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Dreifach

Titel: Dreifach
Autoren: Ken Follett
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studiert hätte. Waren Schiffsmaschinen genauso? Nein, manchmal benutzten sie Dieselöl. Und dieses Schiff? Es sollte schnell sein, deshalb würde es vielleicht mit Benzin betrieben. Sie erinnerte sich vage, daß Benzinmotoren in der Unterhaltung teurer, dafür aber schneller waren. Wenn es ein Benzinmotor war, würde er dem ihres Autos gleichen. Gab es Kabel, die zu den Zündkerzen führten? Sie hatte einmal eine Zündkerze ausgewechselt.
    Ja, es war wie bei ihrem Auto. Sie erkannte sechs Zündkerzen, die mit einer runden Kappe wie mit einem Zündverteiler verbunden waren. Irgendwo mußte ein Vergaser sein. Das Benzin lief durch den Vergaser. Es war ein kleines Ding, das manchmal verstopfte. – Das Sprachrohr bellte etwas auf russisch, und der Ingenieur ging darauf zu, um zu antworten. Er wandte Suza den Rücken zu.
    Jetzt mußte sie es tun.
    Sie entdeckte ein Maschinenteil von der Größe einer Kaffeedose mit einem Deckel, das in der Mitte von einer Mutter gehalten wurde. Es konnte der Vergaser sein. Suza streckte sich über die Maschine hinweg und versuchte, die Mutter mit den Fingern zu lösen, doch sie rührte sich nichtvon der Stelle. Ein schwerer Kunststoffschlauch führte hinein. Sie packte ihn, zerrte mit aller Kraft daran, konnte ihn aber nicht herausziehen. Da fiel ihr ein, daß sie Alexanders Schraubenzieher in die Tasche ihrer Ölhaut gesteckt hatte. Sie holte ihn hervor und stach auf den Schlauch ein. Der Kunststoff war dick und zäh. Doch sie stieß die Spitze des Schraubenziehers so heftig hinein, daß ein kleiner Riß auf der Oberfläche des Schlauches entstand. Dort setzte sie den Schraubenzieher an und hebelte hin und her.
    Der Ingenieur erreichte das Sprachrohr und sagte etwas auf russisch. Suza merkte, wie der Schraubenzieher den Kunststoff durchbohrte. Sie zog ihn heraus. Klare Flüssigkeit spritzte aus einem kleinen Loch, und die Luft erfüllte sich mit dem Geruch von Benzin. Suza ließ den Schraubenzieher fallen und rannte auf die Leiter zu.
    Sie hörte, wie der Ingenieur eine Frage aus dem Sprachrohr mit »Da« beantwortete. Ein mit zorniger Stimme gegebener Befehl folgte. Als sie den Fuß der Leiter erreichte, blickte sie sich um. Das lächelnde Gesicht des Ingenieurs hatte sich in eine Maske der Bosheit verwandelt. Sie kletterte die Leiter hinauf, während er durch den Maschinenraum auf sie zulief.
    Am Ende der Leiter wandte sie sich um. Sie sah, wie sich eine Benzinlache auf dem Deck ausbreitete und wie der Ingenieur den Fuß auf die unterste Sprosse der Leiter setzte. Suza hielt immer noch die Zigarette in der Hand, die er ihr gegeben hatte. Sie zielte auf die Stelle, wo das Benzin aus dem Schlauch sprudelte, und warf die Zigarette hinunter.
    Suza wartete nicht, um zu sehen, wo die Zigarette gelandet war. Sie stieg weiter nach oben. Ihr Kopf und ihre Schultern tauchten auf dem nächsten Deck auf, als von unten ein lautes Zischen ertönte, eine helle Stichflamme loderte auf, und eine Welle sengender Hitze griff um sich. Suza schrie, da ihre Hose Feuer fing und die Haut ihrer Beine brannte. Sie sprang die letzten Zentimeter der Leiterhinauf und wälzte sich über den Boden. Dabei schlug sie auf ihre Hose ein, befreite sich aus der Ölhaut und schaffte es, sie um ihre Beine zu wickeln. Das Feuer war gelöscht, aber der Schmerz wurde schlimmer.
    Am liebsten wäre sie liegen geblieben. Sie wußte, daß sie ohnmächtig werden und der Schmerz schwinden würde, wenn sie sich hinlegte, aber sie mußte vor dem Feuer fliehen, und sie mußte an eine Stelle, wo Nat sie finden konnte. Suza zwang sich aufzustehen. Ihre Beine fühlten sich an, als stünden sie immer noch in Brand. Sie schaute hinab, sah, daß sich kleine Stücke wie verbranntes Papier lösten, und fragte sich, ob sie von ihrer Hose oder ihren Beinen stammten.
    Suza machte einen Schritt. Sie konnte immer noch gehen. Langsam taumelte sie durch den Gang. Überall an Bord des Schiffes begann der Feueralarm zu ertönen. Sie kam am Ende des Ganges an und stürzte sich auf die Leiter. Nach oben, sie mußte nach oben.
    Suza hob einen Fuß, stellte ihn auf die unterste Sprosse und begann die längste Kletterpartie ihres Lebens.

18
    Z UM ZWEITENMAL
IN 24 Stunden überquerte Nat Dickstein gewaltige Wellenberge in einem kleinen Boot, um ein Schiff zu entern, das in der Hand des Feindes war. Er war so wie beim erstenmal mit Schwimmweste, Ölzeug und Seestiefeln bekleidet; wieder war er mit einer Maschinenpistole, einer Pistole und Handgranaten
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