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Draußen wartet die Welt

Draußen wartet die Welt

Titel: Draußen wartet die Welt
Autoren: Nancy Grossman
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sich auf Rachels Gesicht aus. »Ich hoffe, es wird ein schönes Wiedersehen für sie.«
    Den Kindern sagte ich es, als sie am nächsten Tag von der Schule nach Hause kamen. Janies Lippen zitterten und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Auch über Bens Gesicht huschte ein flüchtiges Zucken, aber er riss sich sofort wieder zusammen. Ich hob Janie auf meinen Schoß und sah Ben an. »Ich werde euch beide sehr vermissen.«
    »Kommst du uns denn mal besuchen?«, fragte er.
    »Ja, das mache ich. Und ich werde euch Briefe schreiben. Schreibt ihr mir zurück?«
    »Ich schicke dir E-Mails«, erwiderte er.
    Ich schüttelte den Kopf. »Wir haben keinen Computer.«
    »Können wir denn miteinander telefonieren?«
    Ich schüttelte erneut den Kopf. »Kein Telefon und kein Computer. Weißt du nicht mehr, ich lebe in der ›guten alten Zeit‹? Es geht nur mit der Schneckenpost.«
    Janie schaute zu mir hoch und Tränen rannen über ihre Wangen. »Ich schreibe dir jeden Tag«, verkündete sie ernst.
    Ein paar Minuten später saßen die beiden wieder vor dem Fernseher, die Controller in ihren kleinen Händen, und steuerten die Figuren auf dem Bildschirm, die den unheimlichen Hindernissen auswichen, die immer wieder aus dem Nichts auftauchten. Genau so würde ich mich an sie erinnern: mit sich wild bewegenden Daumen, während ihre Augen am Bildschirm klebten.
    Ich rief Josh an und fragte ihn, ob er nach dem Abendessen vorbeikommen könne. Einen Moment lang herrschte Stille in der Leitung. Dann sagte er: »Wir sehen uns um acht.«
    Josh und ich saßen an einem Tisch in einer Ecke des Bean Scene. Er sah mich erwartungsvoll an. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Schließlich sprach er es für mich aus. »Wann reist du ab?«
    »Am Samstag«, antwortete ich. »Meine Tante fährt mich nach Hause.«
    »Und es gibt nichts, was ich sagen könnte, um deine Entscheidung zu ändern?«
    »Nichts«, erwiderte ich. »Es ist das, was ich möchte.«
    Er nickte. Seine braunen Augen wirkten traurig und auf seinem Gesicht lag ein erschöpfter Ausdruck. »Darf ich dir nur eine Frage stellen? Gehst du zu ihm zurück? Zu Daniel?«
    »Nein«, antwortete ich sehr energisch. »Nein«, wiederholte ich noch einmal leiser. »Das ist keine Entscheidung für oder gegen einen Jungen. Das ist eine Entscheidung für mich.«
    Er wirkte ein wenig beruhigt. »Und wie sollen wir deine letzten Tage verbringen?«, wollte er wissen.
    »Genau so«, antwortete ich.
    In dieser Woche kam Josh jeden Abend vorbei. Wir gingen ins Bean Scene oder schauten uns einen Film an, unsere Arme und Beine ineinander verschlungen. Wir sprachen über die Zeit, die wir gemeinsam verbracht hatten, und erinnerten uns noch einmal an den Tag zurück, an dem wir uns kennengelernt hatten und er mir Musik vorgespielt hatte. Wir lachten über all die Dinge, die ich damals noch nicht gewusst hatte, und darüber, wie ungeschickt ich mich bei jedem neuen Gerät angestellt hatte, bevor ich es schließlich bedienen konnte. Wir sprachen darüber, wie wir in die Stadt, zum Cubs-Spiel und in den U-21-Klub gegangen waren. Es gelang uns sogar, über Valeries Party zu lachen.
    An einem Tag kamen Carly und Jill nach der Schule vorbei, um sich zu verabschieden. Ich musste lächeln, als ich mich daran erinnerte, wie Jill mir beim Einkaufen für den Ball geholfen und wie Carly mich gegen Valerie verteidigt hatte. Die Mädchen umarmten mich nacheinander und versprachen, mir zu schreiben, auch wenn sie das wahrscheinlich nicht tun würden. Sie würden sich Kleider für den nächsten Ball kaufen und ihre Aufnahmetests fürs College ablegen und ich wäre dann nur noch eine flüchtige Erinnerung für sie. Jemand, den sie einmal gekannt hatten. Genau das würden sie auch für mich sein, und das war in Ordnung so.
    Später an jenem Abend klingelte es an der Tür und Greg stand mit einem breiten, freundlichen Grinsen auf der Treppe. Wir setzten uns zusammen ins Wohnzimmer und lachten darüber, wie aufgeregt ich bei meinem ersten Kinobesuch gewesen war. Und darüber, wie ich wegen Mr Rozey fast nicht zum Homecoming-Ball hätte gehen können. »Mann«, sagte er, »mein Kumpel Josh wird sich in ein Häuflein Elend verwandeln, wenn du weg bist.«
    Mir schnürte sich die Kehle zu. »Für mich wird es auch schwer werden.«
    Greg lachte und sah mich augenzwinkernd an. »Am Ende muss ich mir noch mit ihm Meine Lieder – Meine Träume anschauen, damit er sich besser fühlt.«
    Ich lächelte. »Davon solltest du eigentlich gar
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