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Drei Tage voller Leidenschaft

Drei Tage voller Leidenschaft

Titel: Drei Tage voller Leidenschaft
Autoren: Susan Johnson
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flüsterte er eindringlich. »Ich will meine Frau nicht verlieren.«
    Die Frau erschauderte unter seinen stechenden Blicken und konnte darauf keine Antwort geben. War er wahnsinnig?
    Alisa lag in tiefer Bewußtlosigkeit, aus der sie manchmal kurz erwachte und die gedämpften Worte und leisen Schluchzer der Diener, das Geflüster und die fragenden Stimmen hörte. Die Zeit wurde bedeutungslos, verrann. Bruchstückhafte Bilder tauchten vor ihrem Inneren auf: Bilder von Nikki in Mon Plaisir und Visionen der Tannenwälder und Kleefelder ihrer Kindheit, voll unbewußter Sehnsucht nach friedlichem Vergessen des Schmerzes. Bring mich hier fort, bring mich zurück. Es muß noch etwas anderes geben als diesen zerreißenden, brutalen, grausamen Schmerz – die unerträgliche Agonie der Wehen.
    Warum, stöhnte sie, hatte sie jemals mit Nikki auf der Frühlingswiese geschlafen und sich gewünscht, daß er sie liebte? Sie hatte vergessen, wie schmerzhaft, wie vernichtend und fürchterlich die Wehen waren. Der Schmerz beschlich sie erst langsam und grub sich dann in sie mit den Reißzähnen eines wilden, verrückten Tiers, das sie zerriß und zerfleischte, bis sie unmenschliche Schreie von sich gab. Sie klammerte sich an die Laken und zerrte an ihnen, bis ihr die Arme schmerzten, wand sich und warf sich herum, nur um der monströsen, gnadenlosen, unnachgiebigen Bestie zu entkommen.
    Nun tat ihr nichts mehr weh. Sie schwebte in eine Reihe von Träumen und samtener Schwärze und geflüstertem Schluchzen: Sie stirbt. Das Baby will nicht herauskommen. Lieber Gott, lag sie im Sterben? Über was tuschelten sie? Sie wollte Nikki und Katelina sehen. Ich muß Katelina alles erklären. Sie ist noch so klein. Sie kann das alles nicht verstehen. Ich will Nikki sehen. Nikki! schrie sie, Nikki! In ihrer unwirklichen Welt flüsterte sie mit jämmerlich schwacher Stimme: »Nikki.«
    »Ich bin da, meine Geliebte«, antwortete er mit gebrochener Stimme, und da öffnete sie langsam die Augen und sah sein dunkles Gesicht wie in einem goldenen Lichtschimmer – jene hellen Augen, die sie liebevoll anblickten. Ihre Hand bewegte sich schwach, um ihn zu berühren, hatte aber nicht die Kraft dazu.
    »Ich liebe dich«, flüsterte er. Sie lächelte bei diesen Worten, die sie so lange nicht mehr gehört hatte. Dann versuchte sie zu sagen, daß sie ihn auch liebe, aber vermochte es einfach nicht.
    Was geschah nur mit ihrem Körper? Faßt mich nicht an, wollte sie sagen, laßt mich in Frieden. Dann verschlang wieder Dunkelheit das goldene Licht, und sie dachte, wie komisch, daß es immer noch so weh tut, auch wenn man schon tot ist.
    Die Hebamme wies Nikki mit leiser Stimme an: »Drücken Sie auf den Bauch. Sie hat keine Kraft mehr für Wehen. Ich arbeite mit der Hand innen und versuche, den Schädel des Babys zu fassen. Wenn wir den Kopf herausbekommen, können wir das Baby holen.«
    Rücksichtslos verlängerte sie den Schnitt. Dann drangen ihre geschickten Finger in Alisa ein, fühlten und tasteten nach dem Köpfchen. Drei Minuten lang arbeitete sie, während ihr der Schweiß von der Stirn rann. Nikki tat wie geheißen und preßte Alisas aufgetriebenen Bauch, wenn die Hebamme ihn anwies, und wiederholte im stillen: Hilf ihr, hilf ihr, hilf ihr, Gott, süßer Jesus und alle Heiligen!
    Endlich rutschte der Kopf des Babys durch die Öffnung, und man hörte einen deutlichen Seufzer aller Anwesenden. Nikkis Gefühl der Trostlosigkeit verschwand, und er wagte es, wieder zu hoffen. Sehr langsam hob die Hebamme zuerst die eine kleine Schulter, dann die andere heraus, ein langer Körper tauchte auf, und schließlich knubblige Beinchen. Das Baby war ein Junge, dick und gesund, und schrie nun heftig in den Armen der Amme.
    Nikki warf kaum einen Blick auf das Kind, dessen Geburt vielleicht einen hohen Preis gekostet hatte. Alisas Hände lagen schlaff neben ihrem Körper. Er blickte hoch zu der Hebamme.
    »Wird sie überleben?« fragte er mit einem verzweifelten Blick und in schrecklicher Angst vor der Antwort.
    »Sie ist jung, Prinz, und wenn sie nicht anfängt zu bluten, hat sie eine Chance.«
    »Danke«, sagte er leise. »Für das, was du heute getan hast, sollst du es dein ganzes Leben lang gut haben. Wenn meine Frau es überlebt, wird es auch den nachfolgenden Generationen deiner Familie nie an etwas mangeln. Ich darf Alisa nicht verlieren.« Nikki stöhnte auf, senkte den dunklen Kopf über das Bett und brach ohne Hemmung in Tränen aus.
    Die ganze Nacht blieb er an
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