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Dreifach

Titel: Dreifach
Autoren: Ken Follett
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bewaffnet, doch diesmal war er allein und hatte Angst.
    Nach Suzas Funkmitteilung hatte es an Bord der Coparelli eine Diskussion über die nächsten Maßnahmen gegeben. Der Kapitän, Feinberg und Ish hatten ihrenDialog mit Dickstein gehört. Sie hatten das Frohlocken in Nats Miene gesehen und sich zu dem Argument berechtigt gefühlt, daß sein Urteilsvermögen nun von persönlichen Erwägungen beeinflußt werde.
    »Es ist eine Falle«, meinte Feinberg. »Sie können uns nicht einholen, deshalb wollen sie, daß wir zurückkommen und kämpfen.«
    »Ich kenne Rostow«, erwiderte Dickstein heftig. »Genauso arbeitet sein Geist: Er wartet, bis man zu fliehen versucht, dann schlägt er zu. Die Idee, uns zu rammen, ist typisch für ihn.«
    Feinberg wurde wütend. »Dies ist kein Spiel, Dickstein.«
    »Hören Sie zu, Nat«, sagte Ish besonnener, »lassen Sie uns weiterfahren und uns für den Fall, daß sie uns einholen, auf einen Kampf vorbereiten. Was haben wir zu gewinnen, wenn wir eine Gruppe zum Entern ausschicken?«
    »Davon kann keine Rede sein. Ich gehe allein.«
    »Seien Sie kein Narr«, erwiderte Ish. »Wenn Sie gehen, kommen wir mit. Sie können ein Schiff nicht allein erobern.«
    Dickstein versuchte, sie zu beruhigen. »Wenn ich es schaffe, wird Karla dieses Schiff nie einholen. Wenn nicht, könnt ihr immer noch kämpfen, wenn die Karla zu euch aufschließt. Und wenn sie euch wirklich nicht einholen kann und das Ganze eine Falle ist, bin ich der einzige, der hineinfällt. Das ist der beste Weg.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Feinberg.
    »Ich auch nicht«, stimmte Ish zu.
    Dickstein lächelte. »Aber ich, und es geht um mein Leben. Außerdem bin ich hier der ranghöchste Offizier; es ist meine Entscheidung, und zum Teufel mit euch.«
    Er hatte sich also umgezogen und bewaffnet, und der Kapitän hatte ihm gezeigt, wie das Funkgerät der Barkasse zu bedienen war und wie er den Abfangkurs auf die Karla beibehalten konnte. Sie hatten die Barkasse hinuntergelassen, er war hineingeklettert und davongefahren.
    Dickstein hatte schreckliche Angst.
    Es war unmöglich, eine ganze Besatzung von KGB-Leuten allein zu überwältigen. Doch das beabsichtigte er auch gar nicht. Er würde mit keinem von ihnen kämpfen, wenn er es vermeiden konnte. Dickstein wollte sich an Bord stehlen, sich verstecken, bis Suzas Ablenkungsmanöver begann, und dann nach ihr Ausschau halten; wenn er sie gefunden hatte, würde er die Karla mit ihr verlassen und fliehen. Er hatte eine kleine Magnetmine bei sich, die er am Rumpf der Karla anbringen würde, bevor er sich an Bord schlich. Ob es ihm gelang zu entkommen oder nicht, ob die ganze Sache eine Falle oder wahr war, die Karla würde ein so großes Loch im Rumpf haben, daß sie die Coparelli niemals einholen könnte.
    Dickstein war sicher, daß es keine Falle war. Er wußte, daß sie an Bord des Schiffes war, daß man irgendeine Macht über sie gehabt und sie gezwungen hatte, ihnen zu helfen. Ihm war klar, daß sie ihr Leben riskierte, um seines zu retten. Er wußte, daß sie ihn liebte.
    Und deshalb hatte er solche Angst.
    Plötzlich wollte er leben. Die Blutgier war verschwunden. Er war nicht mehr daran interessiert, seine Feinde zu töten, Rostow zu besiegen, die Pläne der Feddajin zu vereiteln oder den ägyptischen Geheimdienst zu überlisten. Er wollte Suza finden, sie mit sich nach Hause nehmen und den Rest seines Lebens mit ihr verbringen. Nun fürchtete er sich vor dem Tod.
    Er konzentrierte sich darauf, sein Boot zu lenken. Es war nicht leicht, die Karla bei Nacht zu finden. Er konnte einen konstanten Kurs einhalten, aber er mußte in Betracht ziehen, wie weit der Wind und die Wellen ihn seitlich abtrieben. Nach einer Viertelstunde wußte er, daß er sie längst hätte erreicht haben müssen, doch die Karla war nirgends zu sehen. Er begann, ein zickzackförmiges Suchmuster zu fahren, und fragte sich verzweifelt, wie weit er vom Kurs abgekommen war.
    Dickstein erwog, die Coparelli über Funk um eine neue Positionsangabe zu bitten, als die Karla plötzlich neben ihm aus der Nacht auftauchte. Sie war schneller als seine Barkasse; er mußte die Leiter an ihrem Bug erreichen, bevor sie vorbei war, und gleichzeitig eine Kollision vermeiden. Dickstein jagte die Barkasse vorwärts, wich aus, als die Karla auf ihn zurollte, dann drehte er bei, während sie in die andere Richtung schlingerte.
    Dickstein hatte sich schon ein Seil um die Hüfte gebunden. Die Leiter war in Reichweite; er legte den
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