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Drei Hände Im Brunnen

Drei Hände Im Brunnen

Titel: Drei Hände Im Brunnen
Autoren: Lindsey Davis
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alles in meinem Entwurf. Spezialisierte Nachforschungen. Und dann schreib ich unten in kleineren Buchstaben Vorbesprechungen werden nicht in Rechnung gestellt. Das lockt sie an, weil sie denken, sie kriegen was umsonst, deutet aber gleichzeitig auf unser hohes Honorar für den Rest hin.«
     
    »Meine Honorare waren stets angemessen.«
     
    »Tja, und was hast du davon? Die Hälfte der Zeit lässt du dich dazu überreden, für lau zu arbeiten. Du bist zu weich, Falco.«
     
    »Offenbar ist damit Schluss.«
     
    »Mach mal ein bisschen Platz. Steh mir nicht im Weg.«
     
    »Du übernimmst einfach das Steuer«, warf ich ihm vor. »Es ist mein Geschäft, aber du drängst dich rein.«
     
    »Dafür sind Partner da«, sagte Petro grinsend.
     
    Ich erklärte, ich hätte noch eine andere Verabredung.
     
    »Lass dich nicht aufhalten«, murmelte er, völlig in seine Aufgabe vertieft.
     

V
    Zu meiner nächsten Verabredung stand eine formelle Eskorte bereit: meine Freundin, das Baby und der Hund Nux.
     
    Ich war spät dran. Sie saßen auf den Stufen des Saturntempels. Das war ein sehr belebter Ort am Nordende des Forums auf der Seite des Palatin. Sie waren verschwitzt. Das Baby wollte gestillt werden, der Hund bellte jeden Vorübergehenden an, und Helena Justina hatte diesen übermäßig geduldigen Gesichtsausdruck aufgesetzt. Mir stand also noch was bevor.
     
    »Entschuldige. Ich war noch in der Basilica, um die Anwälte wissen zu lassen, dass ich wieder in der Stadt bin. Könnte mir ab und an das Zustellen von Vorladungen einbringen.«
     
    Helena dachte, ich sei in einer Weinschenke gewesen. »Lass nur«, sagte sie. »Mir ist schon klar, dass die Registrierung deines erstgeborenen Kindes in deinem geschäftigen Leben einen sehr niedrigen Stellenwert hat.«
     
    Ich streichelte den Hund, küsste Helenas warme Wange und kitzelte das Baby. Diese überhitzte, gereizte kleine Gruppe war meine Familie. Alle hatten kapiert, dass meine Rolle als Haushaltungsvorstand darin bestand sie an unbequemen Orten warten zu lassen, während ich in Rom herumtrödelte und mein Leben genoss.
     
    Zum Glück hob sich Helena ihre Kommentare auf, bis sie genügend zusammenhatte, um mir einen ordentlichen Anschiss zu verpassen. Sie war ein großer, wohlgerundeter, dunkelhaariger Traum mit tiefbraunen Augen, bei deren zärtlichstem Ausdruck ich wie ein Honigkuchen dahinschmelze, den man auf einer sonnigen Fensterbank hat liegen lassen. Selbst der vernichtende Blick, den sie mir jetzt zuwarf, machte mich ganz benommen. Eine feurige verbale Balgerei mit Helena war mein größtes Vergnügen, das nur noch von einem Schäferstündchen übertroffen werden konnte.
     
    Der Tempel des Saturn liegt zwischen dem Tabularium und der Basilica Julia. Ich hatte damit gerechnet, dass Helena Justina beim Tempel auf mich warten würde, also hatte ich mich, nachdem ich Petro verlassen hatte, hinten über die Via Nova herumgedrückt. Ich hasse Anwälte, aber ihre Aufträge konnten den Unterschied zwischen Überleben und Untergang bedeuten. Meine finanzielle Situation war, um ehrlich zu sein, zum Verzweifeln. Ich sagte nichts, um Helena nicht zu beunruhigen; sie blinzelte mich misstrauisch an.
     
    Ich versuchte mich unter den Augen der Öffentlichkeit in meine Toga zu winden, während Nux an den hinderlichen Falten des Wollstoffs hochsprang und es für ein Spiel hielt, das ich extra für sie veranstaltete. Helena rührte keinen Finger, um mir zu helfen.
     
     
    »Ich brauche das Kind nicht zu sehen«, seufzte der Schreiber des Zensors. Er war ein Staatssklave, und sein Los war trübsinnig. Auf Grund des ständigen Stroms von Leuten, die durch sein Büro kamen, war er dauernd erkältet. Seine Tunika hatte vor ihm einem viel größeren Mann gehört, und bei der Auswahl des Barbiers, der ihn rasiert hatte, hatte er nicht das große Los gezogen. Seine Augen hatten einen leicht parthischen Schnitt, was ihm in Rom bestimmt nicht viele Freunde eingebracht hatte.
     
    »Genauso wenig wie die Mutter, nehme ich an?«, schnaubte Helena.
     
    »Manche kommen gern mit.« Er konnte auch taktvoll sein, wenn ihn das vor Beschimpfungen bewahrte.
     
    Ich setzte Julia Junilla auf seinen Schreibtisch, wo sie mit den Beinen strampelte und gurgelte. Sie wusste, wie sie sich bei den Leuten beliebt machte. Sie war jetzt drei Monate alt und sah meiner Meinung nach allmählich richtig niedlich aus. Sie hatte das zerknautschte, ungeformte Aussehen verloren, mit dem die Neugeborenen ihre
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