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DREAM - Ich weiß, was du letzte Nacht geträumt hast (German Edition)

DREAM - Ich weiß, was du letzte Nacht geträumt hast (German Edition)

Titel: DREAM - Ich weiß, was du letzte Nacht geträumt hast (German Edition)
Autoren: Lisa McMann
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einfing. Zumindest, soweit ich mich erinnern kann.
    Zuerst kamen die Träume vereinzelt und in großen Abständen, wahrscheinlich wie bei dir, es sei denn, du musstest mit jemandem das Zimmer teilen.
    In der Highschool wurde es dann häufiger.
    Auch während der Collegezeit: im Unterricht, in der Bibliothek, beim Laufen über den Campus an einem Frühlingstag … ganz zu schweigen wegen meiner Zimmergenossin. Auf dem College gibt es überall Träume. Da macht man einige der schlimmsten Erfahrungen, die es gibt.
    Und eines Tages passiert es.
    Du siehst nichts.
    Denn dann bist du vollkommen, unwiderruflich, unerbittlich blind.
    Meine Traumfängerfreunde waren dreiundzwanzig, sechsundzwanzig und einundzwanzig.
    Ich war zweiundzwanzig.
    Je mehr Träume, desto schneller wirst du blind.
    Das hast du schon vermutet, nicht wahr?
    Vielleicht hat dein Sehvermögen schon gelitten.
    Es tut mir leid, mein Freund.
    Wähle deinen Beruf sorgfältig.
    Alle Hoffnung, die ich dir geben kann, ist: Wenn du blind bist, bringt dich jede Traumreise zurück in die Welt des Lichts und du wirst die Dinge im Traum so sehen, wie sie in Wirklichkeit sind.
    Die Träume anderer sind deine Fenster. Sie sind das Licht, das du sehen kannst. Außerhalb der Träume lebst du in Dunkelheit.
    Und da das der Fall ist, frage ich dich, wer würde nicht weiterleben für einen weiteren Traum? Eine weitere Chance, den Geliebten zu sehen, der älter wird, dich selbst zu sehen, wenn er von dir träumt?
    Du hast keine Wahl.
    Du bist mit dieser Gabe, diesem Fluch geschlagen.
    Jetzt weißt du, was vor dir liegt.
    Ich schließe mit Worten der Hoffnung und sie lauten: Ich habe meine Entscheidung, anderen durch das Traumfangen zu helfen, nie bereut.
    Nicht in einem einzigen Fall.
    Jetzt ist ein guter Zeitpunkt zum Nachdenken. Zum Trauern. Und dann sammle wieder Kraft.
    Finde deinen Vertrauten. Da du dies liest, musst du einen gefunden haben. Sage ihm oder ihr, was zu erwarten ist.
    Du kannst dich an die Arbeit machen oder dich für immer verstecken, um die Nebenwirkungen hinauszuzögern. Es ist deine Entscheidung.
     
    Ich jedenfalls bereue nichts,
Martha Stubin, Traumfängerin
    Janie starrt das Buch an. Blättert um, obwohl sie weiß, dass nichts mehr kommt. Sie weiß, es ist kein Scherz.
    Sie betrachtet ihre Hände. Biegt die Finger. Sie sieht die Falten an den Knöcheln und die kurzen Fingernägel. Wie sich die Finger biegen und strecken. Dann sieht sie sich im Zimmer um.
    Sie nimmt die Brille ab.
    Sie denkt nach, obwohl sie die Antwort schon weiß. Die Träume, die Kopfschmerzen, Miss Stubins alte, knorrige Hände und blinde Augen. Janies eigene Sehschwäche. Sie wusste es.
    Schon eine ganze Weile.
    Sie wollte nur nicht darüber nachdenken, wollte es nicht glauben.
     
    Vielleicht weiß Carl es schon. Seine dumme Lesetafel. Vielleicht braucht er deshalb Abstand von ihr. Er weiß, dass sie zerbricht. Und er schafft es nicht, noch mehr Probleme mit Janie zu bewältigen.
    Janie ist so gelähmt, dass sie nicht einmal mehr weinen kann.
    Sie nimmt die Autoschlüssel und rennt zur Tür, doch plötzlich fällt es ihr wieder ein.
    Miss Stubin hat wegen eines Traums bei einem Autounfall drei Menschen getötet.
    Janie betrachtet Ethel durchs Fenster und rutscht langsam zu Boden, schluchzend, während ihre Welt um sie her zerfällt.
    Sie steht nicht wieder auf.
    Nein.
    Nicht in dieser Nacht.

25. März 2006, 08:37 Uhr
    Janie liegt immer noch auf dem Wohnzimmerboden, nahe der Haustür. Ihre Mutter steigt einmal, zweimal über sie hinweg, völlig teilnahmslos, und verschwindet wieder in den dunklen Abgründen ihres Schlafzimmers. Sie hat Janie schon öfter auf dem Fußboden schlafend vorgefunden.
    Als es an der Tür klopft, rührt Janie sich nicht. Auch ein zweites, energischeres Klopfen interessiert sie nicht.
    Dann spricht jemand.
    »Lass mich nicht die Tür aufbrechen, Hannagan.«
    Janie hebt den Kopf und sieht den Türgriff an. »Es ist offen«, sagt sie mürrisch, obwohl sie sich bemüht, nicht respektlos zu klingen.
    Captain tritt ein und irgendwie macht sie in dem kleinen Haus einen noch größeren Eindruck auf Janie als sonst.
    »Was ist los, Janie?«, fragt Captain beunruhigt, als sie Janie am Boden liegen sieht.
    Janie schüttelt den Kopf und sagt mit dünner, verwirrter Stimme: »Ich glaube, ich sterbe, Sir.«
     
    Janie setzt sich auf. Sie spürt, dass sich das Teppichmuster auf ihrer Wange abgedrückt hat. Ihre Hautfühlt sich an wie Carls Brandnarben. »Ich wollte
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