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Drei Hände Im Brunnen

Drei Hände Im Brunnen

Titel: Drei Hände Im Brunnen
Autoren: Lindsey Davis
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Lösung gefunden. Solange ich bei den Vigiles pausiere, werde ich in seine alte Wohnung ziehen und ihm selbst als Partner zur Seite stehen.«
     
    Ich strahlte Anacrites wohlmeinend an. »Sie kommen leider ein Ideechen zu spät. Der Posten ist schon vergeben, alter Freund. So ein Pech aber auch!«
     

III
    Als wir das Päckchen auf den Tisch des Schreibers legten, griff Fusculus begierig danach. Er hatte schon immer einen gesegneten Appetit und dachte, wir hätten ihm was Leckeres mitgebracht. Wir ließen ihn das Päckchen öffnen.
     
    Im ersten Augenblick hielt er den Inhalt für eine interessante neue Art von Wurst, dann zuckte er mit einem Aufschrei zurück.
     
    »Igitt! Wo habt ihr beiden kindischen Bettler denn wieder gespielt? Zu wem gehört die?«
     
    »Wer weiß?« Petronius hatte sich inzwischen an die abgehackte Hand gewöhnt. Während der fidele Fusculus immer noch bleich aussah, konnte Petro sich blasiert geben. »Kein Siegelring mit dem Namen eines Geliebten, keine hübsche keltische Tätowierung – das Ding ist so aufgequollen, dass man noch nicht mal sagen kann, ob es von einer Frau oder einem Mann stammt.«
     
    »Von einer Frau«, meinte Fusculus. Er bildete sich etwas auf seine berufliche Erfahrung ein. Die Hand, an der vier Finger fehlten, war so vom Wasser verunstaltet, dass es keinen ersichtlichen Grund für seine Annahme gab.
     
    »Was macht die Arbeit?«, fragte Petronius sehnsuchtsvoll. Ich merkte schon, dass sein Engagement als mein Geschäftspartner minimal sein würde.
     
    »Lief alles bestens, bis ihr zwei aufgetaucht seid.«
     
    Wir befanden uns im Wachlokal der Vierten Kohorte. Der größte Teil diente der Unterbringung von Geräten zur Feuerbekämpfung, was die Hauptbeschäftigung der Vigiles ist. Seile, Leitern, Eimer, große Grasmatten, Breithacken und Äxte sowie die Wasserpumpe standen alle in Bereitschaft. Es gab eine kleine kahle Zelle, in die man Einbrecher und Brandstifter werfen konnte, und einen Aufenthaltsraum, in dem die Diensthabenden würfeln oder die Einbrecher und Brandstifter windelweich prügeln konnten, falls das mehr Spaß versprach. Beide Räume waren um diese Zeit normalerweise leer. Die Arrestzelle wurde nachts gebraucht; am Morgen wurden die jämmerlichen Insassen entweder mit einer Verwarnung entlassen oder zu einem formellen Verhör ins Büro des Tribuns gebracht. Da die meisten Verbrechen im Schutz der Dunkelheit verübt wurden, war während des Tages nur eine Rumpfmannschaft im Dienst. Die Männer waren unterwegs, um Verdächtige aufzuspüren, oder sie saßen auf einer Bank in der Sonne.
     
    Aber man darf sich dadurch nicht täuschen lassen. Das Leben der Vigiles ist rau und gefährlich. Die meisten von ihnen waren Staatssklaven gewesen. Sie hatten sich zum Dienst verpflichtet, weil sie, falls sie überlebten, schließlich als Bürger in Ehren entlassen werden würden. Die offizielle Dienstzeit betrug sechs Jahre. In den Legionen dienten die Soldaten mindestens zwanzig Jahre. Es gab also einen guten Grund, sich zu den Vigiles zu melden, und nicht viele erreichten das Ende ihrer Dienstzeit.
     
    Tiberius Fusculus, der Beste von Petros handverlesenen Männern und jetzt Ersatzmann für seinen Chef, betrachtete uns wachsam. Er war ein rundlicher, fröhlicher Bursche mit dünnem Haar, außerordentlich gesund und mit einem scharfen Verstand gesegnet. Sein größtes Interesse galt der Verbrechenstheorie, aber aus der Art, wie er die aufgequollene Hand von sich wegschob, konnten wir entnehmen, dass er nicht vorhatte, die Sache weiter zu verfolgen, wenn er sie unter »Kein Aufklärungsbedarf« ablegen konnte.
     
    »Und was soll ich eurer Meinung nach damit machen?«
     
    »Den Rest dazu finden?«, schlug ich vor. Fusculus schnaubte. Petronius betrachtete das grässliche Ding. »Sie hat offensichtlich lange Zeit im Wasser gelegen.« Sein Ton war entschuldigend. »Man sagte uns, sie hätte ein Rohr im Castellum an der Aqua Appia verstopft, aber sie hätte auch von irgendwo anders dahin gelangen können.«
     
    »Die meisten Leichen werden eingeäschert«, sagte Fusculus. »Ein Hund könnte eine menschliche Hand an einer Kreuzung in einem Dorf in der Provinz ausbuddeln, aber in Rom werden Leichen nicht im Ganzen vergraben.«
     
    »Das riecht nach einem Verbrechen«, stimmte Petro zu. »Wenn jemand, vermutlich eine Frau, umgebracht worden ist, warum hat es dann keinen Aufschrei gegeben?«
     
    »Weil Frauen dauernd umgebracht werden«, erklärte Fusculus
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