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Drei Frauen und ein Braeutigam

Drei Frauen und ein Braeutigam

Titel: Drei Frauen und ein Braeutigam
Autoren: Sarah Harvey
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lächelt mich an. Also nicht.
    Ich lächle zurück.
    Er lächelt.
    Tanya lächelt.
    Er lächelt.
    Ich lächle erneut.
    Tanya sieht mich an und schneidet eine Grimasse, die sie hastig wieder zu einem gezwungenen Lächeln verzieht, als Stuart sich ihr zuwendet und sie weiter verkrampft angrinst. Doch er sagt noch immer nichts.
    Aus irgendeinem Grund scheint auch mir plötzlich jegliche Kommunikationsfähigkeit abhanden zu kommen. Das muss ansteckend sein. Ich durchforste mein Gedächtnis nach einer passenden Einleitung. »Und, Stuart, wohnst du hier in der Nähe?« ist alles, was mir einfällt. Ich weiß sehr wohl, dass dem nicht so ist, doch da wir anscheinend gerade alle auf der Leitung stehen...
    »Nein, glücklicherweise nicht. Meine Familie hat zwar eine kleine Wohnung in Kensington, aber eigentlich lebe ich in Leicestershire.«
    »Glücklicherweise? Dann bist du also nicht scharf auf London?«, hakt Tanya verschmitzt nach. Als echtes Großstadtkind findet Tanya, dass alles, was jenseits der Stadtautobahn liegt, gleichbedeutend mit der tiefsten Provinz ist.
    »Ich bin nicht gern in London. Ich muss gestehen, ich komme nur, wenn es sich nicht vermeiden lässt.«
    Tanya verdreht die Augen, als Stuart erneut nervös lächelt. Dann vergräbt er das Gesicht in seinem Glas. Es gelingt ihm, eine atemberaubend lange Zeit so auszuharren, bis Grace mit Cornelia ankommt - gerade rechtzeitig, um ihn daran zu hindern, in seinem Mineralwasser zu ertrinken.
    Cornelia ist eine ziemlich sauertöpfische Rothaarige von der Sorte, die Haarreifen und bequeme Schuhe tragen. Ich habe sie bereits einige Male getroffen. Sie gehört zu den Leuten, die im Büro richtig aufdrehen, sonst aber ein totaler Reinfall sind. Unsere Grace dagegen ist das menschliche Gegenstück zum Tierheim in Battersea. Sie neigt dazu, Verirrte und Heimatlose aufzulesen und ihnen, wenn nicht ein neues Heim, so doch ein Privatleben zu geben.
    Doch nicht jeder ist so gutherzig und großmütig wie Grace.
    Denn kaum ist Cornelia angekommen, beschließen die anderen Mädels, die mit Grace arbeiten, dass es für sie an der Zeit ist aufzubrechen.
    Tanya blickt ihnen wehmütig hinterher, als sie sich in Richtung des nächstbesten Nachtclubs auf den Weg machen. Nachdem sie bei dem Versuch gescheitert ist, mit Stuart über ihre drei Lieblingsthemen, Shoppen, Clubben und Sex, zu plaudern, hat sie aufgegeben und sich in den Schutz der Bar verkrümelt, um Nachschub zu holen.
    Nachdem sie Cornelia Stuart vorgestellt hat, sprechen Grace und sie nun über die Arbeit. Also beschließe ich, dass nun ich an der Reihe bin mit dem Versuch, Stuart aus der Reserve zu locken - wenn schon nicht aus seinem Mineralwasser. Doch nachdem wir, wie es mir vorkommt, eine kleine Ewigkeit höflichen und reichlich gestelzten Smalltalk betrieben haben, verfällt er wieder in beharrliches Schweigen. Er taucht in seinem Glas ab wie ein U-Boot in feindlichem Gewässer, das beim kleinsten Anzeichen einer möglichen Gefahr auf Tauchgang geht.
    Als er endlich wieder auftaucht, überlasse ich ihn Louis, unserer quirligen Quasselstrippe. Bei ihm muss man, wenn einem nicht wirklich nach Reden zumute ist, nur so tun, als würde man zuhören, und von Zeit zu Zeit »hm-hm« murmeln, um den Redeschwall am Leben zu erhalten. Ich dagegen ziehe mich mit Tanya zu einer Krisenbesprechung aufs Damenklo zurück.
    »Und, was hältst du von ihm?« Ich quartiere mein Hinterteil auf den Rand des Waschbeckens und suche in meiner Handtasche nach dem Make-up. Aufgrund einer kleineren Küchenkrise im Restaurant hatte ich keine Zeit zum Schminken, bevor ich Tanya abholte.
    »Er trägt Cord!« Ungläubig schüttelt Tanya den Kopf.
    »Ich muss zugeben, dass er sehr ländlich-lässig gekleidet ist«, erwidere ich und grabe meinen Lieblingslippenstift aus. »Aber ich meinte eher, was du von seiner Persönlichkeit hältst.«
    .»Soll das heißen, du hast eine entdeckt?«
    »Oje, geht‘s dir auch so... Vielleicht ist er wirklich nur schüchtern. Grace sagte, er sei schüchtern.«
    »Vielleicht hat er aber auch einfach keine.«
    »Keine was, Mädels? Zerreißt ihr euch etwa gerade das Maul über Grace‘ neuen Rüden... obwohl man eher ein »P« davor setzen sollte! Dabei habe ich noch nie erlebt, dass Grace sich solche Mühe gibt, einen Mann zu beeindrucken. Diese förmliche Vorstellung ist ja wohl auch neu. Normalerweise lernen wir doch ihren neuesten Beau kennen, indem wir in irgendeinem Club über sie stolpern, während sie ihn
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