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Drei Frauen im R4

Drei Frauen im R4

Titel: Drei Frauen im R4
Autoren: Christine Weiner
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uns?« Renate schaute sich um, wem die beiden Frauen außer uns winken konnten. Aber da war niemand in der Nähe, auf dem Kies.
    Ehe wir weiterrätseln konnten, stürmten die beiden Frauen auf uns zu.
    »Ihr seid es, ihr seid es!«, riefen sie.
    Bald erkannten wir, dass die beiden schönen jungen Frauen niemand anderes als Anna und Sarah waren. Die Töchter meiner Freundinnen warfen sich ihren Müttern an den Hals und vergaßen auch nicht, ihre Tante Trudi immer wieder zu umarmen. Worte und Sätze, Fragen und Lachen, Rufen und lautes Erstaunen schallten über den Hof und wurden nur sanft von den teuren Ledersitzen der parkenden Edelkarossen gedämpft.
    »Ihr habt es geschafft! Ihr seid wirklich angekommen!«, rief Sarah immer wieder stolz.
    »Damit haben wir nicht gerechnet«, sagte Anna. »Und, ach Gott, der R4, läuft der denn tatsächlich noch!«
    In einem heillosen Durcheinander fragten sie uns aus, erkundigten sich nach den Details und ob wir es auch geschafft hätten, alle Regeln einzuhalten.
    »Na, was bist du denn für ein Süßer?«, beugten sie sich über Fips, und stolz machte er Männchen, so schön es nur bei jungen Frauen geht.
    »Was habt ihr zu erzählen?«, fragten sie, und Anna kroch sofort in den R4 hinein und vermeldete aus dem Inneren: »Es sind nur noch ganz wenige Dosen im Karton!«
    »Das ist lang«, antworteten wir, weil uns im Moment die Worte fehlten.
    »Und gut seht ihr aus!«, staunte Sarah und machte von uns sofort ein Foto. »Für das Dorfblatt«, erklärte sie. »Immerhin, ihr habt die Reise um die Welt geschafft.«
    Was stimmte. Um die innere allemal.
    Sarah und Anna hatten sich gleich nach meinem Telefongespräch mit Wolfgang auf den Weg gemacht, weil für sie der Weg ab Luzern gut einzuschätzen war. Wolfgang hatte sie in groben Zügen eingeweiht. Vieles war den Mädels also bekannt. Nur von Maiki, Joshi, Marco und vielem mehr hatten beide keine Ahnung. Was gut war, weil auch für Mütter und Freundinnen Geheimnisse sehr wichtig sind.
    »Dass ihr in der Schweiz hängengeblieben seid, konnten wir erst gar nicht glauben, und wir waren unsicher, ob ihr überhaupt weiter nach Italien fahrt, aber irgendwie wollten wir das Risiko eingehen, weil es ja in dem Fall noch eine Überraschung für euch gibt. Und tatsächlich, jetzt seid ihr hier, wir haben euch in dem roten Etwas anrollen gesehen«, sprudelte es nur so aus Sarah heraus.
    Beide Mädchen erzählten abwechselnd und völlig aufgeregt von der Suite, die sie für uns reserviert hatten. Von dem tollen Bad, den Wellnessangeboten und den Schönheitsbehandlungen, die nun sicherlich sehr hilfreich wären, damit wir uns von den Strapazen der langen Reise gut erholten. Sie zogen uns die imposante Treppe hinauf, an ihren schönen Tisch, auf dem Porzellantellerchen standen und silberne Kannen mit heißem, duftendem Kaffee.
    »Echter Bohnenkaffee«, strahlte Nele und zwinkerte mir zu.
    »Ist das nicht toll hier?«, fragte Anna, und Sarah freute sich so, dass ihre Augen überliefen. Schön geschminkt und zart sahen die beiden jungen Frauen aus, und sie passten unglaublich gut an diesen feinen Tisch.
    Renate, Nele und ich machten gute Miene zum überraschten Spiel. Es fühlte sich fast genauso wie damals an, als wir von dieser Reise bei unserer großen Feier zum Fünfzigsten erfuhren, nur war jetzt alles umgekehrt. Als mir Sarah ihr Smartphone über den Tisch zuschob, geradeso als wäre es ein leckeres Stückchen Marzipan, zog mich nichts zu dem kleinen Display hin.
    »Darauf hast du lange verzichten müssen, oder?«, sagte sie zu mir. »Nun darfst du endlich. Ich hab ’ne Flat.«
    Komm, telefonier schon los.
    Ich hab ’ne Flat.
    Ich hab ’ne Flat.
    Die magische Formel von früher war wirkungslos geworden. Ich hatte keine Lust zu telefonieren, und selbst wenn ich es gewollt hätte, ich hätte nicht gewusst, mit wem. Mit Wolfgang würde ich lieber in Ruhe und zu einem anderen Zeitpunkt sprechen.
    »Und ihr habt wirklich alles eingehalten?« Sie fragten immer wieder und waren erstaunt, weil beide davon ausgegangen waren, dass wir die Regeln boykottieren würden. Sie erzählten, dass sie uns unsere Kleidung mitgebracht hatten und unsere Handtaschen, und sie lachten, weil sie sich freuten, dass sie auch an meinen Laptop gedacht hatten. Mein Laptop, der jetzt im Zimmer schon auf mich wartete.
    »Und Trudi«, Anna strahlte mich aus offenen Augen an, »du wirst dich freuen. Für dich haben wir extra ein schönes weiches Bett bestellt. Du wirst es
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