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Dreibettzimmer: Roman (German Edition)

Dreibettzimmer: Roman (German Edition)

Titel: Dreibettzimmer: Roman (German Edition)
Autoren: Sebastian Glubrecht
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später spüre ich, dass etwas von innen gegen meine Handfläche drückt.
    »Da will wohl noch jemand mit Papa Händchen halten«, folgert Anne grinsend. »Oder Füßchen.«
    »Caspar nicht weinen«, flüstert Leonie. Anne reicht mir ein Feuchttuch, und ich putze mir die Nase. Dann hebe ich Leonie hoch und nehme Anne ganz vorsichtig in den anderen Arm, ihren Babybauch zwischen uns, mit uns, in uns.
    In den nächsten Tagen erzählt mir Anne, dass ihr Leben auch nach der Abreise aus dem »Wilden Mannle« nicht ärmer an Abenteuern geworden ist. Nachdem ihr Schmähartikel erschien, hat sie ihre Halbtagsstelle bekommen, da Nadine und ich ja nun weg vom Fenster waren.
    Dr. Schade hat das »Wilde Mannle« gekauft – kein Schnäppchen, aber auch nicht überteuert. Leider war das Haus im buchstäblichen Sinne auf Sand gebaut. Deshalb hatte sich Frau Sommer auch nicht bemüht, die gefährliche Paleo-Tour, die Pressekonferenz oder die Verrisse zu verhindern. Solange Herr Schade dachte, er habe alles in der Hand, und sich in Sicherheit wähnte, solange wollte er das Hotel so schnell wie möglich kaufen.
    »Typisch«, meint Anne. Bezweifelt noch irgendjemand, dass Frauen schlauer sind als Männer?
    Als mein Exchef nach den ersten Gutachten erkannte, dass seinen Herren Gästen die Männerbastion früher oder später unter dem Hintern wegrutschen würde, zerstritt er sich mit seinem Geschäftspartner Mr. Perfect und begann, auch Anne das Leben in der Redaktion zur Hölle zu machen. Daraufhin kündigte Anne endlich, was sie schon längst hätte machen sollen.
    Mr. Perfect erbrachte einen weiteren unschlagbaren Beweis seiner Dummheit: Als er von Annes Schwangerschaft erfuhr, warf er sie aus dem Einfamilienhäuschen. Mitsamt Leonie. Anne glaubt, dass auch diese Trennung »längst überfällig« war.
    Jetzt wohnt sie mit Leonie bei einer Freundin. Sie hat sich nicht bei mir gemeldet, weil sie ihre Sachen allein regeln wollte. Außerdem wusste sie ja, dass ich »kein Familienmensch« bin. Bis vergangene Woche zur Weihnachtszeit ein großformatiger Brief bei ihr ankam. Von Jeannie. Er enthielt die letzte Ausgabe der Hotelbroschüre »Familienurlaub«.
    Mir fehlen die Worte, Leonie seltsamerweise auch. Aber das kriegen wir schon wieder hin – das alles.
    In den nächsten Wochen entwerfen Anne und ich tagsüber ein Familienmagazin und abends unsere Familie. Den Bereich Erziehungsratgeber übernehmen wir einfach aus Stanleys Dossier für den Familiencontest. Vielleicht kriegen wir ihn ja sogar dazu, über seinen geheimen Job und die Kitaplatzliste zu sprechen. So eine Titelstory könnte aus der ersten Auflage einen Renner machen.
    Und wenn er nicht reden will? Auch gut. Wir nehmen nämlich ebenso gern einen erpressten Kitaplatz in München.
    Oder zwei.

Dank
    Elena Senft, Johannes Waechter und meiner Lektorin Annika Krummacher danke ich für ihre Zeit, ihre Ergänzungen, Korrekturen, ihre stets ehrliche Meinung, ihre erstklassige Kritik, ihre Professionalität und ihren wunderbaren Humor.
    Am meisten Dank gebührt meiner Frau Uli, die immer bereit ist, mich dramaturgisch zu beraten, mit mir über Ideen zu sprechen und Geschichten notfalls selbst zu erleben. Nur durch sie kann ich so schreiben, wie ich möchte. Tausend Dank dafür.
    Liebe Fritzi, wie schön, dass du immer so »luslig« bist und dieses Buch einfach magst, weil Katzen vorn drauf sind.
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