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Dreifach

Titel: Dreifach
Autoren: Ken Follett
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werd’s schaffen.«
    Das Dröhnen einer mächtigen Explosion war zu hören. Das Feuer mußte die Treibstofftanks der Karla erreicht haben. Mehrere Sekunden war der Himmel von einer Flammenwand erhellt, die Luft füllte sich mit einem brüllenden Geräusch, und der Regen hörte auf. Dann erstarben das Geräusch und der Feuerschein; die Karla war gesunken.
    »Sie ist untergegangen«, sagte Dickstein. Er betrachtete Suza. Ihre Augen waren geschlossen, sie hatte das Bewußtsein verloren, doch sie lächelte immer noch.

EPILOG
    N ATHANIEL DICKSTEIN GAB seine Arbeit im Mossad auf, und sein Name wurde zur Legende. Er heiratete Suza und nahm sie mit in seinen Kibbuz, wo sie tagsüber Trauben anbauten und sich die halbe Nacht hindurch liebten. In seiner Freizeit organisierte er einen politischen Feldzug, um eine Veränderung der Gesetze durchzusetzen, so daß seine Kinder als Juden eingestuft werden konnten. Das Fernziel war, überhaupt alle Klassifikationen abzuschaffen.
    Es dauerte noch etwas, bis sie Kinder hatten. Beide waren bereit zu
     warten: Suza war jung, und er hatte es nicht eilig. Ihre Verbrennungen
     heilten nie völlig aus. Im Bett sagte sie manchmal: »Meine Beine sind
     schrecklich«, und er küßte ihre Knie und entgegnete: »Sie sind
     wunderschön, sie haben mir das Leben gerettet.« Als der Jom-Kippur-Krieg die israelischen Streitkräfte überraschte, wurde Pierre Borg für den Mangel an Geheimdienstinformationen verantwortlich gemacht, und er trat zurück. Die Wahrheit war komplizierter. In Wirklichkeit war ein russischer Geheimdienstoffizier namens David Rostow dafür verantwortlich – ein alt wirkender Mann, der in jeder Sekunde seines Lebens eine Halsstütze tragen mußte. Er war nach Kairo gereist, hatte alle Ereignisse des Jahres 1968, beginnend mit dem Verhör und dem Tod eines israelischen Agenten namens Tofik, erforscht und war zu dem Schluß gekommen, daß Kawash ein Doppelagent sein mußte. Statt Kawash verurteilen und wegenSpionage hängen zu lassen, hatte Rostow den Ägyptern geraten, ihn mit falschen Informationen zu füttern, die Kawash in aller Unschuld an Pierre Borg weitergab.
    Das Ergebnis war, daß Nat Dickstein seinen Dienst wieder antrat und Pierre Borgs Posten für die Dauer des Krieges übernahm. Am Montag, dem 8. Oktober 1973, nahm er an einer Krisensitzung des Kabinetts teil. Nach drei Kriegstagen war die Lage der Israelis ernst. Die Ägypter hatten den Suezkanal überschritten und die Israelis unter schweren Verlusten auf die Sinai-Halbinsel zurückgetrieben. An der anderen Front, den Golanhöhen, drängten die Syrer vor, wobei die Israelis ebenfalls schwere Verluste erlitten. Dem Kabinett war vorgeschlagen worden, Atombomben auf Kairo und Damaskus abzuwerfen. Nicht einmal den militantesten Ministern gefiel diese Idee, aber die Lage war verzweifelt, und die Amerikaner ließen sich Zeit mit dem Abflug ihrer Waffentransporte, durch die das Blatt noch gewendet werden konnte.
    Die Sitzungsteilnehmer hatten sich beinahe darauf geeinigt, Atomwaffen zu verwenden, als Nat Dickstein seinen einzigen Diskussionsbeitrag lieferte: »Natürlich könnten wir den Amerikanern sagen , daß wir vorhaben, diese Bomben – zum Beispiel am Mittwoch – abzuwerfen, wenn sie nicht sofort ihre Transportflugzeuge in Bewegung setzen.«
    Und genau das tat man auch.

    *

    Die Waffentransporte wendeten das Blatt tatsächlich, und später fand eine ähnliche Krisensitzung in Kairo statt. Wieder war niemand für einen Atomkrieg im Nahen Osten, wieder begannen die am Tisch versammelten Politiker einander zu überzeugen, daß es keine Alternative gab, und wieder wurde der Plan durch einen unerwarteten Beitrag zunichte gemacht.
    Diesmal war es das Militär, das einschritt. Da es den Vorschlag kannte, der dem Präsidenten vorliegen würde, hatte es seine nukleare Streitmacht für den Fall einer positiven Entscheidung überprüfen lassen. Man hatte entdeckt, daß alles Plutonium in den Bomben entfernt und durch Eisenspäne ersetzt worden war. Es wurde vermutet, daß die Russen dafür verantwortlich waren, genauso wie sie den Atomreaktor in Kattara auf rätselhafte Weise funktionsunfähig gemacht hatten, bevor sie im Jahre 1972 aus Ägypten ausgewiesen wurden.
    In jener Nacht unterhielt sich ein Präsident fünf Minuten lang mit seiner Frau, bevor er in seinem Sessel einschlief. »Es ist alles vorbei«, sagte er. »Israel hat gewonnen – für immer. Es hat die Bombe, und wir nicht. Diese Tatsache wird den Lauf der
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