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Druidenherz

Druidenherz

Titel: Druidenherz
Autoren: Isabel Ness
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Elektrizität spüren konnte. Das hier war ganz anders. Als würde die Luft von einem anderen, kühleren Ort herangeweht. Die flirrende Stelle schien Imogen seltsam intensiv anzuziehen, ihre Füße bewegten sich wie von selbst. Ein Schritt, ein weiterer und noch einer. Sie wollte dorthin, in diesen Wirbel hinein. Eine so starke Anziehungskraft hatte sie noch nie gespürt. Kein Vergleich zum Schaufenster eines neu eröffneten Schuhgeschäfts oder dem Schnäppchenverkauf in einem Buchladen.
    Das Kribbeln auf ihren Armen wurde immer intensiver und breitete sich über ihren ganzen Körper aus, als Imogen schließlich in dem flimmernden Feld stand. Nun umgab es sie vollständig und ließ alles um sie herum verschwommen erscheinen. Die grünen Hügel wirkten wie ein Wackelbild.
    Imogen blinzelte. Es war nicht angenehm, durch dieses – was auch immer es war – zu schauen. Eine mögliche Ursache für das Phänomen fand sie nicht, dafür bekam sie nun leichte Kopfschmerzen und empfand so starken Schwindel, als hätte sie sich gerade mehrfach um die eigene Achse gedreht. Am besten verschwand sie schnell von hier.
    Doch beim ersten Schritt wurde der Schwindel so heftig, dass sie die Arme ausstrecken musste, um das Gleichgewicht zu halten. Es fühlte sich an, als würde der Boden unter ihr schwanken.
    Ein Erdbeben!, schoss es ihr durch den Kopf, und Angst erfasste sie. Erst vor einigen Wochen hatte es in den Nachrichten schreckliche Bilder der Zerstörung von einem großen Beben im asiatischen Raum gegeben. Tausende Menschen hatten ihre Existenz und viele auch ihr Leben verloren. Aber gab es denn in Schottland Erdbeben? Davon hatte sie noch nie gehört.
    Ganz ruhig, befahl sie sich. Es würde gleich besser werden, sie hatte gut gefrühstückt, vorhin einen Keks gegessen und, wie empfohlen an heißen Tagen, auch ausreichend getrunken. Und wirklich anstrengend war ihre Wanderung durch die Highlands bisher auch nicht gewesen, zudem fühlte sie sich nicht erschöpft.
    Das Licht wurde heller und so grell, dass sie nur noch blinzeln konnte und schließlich die Augen ganz schließen musste. Aber mit geschlossenen Augen sah sie nicht, wo sie hinlief, und zudem half es auch nicht – das schwankende Gefühl blieb.
    Doch der nächste Versuch, die Augen zu öffnen, verstärkte das Schwindelgefühl noch um ein Vielfaches. Um sie herum tobte so etwas wie ein Wirbel aus diesem grellen Licht. Verdammt, was war das bloß? Dafür konnte es keine natürliche Ursache geben. Ob hier jemand einen physikalischen Versuch durchführte? Der Gedanke gefiel ihr nicht, denn was so stark spürbar war, konnte kaum ungefährlich sein.
    »Hallo?«, rief Imogen.
    Wenn hier irgendeine Anlage aufgestellt und aktiviert worden war, musste doch jemand in der Nähe sein, der sie steuerte.
    Keine Antwort. Und kein Zeichen dafür, dass sich überhaupt eine andere Person in der Nähe befand.
    Erneut spürte Imogen, wie Panik sie zu erfassen drohte. Dieses Flirren und Schwanken machte ihr unglaubliche Angst, zumal es immer noch anhielt. Sie wollte nur noch weg.
    Im nächsten Augenblick fühlte sie sich hochgehoben, herumgewirbelt, gezogen und getragen zugleich. Sie versuchte nach etwas zu greifen, sich irgendwo festzuhalten, doch da war nichts. Ihre Finger fassten ins Leere, ihre Beine strampelten hilflos in der Luft. In was war sie bloß hineingeraten? Sehen konnte sie nun gar nichts mehr, um sie herum flimmerte es so stark, dass keine Details zu erkennen waren. Fest kniff sie die Augen zusammen und hoffte, es heil zu überstehen – was auch immer das war.
    Dann, ebenso plötzlich, wie es begonnen hatte, verschwanden all diese Empfindungen. Ich lebe noch, dachte sie und stieß die angehaltene Luft aus. Das war ja schlimmer gewesen als die Fahrt auf einer dieser neuen Super-Achterbahnen mit mehrfachen Loopings. Aber wenigstens war ihr nicht schlecht, und sie stand sicher auf den Beinen. Keine Gleichgewichtsstörungen und auch kein Schwindelgefühl mehr.
    Sie blinzelte und bemerkte, dass sie in einer Art Höhle stand. Jedenfalls befanden sich um sie herum Wände, und es war deutlich kühler als im Sonnenschein. Wo war sie?
    Zögerlich machte sie einen Schritt nach vorn und blickte an den Wänden empor. Die Decke befand sich mindestens drei Meter über ihr und bestand aus irgendeinem dunklen Material. Stein? Vermutlich, es sei denn, man hatte hier so eine Art Schacht ausgehoben, einen Raum geschaffen und ihn entsprechend ausgekleidet. Nirgends waren Lampen oder Schalter
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