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Drei Frauen und ein Braeutigam

Drei Frauen und ein Braeutigam

Titel: Drei Frauen und ein Braeutigam
Autoren: Sarah Harvey
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längst hineingeschlüpft und säße jetzt still in einer Ecke, um auf den Aufbruch zu warten.
    Mit hochgezogenen Brauen drehe ich mich zu Tanya um. Sie hat ihn bereits entdeckt. Die Kinnlade fällt ihr herunter, wie jemandem, der gerade den wogenden Busen eines begeisterten weiblichen Fans erblickt, der nackt durch ein Stadion rast. Sie zieht mich am Handgelenk von Grace fort und zu sich hinüber. Dann zischelt sie mir ins Ohr: »Das kann er nicht sein.«
    »Vielleicht ist er ein Bekannter von Louis?«, schlage ich zaghaft vor.
    »Trägt er etwa Lycra, Pailletten und Make-up?«
    »Wohl kaum, Lipgloss passt einfach nicht zu einem drei Jahre alten Armani-Sakko, verblichenen Cordhosen und einem Polohemd.«
    »Tja, somit scheidet diese Möglichkeit wohl aus, oder?«
    »Vielleicht hat Louis den Typ gewechselt?«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen; er muss es sein.«
    »In diesem Fall hat entschieden Grace den Typ gewechselt«, entgegne ich ungläubig.
    Der Verdacht, dass er in der Tat Grace‘ Neuer ist, erhärtet sich, als wir die kleine Gruppe erreichen. Mit vor Freude strahlenden Augen schnappt sie seine Hand und zerrt ihn von dem immer noch plappernden Louis fort, um ihn uns vorzustellen.
    »Das sind Ollie und Tan«, erklärt sie ihm. »Meine zwei besten Freundinnen auf der ganzen weiten Welt. Ollie, Tan.« Sie atmet tief durch und lächelt, als stünde sie kurz davor, den Gewinner einer Tombola bekannt zu geben. Sacht schiebt sie den verschüchterten Schulsprecher auf uns zu. »Das ist Stuart.«
    Er hält uns die Hand hin. »Mit u und a, nicht mit e, w, a.«
    »Wie bitte?«
    »Stuart mit u«, wiederholt er zaghaft lächelnd und streckt mir die Hand noch näher hin.
    »Ah, klar, verstehe«, antworte ich. Nur einer Seite meines Mundes gelingt es, sich zu dem Lächeln zu verziehen, das ich beabsichtigt hatte.
    »Ich habe dir schon von Ollie erzählt. Sie hat das Restaurant in Battersea«, posaunt Grace stolz.
    Stuart hat ziemlich schwitzige Hände. Nach einem Händeschütteln, das ein wenig zu fest ausfällt, um noch angenehm zu sein, entschlüpfe ich - im wahren Sinne des Wortes - seinem Griff. Ich kann gerade noch den Drang unterdrücken, die Hand an meiner Hose abzuwischen.
    »Und das ist Tanya.«
    Der Umstand, dass Stuart der erste Mann überhaupt ist, der Tanya vorgestellt wird, ohne dass seine Augen gleich von ihrem Gesicht zu ihrem Dekolleté wandern, bringt ihm ein paar Gummipunkte ein. Eine kleine Wiedergutmachung für die Tatsache, dass ein Händedruck mit ihm an einen Händedruck mit einem großen, schlüpfrigen Fisch erinnert.
    »Tanya arbeitet als Immobilienmaklerin«, fährt Grace unbekümmert fort. »Aber wir mögen sie trotzdem.«
    »Ich bin Gebäudemanagerin...«, verbessert Tanya sie.
    »Macht das einen Unterschied?«
    »Nur bei der Provision«, frotzle ich.
    »Ooh, schaut mal, da kommt Cornelia.« Grace hat ihre Chefin aus der PR-Firma entdeckt, die zögernd hereinkommt.
    Sie lasst Stuarts Hand los, die sie ein wenig zu fest umklammert hielt für eine Frau, die eigentlich nicht zur anhänglichen Sorte gehört»»Ich muss sie wissen lassen, wo wir sind. Sie hasst es, allein in diese Art Bar kommen zu müssen. Hab versprochen, ihr einen großen Gin Tonic zu spendieren, weil ich heute eine Stunde früher gehen durfte.« Sagts und schlüpft an mir vorbei. »Ich habe die Zeit gebraucht, um mich in Schale zu werfen.«
    »Wahrscheinlich hast du mindestens eine Stunde gebraucht, um dein Korsett zu schnüren«, ziehe ich sie auf.
    Grace streckt mir die Zunge raus. »Brauche ich etwa ein Korsett?« Sie deutet auf ihre unglaublich schlanke Taille. »Aber denk nur mal an den Spaß, sich langsam aus einem schälen zu lassen...«, sie zwinkert, »Häkchen für Häkchen...«
    »Jemanden drei Stunden warten zu lassen, während du dich aus deinen Hüllen blätterst, dürfte für das Vorspiel eher tödlich sein«, murmle ich trocken. »Besonders in der ersten Nacht.«
    »Na, wie gut, dass ich nur ein appetitliches Höschen trage«, flüstert sie mir kichernd ins Ohr. Breit grinsend wendet sie sich wieder zu Stuart um. »Ich lass euch drei allein, damit ihr euch ein bisschen kennen lernt. Bin gleich wieder da.«
    »In Schale geworfen?« echot Tanya tonlos und bestürzt, als Grace mit höchst unmodern wehenden Rockschößen davonstürmt. »Selbst Queen Victoria hatte fröhlichere Klamotten an, als sie um ihren Bertie trauerte.«
    Ich drehe mich zu Stuart um. Hoffentlich hat er diesen Kommentar nicht gehört.
    Er
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