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Drecksau

Drecksau

Titel: Drecksau
Autoren: Irvine Welsh
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sagen wir zu Toal. Sein Gesicht schaut säuerlich auf uns herab. – Ehrlich, versuche ich mir ein Lächeln abzuringen.
    – Das würde ich mir wünschen, Bruce. Die Leute vom Polizei-Sozialdienst werden dich demnächst besuchen: die werden dir professionelle Hilfe anbieten können. Ich weiß, daß im Moment alles ziemlich trostlos aussieht, aber du bist nicht der erste Polizeibeamte, der zusammenklappt, und du wirst nicht der letzte sein. Busby hatte so seine Probleme. Und dann Clell. Er scheint sich wieder zu berappeln. Bruce ...
    Toal sieht etwas verlegen aus. Er reibt seine behandschuhten Hände aneinander. – Aye?
    – Du hast Freunde, mußt du wissen, sagt er leise. Dann grinst er leicht. – Wir sind nicht ganz so dämlich, wie du denkst. Deine Frau. Wir wissen, daß sie eine Affäre mit einem Schwarzen hatte. Unsere Stadt ist nicht besonders groß, Bruce, und sie ist ausgesprochen weiß. Solche Dinge werden hier bemerkt, ganz gleich wie diskret die Beteiligten sind. Aber, wie ich bereits sagte, du hast Freunde. Wir kümmern uns um unseresgleichen.
    Seine Worte treffen mich wie eine langsame, betäubende Flutwelle. Ich fühle mich wie ein Crash-Test-Dummy bei einem minderschweren Aufprall. Ich versuche zu begreifen, was er meint. – Du meinst, du wußtest... die ganze Zeit... du ...
    – Sag nichts, Bruce, sagt Toal tiefernst: – Sag kein Wort zu mir. Er dreht sich um, zieht die Gardinen auf und schaut aus dem Fenster. Dann sieht er mich durchdringend an: – An manche Dinge rührt man besser nicht. Es stehen Ansehen, Moral und Karrieren auf dem Spiel. In gewisser Weise, aye, doktern wir an den Symptomen rum, anstatt die Krankheit zu kurieren. Wir denken da vielleicht ein wenig kurz. Aber andererseits ist uns ja auch auf Erden nur begrenzte Zeit beschieden. Da ist sowas unvermeidlich, grinst er.
    Ohne Wenn und Aber. Ich versuche zu lächeln, aber mein Gesicht fühlt sich wie erstarrt an, als seien alle Muskel- und Nervenstränge durchtrennt.
    – Weißt du eigentlich, dieser ganze Mist mit der geheimnisvollen Unbekannten? Wegen der hab ich viel Zeit verschwendet, lacht er kopfschüttelnd und sieht mich ein wenig verlegen an. – Ich hab irgendwann zufällig gehört, wie Bob Hurley in der Bar zu dir sagte: Die treiben es doch alle ... und dann irgendwas mit Jackie Trent. Verstehst du, ich dachte, diese Jackie Trent sei irgendwie darin verwickelt und würde mit den meisten Jungs im Ermittlungsteam bumsen, damit sie die Angelegenheit vertuschen. Ich hab endlos lange nach einer Jackie Trent gesucht, um sie zu überprüfen. Dann hab ich begriffen, daß das alles nur ein blöder Kantinenscherz war, irgendein idiotischer Polizistencode.
    – Ja ... Jackie Trent, ich höre die Worte in meinem Kopf widerhallen und als sinnentleertes Brabbeln über meine Lippen kommen.
    – Na, wie auch immer, ich hab das alles satt. Komisch, Bruce, ich hab dir Unrecht getan. Weißt du, irgendwer hat ein privates Dokument von mir geklaut. Aus meinem Büro. Der Mistkerl hat den Ausdruck gestohlen, die Datei gelöscht und die Sicherungskopie auch. Ich hatte so meinen Verdacht, er sieht mich an und zuckt die Achseln.
    Wir wissen, daß unser Gesicht zu leer ist, um irgendeine Regung auszudrücken.
    – Eine Zeitlang war ich leicht paranoid. Ich hab jedem auf den Zahn gefühlt und drauf gewartet, daß er sich verplappert. Ich meine, das ganze Zeug, was ich dir über den armen Inglis erzählt hab, als würd's mich interessieren, wen er fickt. Aber du hast dich gut geschlagen, Bruce, das muß ich dir lassen. Wie dem auch sei, war dumm von mir, den Kram im Büro aufzubewahren. Ich hab da an privaten Sachen gearbeitet, in den Pausen, du verstehst, oder wenn ich mal ne freie Minute hatte. Manchmal bin ich länger geblieben, um daran zu arbeiten; im Büro ist es ruhiger als zu Hause. Ich dachte, du wüßtest vielleicht, na ja ... was wir wußten.
    Weißt du, Bruce, ich hab an einem Drehbuch gearbeitet, in dem es um einen rassistisch motivierten Mord ging. Ich hatte diesen Wurie-Fall als Ausgangsbasis genommen, natürlich mit eigenen fiktiven Ausschmückungen. In meinem Drehbuch wird der Mörder von einem rassistischen Cop gedeckt, der ein Motiv hat... das Verbrechen nicht aufzuklären.
    – Wie geht es aus? frage ich zu hastig.
    – Oh, wir hängen es dann ein paar Schlägern an. Am Schluß ist die Welt wieder in Ordnung.
    Ich nicke. Die Art von Schluß, die die Leute lieben.
    – Ja, ich bekam einen ziemlichen Schreck, als das Manuskript
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