größer als Julie.
    Julie trat aus dem Dämmerlicht des Stalls und schloss einem
Moment geblendet die Augen. Von Leos Onkel und seiner Mutter
war noch nichts zu sehen.
    „Du bleibst jetzt also hier in Tallyn, stimmt´s?“ fragte Julie.
Leo klopfte sein Fell ab, Stroh rieselte zu Boden.
    „Ich soll hier in die Lehre gehen. Die hoffen, dass mein Onkel
mich wieder auf den rechten Weg bringt. Pah! Als ob die wüssten,
was das Richtige für mich ist; die können doch nicht mal Kohle
von Pastellkreiden unterscheiden.“
Julie schmunzelte, das musste wohl ein wichtiger Unterschied
sein.
    „Solche Banausen! Komm mit, ich stelle dich den anderen vor.“
Dankbar sah Leo sie an.
„Genau, Banausen! Wenigstens du verstehst mich.“
    Die Beiden hatten keinen langen Weg vor sich, Julie sollte Mathys
am Badehaus treffen. Warum, hatte er nicht gesagt, aber Julie
vermutete, dass es um die Frage ging, die er ihr schon vor
Wochen gestellt hatte. Damals war ihr die Zeit bis zum Ritual am
Nebelfeld lang vorgekommen, und so hatte sie leichten Herzens
zugesagt, sich bis dahin zu entscheiden. Dann war die Zeit so
schnell vergangen wie der Flügelschlag eines Frosches. Was zur
Hölle sollte sie antworten?
    Leonardo hielt seinen schlaksigen Arm gegen das Licht und
drehte ihn hin und her, bis sich die Sonne ins seinem glänzenden
Fell spiegelte.
„Hey, Julie, was sagt ein schwarzes Pferd bei Regen zu einem
weißen Pferd auf der Weide? fragte der Gager.
     
„Keine Ahnung.“
     
„Stell dich mal irgendwo unter, ich glaube du schimmelst
schon…“
    Obwohl sie immer noch die Angst vor der Entscheidung drückte,
musste Julie lachen. Leo schnatterte unentwegt wie eine Ente,
doch Julie war froh, ihn dabei zu haben- in seinem Beisein konnte
Mathys sie wohl schlecht darauf ansprechen, oder?
    Das Badehaus kam in Sicht und mit ihm Julies Freund.
Mathys, eben noch ein strahlendes Lächeln auf dem Gesicht, warf
einen Blick auf den Gager und runzelte ärgerlich die blonden
Brauen, die sich so deutlich von seiner sonnengebräunten Haut
abhoben.
„Wer ist das denn…? Ich dachte du kommst alleine!“
Leo verzog das Gesicht. „Er mag mich nicht, Julie, du hast es auch
gehört, er will nicht dass ich hier bin!“ zeterte er.
     
„Still, Leo!“
     
Julie nahm Mathys am Arm und zog den Widerstrebenden an die
Seite; Leo tapste hinterher.
     
„Sag ihm dass ich neu bin, sag ihm, er soll nett zu mir sein, hörst
du?“
     
Julie drehte sich zu Leo um und warf ihm einen strengen Blick zu,
der den Gager augenblicklich auf Abstand brachte.
     
„Ist ja gut, ich geh ja schon.“
    Julie folgte der Gestalt ihres neuen Bekannten sicherheitshalber
mit den Blicken. Der Gager stapfte zu einer Bank am Badehaus,
seine hängenden Schultern ließen die Arme noch länger wirken;
wahrscheinlich konnte er in dieser Stimmung Blumen pflücken,
ohne sich zu bücken. Mit beleidigter Miene spielte er mit der
Schnur eines großen roten Papierdrachens, der am Badehaus
lehnte. Julie hatte Mathys in den letzten Tagen häufig daran
arbeiten sehen, jetzt war der Drachen offensichtlich fertig.
    Sie wandte sich Mathys zu.
„Warum machst du das?“
„Was denn? Ich hab´ doch gar nichts über den- er zeigte mit dem
Finger auf Leo- „gesagt, ich wollte nur…“
     
„Ich weiß, dass ihr über mich redet!“ rief der Gager. „Er soll nicht
mit dem Finger auf mich zeigen, Julie, sag ihm das.“
     
„Wer ist das überhaupt, warum schleppst du den zu unserem
Treffpunkt?“
     
Julie stellte sich auf die Zehenspitzen und strich Mathys eine
nasse Haarsträhne aus der Stirn.
    „Das ist Leo. Er soll hier bei unserem Gager in die Lehre gehen,
aber irgendwie hat er es nicht so mit Pferden. Warum sind denn
deine Haare nass?“
Mathys, schon nicht mehr ganz so verstimmt, lachte.
„Hast du gerade gesagt er hat es nicht so mit Pferden? Das ist
wirklich witzig.“
     
Sein Blick streifte Leo auf der Bank.
    „Komischer Vogel.“ Mathys wurde wieder ernst, er nahm Julies
Hand und drückte sie sanft. „Wir
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