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Dreamboys 01 - Tigerjunge

Dreamboys 01 - Tigerjunge

Titel: Dreamboys 01 - Tigerjunge
Autoren: Tilman Janus
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Streichhölzer – für die Petroleumlampe im Zelt – befinden müsste. Langsam hob ich meine zerschrammte Hand und tastete das Hemd ab. Tatsächlich hatte ich die kleine Schachtel nicht verloren. Ich nahm sie vorsichtig heraus. An den Zündhölzern hing nun meine ganze Hoffnung, denn nicht nur, dass ich sehen würde, wo ich war – ich könnte mir auch die Tigerin vom Leib halten, denn alle Wildtiere haben Respekt vor Feuer. Mit zitternden Fingern riss ich ein Hölzchen an.
    Im nächsten Moment hätte ich es fast wieder fallen lassen bei dem Anblick, der sich mir bot.
    Tatsächlich saß ich in einer geräumigen Felsenhöhle auf festgetretenem Lehmboden. Rechts von mir befand sich der schmale Ausschlupf. An der gegenüberliegenden Höhlenwand lag die Tigerin, elegant hingestreckt, mit erhobenem Kopf und sehr aufmerksamem Blick. Ihre Augen leuchteten fluoreszierend grün auf, als die kleine Flamme hochzischte. Was mich jedoch aus der Fassung brachte, war der Junge! Der geheimnisvolle junge Mann, der nachts vor meinem Zelt gesessen hatte – hier traf ich ihn wieder! Er hockte auf dem Boden, so wie neulich im Camp, und starrte mich aus großen, dunkelbraunen Augen an.
    Das Zündholz erlosch. Ich saß erneut im Finsteren. Mein Herz schlug wie eine Dampfmaschine. Gedankenfetzen rasten durch mein Hirn. Alain hatte also recht gehabt! Der Bursche lebte tatsächlich mit Tigern zusammen, warum auch immer. Ich fummelte nach den Streichhölzern. Meine Hände zitterten so stark, dass ich eines von den kostbaren Dingern fallen ließ. Endlich gelang es mir, ein zweites Hölzchen anzuzünden. Das Bild hatte sich nicht verändert, ich träumte nicht!
    Der Jüngling hatte seine schönen Augen auf mich gerichtet. Vor dem kleinen Flämmchen hatte er überhaupt keine Angst, während die Tigerin misstrauisch die Ohren anlegte.
    »Hallo! Du! Wie ist dein Name?«, fragte ich leise auf Englisch. Er antwortete nicht. Das hatte ich wohl auch nicht ernsthaft erwartet. Das Hölzchen erlosch. Ich zündete ein neues an.
    Jetzt rückte der junge Mann näher zu mir. Ich hielt den Atem an, als er seine schmale, braune Hand ausstreckte. Er betastete meine Stirn. Ich spürte die schlanken, heißen Finger auf meiner verschwitzten Haut. Er erkundete auch mein Haar, dann die Brauen, die Wangen, das Kinn und die Lippen. Ein fremdartiges Feuer glomm in meinem Innern auf, das mich erregte und zugleich verwirrte.
    Beim nächsten Streichholz sah ich, dass auch der wilde Jüngling erregt war. Er war mir jetzt so nahe, dass ich ihn in die Arme hätte nehmen können, doch das wagte ich nicht. Wer weiß, was dann die Tigerin getan hätte, die immer noch wachsam im Hintergrund lag und uns beobachtete.
    »Achtung, Niklas!«, hörte ich plötzlich Alains gedämpfte Stimme von draußen. »Kannst du mich hören?«
    Vor Erleichterung wurde mir ganz schwach zumute. Mein Alain hatte mich gefunden! »Ja!«, rief ich halblaut zurück. »Nicht schießen! Der Tigerjunge ist in der Höhle!«
    »Mein Gott!«, hörte ich ihn nur fassungslos auf Französisch brummen. Der Lichtschein einer starken Taschenlampe fiel durch den Höhleneingang.
    In der nächsten Sekunde überstürzten sich die Ereignisse. Die Tigerin sprang auf und schoss unter wütendem Gebrüll aus dem Höhlenausgang. Ich nutzte die Gelegenheit, erhob mich trotz meiner zerschundenen Glieder so rasch wie möglich, packte den nackten Jüngling mit dem rechten Arm um die Taille, sozusagen als Geisel, damit die Tigerin mich nicht angriff, und arbeitete mich mit ihm aus der Höhle heraus. Der Tigerjunge wehrte sich, aber nicht besonders heftig. Gleichzeitig hörte ich vor der Höhle einen trockenen Knall.
    »Vorsicht!«, rief ich laut, damit Alain nicht versehentlich auf uns schoss.
    Da fühlte ich schon Alains starke Hände, die mir aufhalfen. Ich setzte den jungen Mann ab und ließ mich in Alains Arme fallen. Ich gebe zu, dass mir die Tränen kamen vor Glück, und Alain musste sich auch über die Augen wischen.
    Mein Blick fiel auf den schlaffen Körper der Tigerin, der im Lichtkegel der Taschenlampe auf dem Waldboden lag. Der wilde Junge hatte sich über sie geworfen und streichelte und küsste den Kopf der Raubkatze. Ich wusste, dass Alain nur mit dem Betäubungsgewehr geschossen hatte, das hatte ich an der Art des Knalls gehört. Alain musste beispiellos mutig und kaltblütig gehandelt haben, denn ein Betäubungsschuss kann für den Schützen tödlich sein, wenn er das angreifende Tier nicht auf Anhieb exakt
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