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Draußen wartet die Welt

Draußen wartet die Welt

Titel: Draußen wartet die Welt
Autoren: Nancy Grossman
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nichts wissen.«
    »Ich weiß von einer Menge Dinge«, erwiderte er grinsend. An der Tür nahm Greg mich in den Arm. »Pass gut auf dich auf im Amisch-Land.« Er trat aus der Tür und drehte sich noch einmal um. »Oh, und ich verabschiede mich für Valerie gleich mit. Für den Fall, dass sie es nicht mehr schafft.« Er schaute mich an und nickte mir mit scheinbar wissendem Blick zu.
    Josh und ich vereinbarten, uns am Freitagabend voneinander zu verabschieden. Er musste am Samstag schon früh zur Arbeit, und ich war froh, am Tag meiner Abreise einen Abschied weniger vor mir zu haben. An dem Abend führte Josh mich zum Essen in ein Restaurant aus, in dem keine Fernseher an den Wänden hingen. Er schaltete sein Handy aus und außer mir saß niemand mit ihm am Tisch. Die ganze Woche hatten wir über unsere gemeinsame Zeit gesprochen. Jetzt sprachen wir über das, was vor uns lag. »Denkst du, dass ich dich irgendwann mal besuchen kann?«, fragte er.
    »Ich weiß es nicht. Für dich gibt’s da nicht sehr viel.«
    »Es gibt dich«, erwiderte er.
    Ich fühlte mich mit einem Mal sehr zerbrechlich, so als würde ich jeden Moment loslachen oder losheulen oder beides auf einmal. Und ich hatte nicht die geringste Kontrolle darüber. Ich hatte jedoch nicht das Gefühl, völlig zusammenzubrechen, und daher wusste ich, dass alles gut werden würde.
    Bei Rachel zu Hause war alles ganz still, als wir zurückkamen. Wir gingen ins Familienzimmer und setzten uns auf die Couch. »Ich habe ein Geschenk für dich«, sagte er und fasste in seine Jackentasche. Er holte eine glänzende silberne CD aus einem weißen Umschlag. Ich wartete, da ich nicht verstand, was er meinte. Er hatte die Songtitel mit schwarzem Filzstift auf die CD geschrieben. »Die habe ich für dich gebrannt«, sagte er stolz. »Das sind die ganzen Lieder, die wir uns zusammen angehört haben.« Er zeigte auf einen Titel nach dem anderen. »Siehst du? Das ist der Dylan-Song, den du magst, ›Knocking on Heaven’s Door‹. Und hier ist das Lied, zu dem wir im Klub getanzt haben. Hier ist der langsame Tanz vom Homecoming-Ball. Da ist ›Blackbird‹, der erste Song, den wir uns auf meinem iPod angehört haben.« Er lächelte voller Stolz. »Ich habe sogar ein Lied von Billy Joel draufgebrannt. Obwohl es mich beinahe umgebracht hat.«
    Er sah mich an und wartete auf eine Reaktion von mir. Ich war mir nicht sicher, was ich sagen sollte. Es war das wohlüberlegteste Geschenk, das ich jemals bekommen hatte, und gleichzeitig war es das dümmste. »Danke«, sagte ich und wartete darauf, dass er es verstand.
    Plötzlich veränderte sich sein Gesichtsausdruck. »Ich bin so ein Idiot«, sagte er und schlug sich mit der Handfläche auf die Stirn. »Du kannst dir das doch überhaupt nicht anhören. Was habe ich mir nur dabei gedacht?«
    Ich lächelte und nahm die CD aus seiner Hand. »Ist schon okay«, sagte ich. »Zu Hause feiern wir auch Partys. Irgendjemand hat sicher einen CD-Player. Oder ich nehme sie mit in die Bibliothek und höre sie mir da an.« Ich schaute auf die CD hinunter und konnte jedes Mal einen Teil des Lieds in meinem Kopf hören, wenn ich den entsprechenden Titel las. »Ich finde es wundervoll, dass du das für mich gemacht hast.«
    Wir verabschiedeten uns auf der Treppe vor dem Haus und hielten einander ganz fest umarmt, während unsere Zähne in der Novemberkälte klapperten. Josh flüsterte mir etwas ins Ohr und sein warmer Atem kitzelte mich. »Ich werde dich nie vergessen.« Ich nickte, mein Kopf an seiner Brust, und meine Kehle war so zugeschnürt, dass ich nichts erwidern konnte.
    Am nächsten Morgen war ich schon früh wach. Ich zog das violette Kleid an, die weiße Schürze und die Kapp. Meine englischen Kleider standen in Kisten verpackt an der Haustür und warteten darauf, zu Tante Beth transportiert zu werden. Meine Reisetasche hatte ich wieder mit denselben Sachen gepackt, die ich auch vor ein paar Wochen mitgenommen hatte, als ich wütend aus dem Haus gestürmt und zu Tante Beth gegangen war. Das Zimmer war sauber und leer.
    Ich ging nach unten und stellte meine Reisetasche neben die Kisten an die Haustür. In der Küche machte ich Kaffee und rührte Pfannkuchenteig zusammen. Ich erschrak, als es an der Haustür klopfte. Es war noch so früh, dass es unmöglich Tante Beth sein konnte. Ich rannte zur Tür, und als ich sie öffnete, stand Josh vor mir.
    »Ich wollte dich noch mal sehen.« Er trat ein, und ich spürte, wie er mich von oben bis unten
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