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Drei Tage voller Leidenschaft

Drei Tage voller Leidenschaft

Titel: Drei Tage voller Leidenschaft
Autoren: Susan Johnson
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Entwicklung der romantischen englischen Gartenarchitektur hatte ein weiterer Nachfahre mehrere Hektar durchgestaltete Landschaft hinzugefügt und die Wildnis über zehn Jahre lang unter extravaganten Ausgaben und mit Hilfe von Hunderten von Männern gezähmt. Nun umgaben das Haus bezaubernde grüne Täler, mit weitangelegten Panoramablicken über die sanfte Landschaft, gekrönt von einem griechischen Tempelchen auf einem fernen Grashügel. Den Steinmetzen der Gegend war ein einigermaßenes Abbild in grob behauenem Granit gelungen, etwas rustikal, aber insgesamt eine hübsche Interpretation der damals herrschenden Mode für ausgefallene Gartenarchitektur.
    Die Renaissancezeit war zwar schon heraufgezogen und wieder verklungen, als das Hauptgebäude errichtet wurde, aber keines der zierlicheren Attribute, die für die Renaissancearchitektur typisch waren, konnten so hoch in den Norden Vordringen. Die Villa selbst strahlte vorwiegend ein mittelalterliches Gepräge aus: Steintürmchen gekrönt von spitzen Ziegeldächern, zierten die Mauern; Fenster mit Butzenscheiben fingen das nördliche Sonnenlicht ein; die riesigen Steinpfeiler im ersten Stock stützten das schwere Gebälk, auf dem das zweite Stockwerk ruhte. Der schwedische Adlige hatte in einer üppigen Zurschaustellung seines Wohlstandes die Wände an allen möglichen Stellen mit Fenstern unterbrochen, um das Innere durch die bunten Scheiben mit einem blendenden Farbenschauspiel zu erfüllen.
    Heute abend bewirtete Prinz Nikolai Michailowitsch Kuzan eine kleine Gruppe von Offizieren seines Regiments. Nachdem alle am Fest des ›Sechsten Aprils der Reitergarde‹ mit seinen den ganzen Tag andauernden Reiterübungen und religiösen Feierlichkeiten teilgenommen hatten, schienen alle eine Erholungspause zu brauchen, und Nikki hatte sie für zwei Wochen auf sein Schlößchen eingeladen, wo sie auf die Jagd gehen wollten. In den seitdem verstrichenen acht Tagen hatte sich die Beute aber ausschließlich auf zweibeinige Weibchen beschränkt, da Nikolai vorsorglich einen ganzen Trupp von schönen Zigeunermädchen zur Unterhaltung angeheuert hatte.
    Als nun der Morgen heraufzog, lagen im ganzen Raum verstreut Männer und Frauen ineinander verschlungen in den Armen: Manche auf Kissen, die auf dem Täbris-Teppich verstreut lagen, andere auf den bunten Diwans. Ein Paar war auf dem Eßtisch beschäftigt, was in einer feineren Gesellschaft von ungebührlichem Mangel an Anstand gezeugt hätte. Alle waren in den verschiedensten Stadien der Trunkenheit, Nacktheit und Hingabe.
    Tanja, eine schöne junge Zigeunerin, bewegte sich in einem sinnlich-provokativen Tanz vor Nikki hin und her. Seine Hand hielt eine kleine Branntweinflasche auf der Brust. Die andere lag locker auf der Sessellehne, hob sich gelegentlich träge zum nahen Kartentisch und deckte eine weitere Karte im Solitaire-Spiel auf, dem er sich gleichgültig widmete, während er Tanja zusah, die sich anmutig zu der wilden Musik bewegte. Nikki beobachtete sie durch die zu Schlitzen zusammengezogenen hellbraunen Augen. Ihr biegsamer junger Körper, nur halb von einer knappen Bluse und einem Seidenrock verborgen, wirbelte näher und entfernte sich wieder – verbunden mit einer unverhüllten Aufforderung in den blitzenden schwarzen Augen. Der Feuerschein fing sich im Metall ihrer schweren Ohrringe und den zahlreichen glänzenden Ketten um ihren schlanken Hals, die auf den halbnackten Brüsten tanzten.
    Hinter einem Vorhang, der zum Gang in die Küche führte, flüsterte der jüngste Diener einem alten Bediensteten zu, der mit den Eigenheiten der Familie aufs beste vertraut war: »Ist der Prinz immer so mürrisch und launisch?«
    Igor gab zu, daß der Prinz nicht in bester Stimmung war. »Die Kuzans haben manchmal ein teuflisches Temperament, kaum besser als Wilde«, erklärte der alte Diener ohne Boshaftigkeit, weil er schon seit Jahrzehnten im Dienst der Familie stand. »Sie schätzen schnelle Pferde, schlechte Frauen und guten Wein. Vater und Sohn haben eines der besten Gestüte im Reich aufgebaut. Sie kreuzen englische Stuten mit dem Blut der Orlow-Rostoptschin und Prwalskis. Sie züchten aber auch Styrelet-Pferde, die sogar noch seltener sind. Ihre Pferde sind in der ganzen Welt berühmt. Der junge Prinz selbst ist auch kein schlechter Deckhengst«, kicherte der Alte. »Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, wie es so schön heißt«, fügte er leise hinzu und erinnerte sich an das ausschweifende Leben des alten Prinzen
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