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Dreikönigsmord (German Edition)

Dreikönigsmord (German Edition)

Titel: Dreikönigsmord (German Edition)
Autoren: Bea Rauenthal
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Soldaten.
    »Ist mir schlecht«, jammerte ein anderer.
    »Jo …«, sagte Lutz. Sie sah ihn an. »Jo …«, wiederholte er. Er wirkte sehr ernst und gleichzeitig fast schüchtern.
    Dem Herzen folgen … Sie küsste ihn. Eigentlich hatte sie das schon lange tun wollen. Lutz wirkte überrascht. Dann erwiderte er den Kuss. Es fühlte sich gut an … Und richtig … Jo schloss die Augen, während sie sich eng an ihn schmiegte.
    Rumms … Der Ballon krachte auf den Boden. Die Soldaten schrien auf. Der Korb kippte um, als der Wind in die Hülle fuhr. Jo kam neben Lutz auf einer verschneiten Wiese zu liegen, während sich die zusammengenähten Stoffbahnen über sie breiteten.
    »Mist!« Jo trat um sich. Als sie und Lutz sich unter der Hülle hervorgearbeitet hatten, sahen sie, dass der andere Ballon ganz in ihrer Nähe gelandet war. Sie befanden sich auf einer Brache, die direkt an die Stadtmauer grenzte. Peter und Herbert, die nun unter einem golddurchwirkten Altartuch auftauchten, wirkten ebenfalls sehr bleich. »Bei Gott!« Herbert stöhnte. »Nie mehr will ich wie ein Vogel fliegen.«
    Haben wir uns eben wirklich geküsst …? , durchfuhr es Jo.
    »Tja«, Lutz fuhr sich durch die Haare und vermied es, sie anzublicken, »dann sollten wir uns einmal auf den Weg machen …«
    Die Straßen waren nahezu ausgestorben – als hätte eine Großevakuierung stattgefunden oder als würde ein wichtiges WM-Spiel der Fußball-Nationalmannschaft übertragen. Nur gelegentlich trafen sie auf Bettler, die sich anscheinend nicht zum Gottesdienstbesuch verpflichtet fühlten. Manchmal, wenn sie eine Kirche passierten, drang Gesang nach draußen. Jo war fast erleichtert, als sie sich endlich der Gertrudiskirche näherten und sie den vertrauten Adrenalinstoß in ihren Adern spürte.
    Der Eingang, den Peter noch aus seiner Kindheit kannte, befand sich auf der Rückseite der Kirche, am Rand eines kleinen Hofs, und war eigentlich wenig mehr als eine von Büschen umwucherte Kellerluke. Die vier bischöflichen Soldaten, die davor Wache hielten, waren völlig überrumpelt, als plötzlich Peter und dessen Männer auf sie zustürzten. Sie konnten überwältigt werden, ehe es ihnen gelang, auch nur einen Warnruf auszustoßen.
    Lutz und Herbert hatten eben, untermalt vom Gesang aus der Kirche, die Luke aufgestemmt, als ein triumphierender Schrei über den Hof schallte.
    »Wirt der Grünen Traube , dachte ich mir’s doch, dass Ihr Euch noch einmal in der Stadt blicken lassen würdet!« Jörg Schreiber und sechs seiner Leute rannten mit gezogenen Schwertern auf sie zu.
    »Verdammt!«, fluchte Lutz, »hätte dieser Kerl denn nicht die Christenpflicht, jetzt in der Kirche zu sitzen?«
    »Wir kümmern uns um ihn!«, rief ihm Peter zu, während er sich Schreiber mit erhobener Waffe in den Weg stellte. »Verschwinde schleunigst mit Josepha von hier!«
    »Hol Verstärkung!«, brüllte Schreiber einem seiner Kumpane zu. Der, ein dicker Kerl, wetzte davon, einen der Stadtsoldaten dicht auf seinen Fersen.
    Ja, nichts wie weg … Jo schlüpfte durch die Luke. Als sie sich nach Lutz umdrehte, sah sie, wie dieser seinen Geldbeutel vom Gürtel nestelte, ihn Herbert reichte und etwas zu seinem Freund sagte. Die beiden Männer umarmten sich, dann kam ihr Kollege endlich nach.
    »Was sollte das denn? Wolltest du noch deine letzten Devisen loswerden, bevor wir in die Gegenwart zurückkehren?«, fragte sie ungeduldig.
    »Nein, ich habe Herbert gebeten, sich um den Betteljungen zu kümmern, der mir verriet, dass Leonard dich verschleppt hatte.«
    »Gute Idee. Entschuldigung …«
    Ein langer, dunkler Gang tat sich vor ihnen auf. Während sie sich hindurchtasteten, empfand Jo eine wachsende Beklemmung. Aus der Kirche war immer noch Gesang zu hören, der dumpf zwischen den Wänden widerhallte.
    »Ich hoffe ja sehr, dass nicht plötzlich ein Monster aus den Wänden bricht, das uns den Weg versperrt, oder sich eine mit Speeren gespickte Fallgrube vor uns auftut«, murmelte sie. »Zutrauen würde ich Leonard so etwas ja …«
    »Ach, du hast zu viele James-Bond- und Indiana-Jones-Filme gesehen.«
    »Hab ich nicht. Ich kenne nur den Jäger des verborgenen Schatzes . Und den fand ich blöd.«
    »Ein super Film. Außerdem lautet der Titel Jäger des verlorenen Schatzes . Warte mal, hier ist anscheinend der Gang zu Ende …« Jo hörte, wie Lutz über etwas tastete, dann quietschte eine Klinke. Die Tür war unverschlossen. Als sie hindurchgegangen waren, befanden sie sich am Fuße
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