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Drei Gräber bis Atlantis

Drei Gräber bis Atlantis

Titel: Drei Gräber bis Atlantis
Autoren: Jason Dark
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geöffnet hielt, hatte ich das Gefühl, als würde er ins Leere schauen und mich überhaupt nicht zur Kenntnis nehmen. Das waren Augen ohne Glanz, schon fast gebrochen. Seine Haut sah weich aus und war eingefallen. Durch die nach unten hängenden Hautlappen wurden auch die Falten in seinem Gesicht verdeckt. Die Lippen fielen kaum auf. Sie wirkten wie zwei trockene Gummiringe.
    »Ich bin es, John Sinclair. Hören Sie mich, Mister? Sie haben nach mir verlangt.«
    »Ja…«
    Ich war froh, eine Antwort bekommen zu haben und stellte eine weitere Frage. »Wie heißen Sie?«
    »Oriol. Walter Oriol…«
    Den Namen hatte ich noch nie gehört. Ein wenig ungewöhnlich hörte er sich schon an, doch darauf ging ich nicht ein und erkundigte mich bei ihm nach den Gründen für mein Kommen.
    »Ich musste dich sehen.«
    »Jetzt bin ich da. Weshalb gerade mich?«
    »Weil es wichtig ist, sehr wichtig«, drang es flüsternd über seine Lippen.
    »Wichtiger als alles andere im Leben, das kannst du mir glauben. Deinen Namen kennen sie…«
    »Wer ist sie?«
    Der Mann ging darauf nicht ein. In seinem Gesicht zuckte es. Er bat mich, ihn aufrecht hinzusetzen. Ich tat ihm den Gefallen und schob ihn höher. Dabei wippte der Schaft des Dreizacks und stieß mir gegen die Stirn. Ich wollte die Waffe aus seiner Brust ziehen, doch der Mann bewegte mit erstaunlicher Kraft seinen Arm und umklammerte mein Handgelenk.
    »Lass es so! Es hat keinen Sinn. Ich laufe langsam aus, denn es geht zu Ende. Er hat mich erwischt, aber vorher muss ich dir noch etwas sagen. Es ist wichtig. Eine Gefahr droht.«
    »Welche?«
    Eine direkte Antwort bekam ich nicht von ihm. Statt dessen wollte er wissen, ob ich seinen Bruder kannte.
    »Nein, nie gehört. Wie heißt er denn?«
    »Mason, Oberinspektor. Mason Oriol.«
    »Ist er wichtig?«
    »Ja, sehr wichtig. Er ist der springende Punkt. Er ist die Person, die Du aufsuchen musst, denn um ihn dreht es sich. Um ihn und um das Spiel. Du musst das Spiel suchen und finden.«
    »Und welches Spiel?«
    »Oriol hat es. Er hält es in seinem Gewahrsam. Es ist ein gefährliches Spiel. Man gerät in seinen Bann. Auch ich bin hineingeraten, denn dadurch kann man das Tor und den Friedhof finden.«
    »Und welchen Friedhof?«
    »Den mit den drei Gräbern.« Der Sterbende hatte mich noch nicht losgelassen. Ich spürte, wie seine Hand zitterte und sich dieses Zittern auch auf meinen Arm übertrug. »Der Friedhof mit den drei Gräbern ist ungemein wichtig, denn nur er ist das Tor, durch das Du in das längst versunkene Land geraten kannst.«
    Ich verstand. Ein Schauer kroch über meinen Rücken. »Meinst du damit Atlantis?«
    »So ist es.« Er lachte leise. »Ich habe gewusst, daß du der Richtige bist. Ja, man kennt Deinen Namen. Nur Du kannst den Friedhof finden und damit das Tor nach Atlantis nicht nur aufstoßen, sondern es auch wieder schließen, denn das ist noch wichtiger. Verstehst du mich?«
    »Bis jetzt ja. Aber zuvor muss ich zu Deinem Bruder.«
    »Richtig, Oberinspektor. Aber er ist nicht allein mein Bruder, er ist auch mein Mörder!«
    Diese Offenbarung überraschte mich. Wenn ich die Aussage richtig verstanden hatte, musste es Mason Oriol gewesen sein, der Walter den Dreizack in die Brust gestoßen hatte.
    Ich fragte nach dem Motiv. »Was kann einen Menschen zu einem Brudermord verleiten?«
    »Ach, junger Mann!« krächzte der Sterbende. »Hat es das nicht schon in der Bibel gegeben? Haben Kain und Abel sich verstanden? Nein. Kain hat seinen Bruder erschlagen. Auch Mason war so. Keiner darf seinem Geheimnis auf die Spur kommen, denn nur er besitzt das gefährliche Spiel. Dadurch findest Du den Zugang zum Friedhof mit den drei Gräbern, um nach Atlantis zu gelangen. Er muss verschlossen werden, damit das Böse aus Atlantis nicht in diese Welt dringen kann. Versprichst Du mir, den Zugang zu versperren, Sinclair? Versprichst Du es mir?«
    »Ich versuche es.«
    »Nein!« stöhnte er, »nein!« Sein Griff wurde noch härter. »Das ist zu wenig, viel zu wenig.« Aus seinem Mund rann der Speichel wie Saft und floss in die Einkerbungen seiner Haut. Dort fand er auch den Weg zum flachen Kinn. »Du musst es versprechen. Ich habe Dich nicht umsonst herholen lassen. Bitte…«
    Ich wich dem Blick des Mannes nicht aus. Seine Augen besaßen etwas Zwingendes, als wären noch einmal die Kraft und die Energie eines langen Lebens zurückgekehrt.
    »Ja, Walter«, erwiderte ich leise und nickte sehr bedächtig. »Ja, ich verspreche es Dir. Ich
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