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Drecksau

Drecksau

Titel: Drecksau
Autoren: Irvine Welsh
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ermitteln, was Euan?
    Der kleine Kerl ringt sich ein weiteres Lächeln ab.
    – Hiya, lächle ich zurück. Ich betrachte seinen Hearts-Trai-ningsanzug. Der neue. Ein Weihnachtsgeschenk. Ich zeige auf das Emblem. – Du bist also ein Jambo, was? Warst du gestern beim Spiel?
    – Nee ..., sagt er traurig.
    – Colin ist immer ..., beginnt seine Mutter.
    – Wer ist dein Lieblingsspieler? frage ich und erwarte einen Neil McCann oder Colin Cameron.
    – Tom Stronach, schätze ich, sagt er, dann mit einem zweifelnden Lächeln, – aber er ist nicht mehr so gut wie früher.
    – Der wohnt direkt bei mir nebenan! Ich werd mal mit Tom reden müssen, daß er uns Ehrenkarten für Tynecastle besorgt. Würde dir das gefallen?
    – Aye, das wär geil.
    – Sprich anständig, Euan, sagt seine Mutter. Sie sieht mich an. – Das ist wirklich nett von Ihnen, aber ich kann nicht zulassen, daß Sie ...
    – Gar kein Problem. Wirklich.
    Wir tauschen unsere Adressen und Telefonnummern aus.
    – Das ist wirklich ein netter Mann. Mister Robertson. Ein guter Mensch, höre ich ... wir sie zu dem Kind sagen, als sie weggehen.
    Die Griffe der Plastiktüten schneiden tief in unsere Handflächen, aber wir merken nichts davon, bis wir zu Hause sind.
     
    Wer sind wir?
     
    Wer sind wir?
     
    Was war das für ein Gefühl für uns?
    Wir halten die Hände unter den Warmwasserhahn, um die Blutzirkulation anzuregen, aber das Wasser kommt siedend heiß aus dem Boiler. Wir zucken unter dem glühenden Schmerz zusammen und weinen bittere Tränen über die Ungeheuerlichkeit der Situation, daß notorische Übeltäter ein besseres Leben führen, als es uns gegenwärtig möglich ist. Noch mehr Feiertagsprogramm im Fernsehen und ein Haufen beschissener

    Also sehen wir fern. Irgendwann kommt Toal ins Haus. Der erste, der im neuen Jahr über meine Schwelle tritt. Wenigstens kommt er her, anstatt uns zu zwingen, dahin zu gehen. An diesen üblen, üblen Ort. Einige von ihnen hätten das getan, Niddrie zum Beispiel. Wir sind offiziell krankgeschrieben, unser Hals steckt in einer Stützmanschette.
    – Es mag ja nicht ganz angebracht sein, Bruce, aber frohes neues Jahr.
    – Frohes neues Jahr, Bob, höre ich eine Stimme über meine steifen, kalten, tauben Lippen kommen.
    Toal erklärt uns, daß wir nach einer Untersuchung der internen Sorte, wie alle unsere Untersuchungen, jetzt suspendiert sind.
    – Nur keine Sorge, wir tun, was wir können, erklärt er uns, während er sich im Haus umsieht. Er hat weder seinen teuer aussehenden Kamelhaarmantel noch seine Lederhandschuhe abgelegt.
    Er sieht aus wie ein Fußballmanager. Wie der Typ, der Wimbledon managt, der, der für die Spurs gespielt hat. Kalter Atem kommt aus seinem Mund. Ein paar Schritte entfernt liegt die Asche seines Manuskripts in unserem Kamin.
    Wir können nicht nicken, solange wir die Halsmanschette tragen. – Weiß ich zu schätzen, sagen wir unterwürfig.
    Toal versucht energisch und mitfühlend zugleich aufzutreten. Er muß uns den Ernst der Lage klarmachen, aber auch Hoffnung geben, daß sich die Dinge zum Guten wenden werden. Wir können uns nicht mal mehr selbst leid tun. Das ist ein schlechtes Zeichen. Glauben wir.
    – Hör zu, Bruce, wir mußten natürlich deine Bewerbung zurückstellen ... die für die Beförderung. Jetzt ist nicht der richtige Moment für dich, mit dem Beförderungsausschuß zu reden. Das siehst du doch ein, oder?
    Wir begreifen, was Toal sagt. Wir antworten darauf gar nicht erst. Nun haben sie uns den Job genommen, den wir so heiß begehrten, der uns rechtmäßig zustand, aber das Verlustgefühl, das wir empfinden, ist seltsam unwesentlich.
    Toal sieht sich angeekelt im Haus um. Es ist ein Saustall: Aluminiumschalen vom Takeaway, Einwickelpapier von der Frittenbu-de, Bierdosen (violett? aye, endlich sind wir doch dabei gelandet!), Teller mit schimmelnden Essensresten, sogar eine Lache eingetrocknetes Erbrochenes in einer Ecke. – Hör zu, Bruce, Toals Gesicht, verzieht sich, als er seinen Nasenflügeln erlaubt, Kenntnis von dem Gestank zu nehmen, den wir längst nicht mehr bemerken, – so kannst du doch nicht leben. Gibt es niemanden, mit dem wir uns in Verbindung setzen können, damit sich jemand um dich kümmert?
    – Nein ...
     
    BUNTY SHIRLEY
     
    CHRISSIE
     
    CAROLE
     
    Carole. Die einzige, die uns irgend etwas geben konnte. Die anderen nahmen nur. Wir haben ihnen nichts zu geben. Aber Carole wird nie wiederkommen.
    – Bestimmt?
    – Ich komm schon klar, Boss,
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