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Drei Männer im Schnee

Drei Männer im Schnee

Titel: Drei Männer im Schnee
Autoren: Erich Kästner
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allerdings etwas hart.«
    Die Herren lachten.
    Da kam Hagedorns Mutter hereinspaziert. »Wo man lacht, da laß dich ruhig nieder«, sagte sie.
    Fritz sah sie fragend an.
    »Ich weiß Bescheid, mein Junge, Fräulein Tobler hat mich eingeweiht. Sie hat große Angst vor dir. Sie ist daran schuld, daß du ein paar Tage Millionär warst. Übrigens ein bezauberndes Mädchen, Herr Geheimrat!«
    »Ich heiße Tobler«, erwiderte er. »Sonst nenne ich Sie gnädige Frau!«
    »Ein bezauberndes Mädchen, Herr Tobler!« meinte die alte Dame.
    »Schade, daß ihr beiden schon verlobt seid, Fritz!«
    »Wir könnten ja Doppelhochzeit feiern«, schlug Hagedorn vor.
    »Das wird sich schlecht machen lassen«, sagte der Geheimrat.
    Plötzlich klatschte Fritzens Mutter dreimal in die Hände. Daraufhin öffnete sich die Tür. Ein junges Mädchen und eine alte Dame traten ein.
    Der junge Mann stieß unartikulierte Laute aus, riß einen Stuhl um, rannte auf das Fräulein los und umarmte sie. »Endlich«, flüsterte er nach einer Weile. »Mein Liebling«, sagte Hildegard. »Bist du mir sehr böse?«
    Er preßte sie noch fester an sich.
    »Machen Sie Ihre Braut nicht kaputt«, meinte die Dame neben ihm.
    »Es nimmt sie Ihnen ja keiner weg.« Er trat einen Schritt zurück.
    »Tante Julchen? Wie kommt ihr denn eigentlich hierher? Ach so, Eduard hat euch eingeladen, um mich zu überraschen.«
    Das junge Mädchen sah ihn an. Mit ihrem kerzengeraden Blick. »Es liegt anders, Fritz. Erinnerst du dich, was ich dir in Bruckbeuren antwortete, als du mich nach meinem Namen fragtest?«
    »Klar«, meinte er. »Du sagtest, du heißt Schulze.«
    »Du irrst dich. Ich sagte, ich hieße genau so wie dein Freund Eduard.«
    »Na ja! Eduard hieß doch Schulze!«
    »Und wie heißt er jetzt?«
    Fritz blickte von ihr zu dem Tisch hinüber. Dann sagte er: »Du bist seine Tochter? Ach, du liebes bißchen!«
    Sie nickte. »Wir hatten solche Angst. Und da fuhr ich mit Frau Kunkel los. Wir wußten durch Johanns Briefe, wie sehr Vater schikaniert wurde.«
    »So ist das«, meinte er.
    »Und Tante Julchen ist gar nicht deine Tante?«
    »O nein«, sagte die Kunkel. »Ich bin die Hausdame. Mir genügt’s.«
    »Mir auch«, meinte Hagedorn. »Keiner war der, der er schien. Und ich Riesenroß habe alles geglaubt. Ein Glück, daß ich nicht Detektiv geworden bin!« Er gab der Kunkel die Hand. »Ich bin sehr froh, daß Sie nicht die Tante sind. Die Übersicht könnte darunter leiden. Ich sehe bereits einen Freund, der mein Schwiegervater wird. Und meine zukünftige Frau ist die Tochter meines Schwiegervaters, nein, meines Freundes. Und außerdem ist mein Freund mein Chef.«
    »Vergiß nicht, dir deine Arbeiten wiedergeben zu lassen«, mahnte die Mutter.
    »Sie liegen schon in seinem Büro«, sagte Tobler. »Ich kann dir nicht helfen, mein Junge. Du wirst Direktor unserer Propagandazentrale.
    Später mußt du dich auch in die übrige Materie einarbeiten. Ich brauche einen Nachfolger. Und zwar einen, der sich mehr um den Konzern kümmert, als ich es getan habe. Ich werde nur noch Briefmarken sammeln und mich mit deiner Mutter für unsere Enkelkinder interessieren.«
    »Nur nicht drängeln«, sagte Hilde. »Wenn du Fritz mit dem Konzern verheiratest, gehe ich ins Kloster. Dann könnt ihr sehen, wo ihr bleibt.«
    »Die Enkel sind mir wichtiger«, meinte Mutter Hagedorn.
    Der Geheimrat tröstete die alte Dame. »Abends hat er Zeit.«
    Sie setzten sich alle. Hilde und Fritz rückten eng zusammen. Johann öffnete die dampfende Terrine.
    »Was gibt’s denn?« fragte Tobler.
    Die Kunkel faltete die Hände überm Kleid und sagte: »Nudeln mit Rindfleisch.«
    Als sie nach dem Essen Kaffee und Kognak tranken, klingelte das Telefon. Johann ging an den Apparat. »Generaldirektor Tiedemann möchte Sie sprechen, Herr Geheimrat.« Er hielt Tobler den Hörer entgegen. »Es ist sicher wegen des Hotelkaufs.«
    »Eduard!« rief Fritz. »Sei so lieb und schmeiße den Portier und den Direktor nicht hinaus!«
    »Wozu hat er denn dann das Hotel kaufen lassen?« fragte Frau Kunkel. »Die Kerls fliegen. Wurst wider Wurst.« Der Geheimrat stand am Telefon, »’n Abend, Tiedemann. Ich dachte mir’s schon.
    Ja, wegen des Hotels. Nun und? Was? Der Besitzer will es nicht verkaufen? Zu gar keinem Preis?«
    Die anderen saßen am Tisch und lauschten gespannt. Der Geheimrat zog ein erstauntes Gesicht. »Nur mir will er’s nicht verkaufen? Ja warum denn nicht?« Eine Sekunde später begann Tobler laut zu lachen.
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