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Dray Prescot 02-Die Sonnen von Scorpio

Dray Prescot 02-Die Sonnen von Scorpio

Titel: Dray Prescot 02-Die Sonnen von Scorpio
Autoren: Alan Burt Akers
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ich irgend etwas zu finden hoffte – ich wußte nicht, was – etwas, das den allgegenwärtigen Schmerz dämpfte, der aus allem, was ich auf dieser Erde tat, ein quälendes und stumpfes Dasein machte.
    Es schien mir wenig Sinn in den bösen Scherzen zu liegen, die die Herren der Sterne mit mir trieben. Ich hatte keine klare Vorstellung, wer oder was sie waren – es war mir auch gleichgültig, solange sie mich nach Kregen unter Antares zurückkehren ließen. Dort hatte ich den herrlichen rotgoldenen Raubvogel gesehen, größer als ein Falke oder Adler, den Gdoinye, der in Augenblicken der Gefahr über mir kreiste. Dort war mir auch die weiße Taube aufgefallen, die bis zu diesem Zeitpunkt den rotgoldenen Raubvogel ignoriert hatte. Hier waren Kräfte am Werk, die ich nicht verstand und nicht verstehen wollte. Mir schien nur klar zu sein, daß die Herren der Sterne auf ihre rätselhafte unmenschliche Art gegen unbekannte Kräfte kämpften – ein Kampf, den die Savanti – die auch nur Menschen waren – entsetzt verfolgten und den sie zum Vorteil der sterblichen Menschheit zu beeinflussen versuchten.
    Die Kräfte, die solche Geschicke lenken konnten, erwählten die erste Nacht nach meiner Ankunft in Bombay, um mich wieder nach Kregen unter den Sonnen von Scorpio zu bringen.
    Die schwüle Hitze, die Gerüche, die Fliegen, der unbeschreibliche Lärm – all dies machte mir nichts. Ich hatte weitaus Schlimmeres erleben müssen. In jener Nacht, die jetzt so weit zurückliegt, strahlten die Sterne über mir plötzlich ein diffuses Licht aus, das zusammenströmte und zu einer brennenden Patina wurde, die mich verspottete und mich einhüllte. Ich hatte in meiner Verzweiflung einen Punkt erreicht, da ich schon annahm, ich würde Kregen niemals wiedersehen, nie wieder auf den Mauern meines Strombor-Palastes in Zenicce stehen und nie wieder Delia aus Delphond in den Armen halten.
    Vom Balkon blickte ich zu den Sternen auf, und die Nachtluft bewegte die großen, gefiederten Blätter, und die Insekten umsummten mich millionenfach. Nicht ohne Mühe machte ich das vertraute rote Feuer von Antares aus, den arrogant hochgereckten Schwanz der Konstellation des Skorpions. Ich starrte sehnsüchtig hinauf, geschwächt von der inneren Erkenntnis, daß ich wirklich langsam an meinem Schicksal verzweifelte.
    In meiner Qual und meiner Verzweiflung hatte ich angenommen, Indien würde mir einen Skorpion bescheren – wie es schon jenes Tier hervorgebracht hatte, dem mein Vater zum Opfer gefallen war.
    Plötzlich war mir in jener fernen Nacht irgendwie berauscht zumute. Denn als ich die Sterne und das rote Feuer des Antares anschaute, erwuchs das vertraute blaue Funkeln und schwoll zu den blaugesäumten Umrissen eines riesigen Skorpions an – und doch fehlte mir all die Freude, die mich beim letztenmal beseelt hatte, als diese Erscheinung auftrat.
    Ich hob nur die Arme und ließ mich ans Ziel tragen, das die Herren der Sterne für mich bestimmt hatten, zufrieden, daß ich wieder den Boden Kregens unter den Füßen spüren durfte.
     
    Ohne die Augen zu öffnen, wußte ich, daß ich mich auf Kregen befand.
    Die stinkende brodelnde Hitze der Bombay-Nacht war verschwunden. Ich spürte eine kalte Brise auf der Stirn – und dazu ein seltsames Krabbeln und Kitzeln auf der Brust. Langsam, geradezu genüßlich öffnete ich die Augen.
    Wie erwartet, war ich nackt.
    Doch auf meiner Brust hockte ein riesiger rötlicher Skorpion. Er saß hingeduckt da und ließ den Schwanz pendeln, sein Panzer schimmerte im Licht.
    Ohne mich beherrschen zu können, mit einer Heftigkeit, die ich nicht zu kontrollieren imstande war, sprang ich auf und brüllte los. Der Skorpion wurde von mir fortgeschleudert. Er fiel zwischen einige Steine, kam mit ungeschickter Bewegung wieder auf die Beine und verschwand in einem Felsspalt.
    Ich atmete tief durch, dachte an den Skorpion, der meinen Vater getötet hatte, und an den Phantomskorpion, der mit mir im Blattboot gesessen hatte während meiner ersten Fahrt über den heiligen Aph-Fluß. Und ich erinnerte mich an den Skorpion, der erschienen war, als ich lachend mit meinen Freunden und mit Delia zusammensaß, meiner Delia aus den Blauen Bergen, während der rote Schein Zims durch das Fenster strömte und der grüne Schein von Genodras sich verstärkt bemerkbar zu machen begann – kurz bevor ich zum zweitenmal aus Kregen vertrieben wurde. Ich dachte an diese Schreckensmomente – und lachte.
    Ja, ich, Dray Prescot, der selten
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