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Drei Generationen auf dem Jakobsweg

Drei Generationen auf dem Jakobsweg

Titel: Drei Generationen auf dem Jakobsweg
Autoren: Pia Stein
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genehmigten uns noch ein Getränk, bevor wir dann den Rückweg zu unserem Quartier antraten. Schnell war vereinbart, dass um sieben Uhr aufgestanden würde und wir uns um halb acht treffen wollten, um zu frühstücken. Wir wünschten uns eine gute Nacht und gingen zu Bett.

23. Mai Pamplona über Alto del Perdón und Uterga nach Obanos (23 km)
    Pünktlich um halb acht trafen wir uns zum gemeinsamen Frühstück. Wir ließen uns alles gut schmecken, wer weiß, wann wir wieder so feudal frühstücken würden, und brachen anschließend zur heutigen Etappe von 23 Kilometern auf. Der Weg durch Pamplona war gut gekennzeichnet. Durch die Altstadt gelangten wir über die Calle Mayor in den Zitadellenpark . Danach ging es an der Universität vorbei in Richtung stadtauswärts. Nach eineinhalb Stunden hatten wir es geschafft, die Teerstraßen von Pamplona zu verlassen. Auf einem Fußweg neben der Landstraße wanderten wir weiter in der Ebene, vorbei an Cizur Menor . Schon von Weitem sahen wir den groß angelegten Windpark auf dem Bergkamm. Von nun an begann der Weg wieder anzusteigen und somit schwieriger zu werden. Vorbei an den Burgruinen des Grafen von Guendulain (16. Jahrhundert) erreichten wir unter mühevollem Schieben und teilweise Tragen der Kinderkutsche, was wieder durch Peter und Larissa bravourös gemeistert wurde, das am Hang der Sierra de Perdón gelegene Zariquiegui .
    Bereits eineinhalb Stunden bergauf lagen hinter uns, wir hatten aber laut unserem Reiseführer nochmals eine Stunde Aufstieg zum Alto del Perdón vor uns. Wieder führte nur ein schmaler Pfad über Stock und Stein hinauf. Wieder musste unsere Kinderkutsche, unsere Franziska schlief darin tief und fest, meist getragen werden. Mein Mann und meine Tochter waren sichtlich erschöpft, wobei meine Tochter das nicht oder nur ungern zugeben wollte. Allerdings hatte sich der Aufstieg gelohnt. Eine wunderschöne und großzügig angelegte Pilgerkarawanen-Skulptur, welche Pilger zu Fuß, zu Pferd oder Kamel demonstrierte, erwartete uns. Unsere Enkelin wurde schnell wach, war ja klar, es schaukelte ja nichts mehr, und freute sich aussteigen zu können.
    Nachdem wir auch hier mit viel Freude unsere Fotos geschossen hatten, ließen wir uns nieder und genossen unsere mitgebrachte Brotzeit und einen großen Schluck aus der Wasserpulle. Wir kamen mit zwei Pilgerinnen aus Graz, welche wir am gestrigen Tag schon ein Stück des Weges begleitet hatten, ins Gespräch. Beide waren bereits in Rente und wollten dieses Jahr nur ein Teilstück des Jakobsweges von Pamplona nach Burgos gehen, was im Übrigen viele Pilger machen. Beide waren sich nicht ganz einig, da eine der beiden Damen den Weg offensichtlich als sportliche Herausforderung, die andere den Weg eher unter dem Pilgeraspekt sah. Beide erzählten uns von ihren Erfahrungen, was Pilgerherbergen betraf, und waren nicht gerade begeistert. Auch sie seien in Pensionen/Hostals ausgewichen, da das Schlafen in 100 Betten-Räumen nicht wirklich möglich war, weil viele Pilger sehr laut schnarchten, aber auch ständig jemand eine Taschenlampe anmachte und aufstand, um den Weg zur Toilette anzutreten und dann auch noch die Wasserspülung betätigte. Bei dieser Unterhaltung musste ich herzlich lachen, unwillkürlich dachte ich an die Passage über die Wasserspülung, geschrieben von Hape Kerkeling in seinem Buch über den Jakobsweg. Jetzt trafen wir auch auf einen Pilger aus Linz namens Franz. Er kam alleine an, erzählte uns aber, dass er mit einer Bekannten aus Jugendzeiten von Pamplona aus gestartet war. Aus unterschiedlichen Konditionsgründen gingen sie getrennt und trafen sich erst abends wieder an den vereinbarten Etappenzielen.
    Nach diesen teilweise sehr lustigen Gesprächen machten wir uns auf, um den Abstieg anzutreten. Gleich ging es richtig zur Sache. Sehr steil ging es über grobes Geröll nach unten. Mein Mann und meine Tochter waren mit der Kinderkutsche vor mir und ich schickte ein Stoßgebet nach oben und bat um Beistand, damit keiner von ihnen auf diesem groben Geröll ausrutschte und zu Sturz käme. Vom vielen bergab Gehen schmerzten meine Fußnägel mehr denn je und ich sah bereits vor meinem inneren Auge die blaue Farbe, die künftig meine Fußnägel zieren würde. Spätestens hier bei der Plagerei mit der Kinderkutsche bergab dürfte es meiner Tochter klar geworden sein, dass der bisherige Weg ohne unsere Mithilfe für sie alleine nicht machbar gewesen wäre. Aus den Gesichtern der Pilger konnten wir
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