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Draußen wartet die Welt

Draußen wartet die Welt

Titel: Draußen wartet die Welt
Autoren: Nancy Grossman
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musterte. »Ich habe dich noch nie in deinen amischen Kleidern gesehen«, sagte er. »Du siehst wirklich …«
    Ich wartete darauf, was er sagen würde. Altmodisch, altbacken, kurios.
    »Hübsch«, sagte er. »Du siehst wirklich hübsch aus.«
    Ich ließ mich ein letztes Mal in seine ausgebreiteten Arme fallen. Wir hatten darüber gesprochen, dass wir uns gegenseitig besuchen und uns schreiben würden, und vielleicht würden wir das ja wirklich tun. Aber es war wahrscheinlicher, dass wir uns beide in Zukunft einfach an diesen Moment erinnern würden: an einen Jungen in Jeans, der ein Mädchen umarmte, das ein Kleid und eine Haube trug. Ich betrachtete das Bild vor meinem inneren Auge ganz intensiv, damit ich es sicher in meiner Erinnerung verstauen konnte. Daran wollte ich mich erinnern, wenn ich an unsere gemeinsame Zeit dachte.
    Zurück im Haus, backte ich die Pfannkuchen, aß hastig mein Frühstück und ließ den Rest für die Familie übrig. Kurz darauf kam Rachel nach unten, gefolgt von den Kindern. »Sam macht heute einen Ausflug mit ihnen«, sagte sie. »Ich dachte, es wäre leichter für sie, dir Auf Wiedersehen zu sagen, wenn sie sich auf einen Ausflug freuen können.«
    Ben und Janie kletterten auf ihre Plätze am Tisch und ich brachte ihnen das Frühstück. Rachel nippte an ihrem Kaffee und aß neben dem Spülbecken ein paar Bissen von einem Pfannkuchen. Auch diese Bilder würden sich in meiner Erinnerung festsetzen. Ben betrachtete meine Kleider. »Du siehst genauso aus wie deine Mom, als sie zu Besuch gekommen ist«, sagte er.
    Janie wirkte neugieriger. Dann schien ihr plötzlich ein Licht aufzugehen und sie strahlte mich an. »Du siehst genauso aus wie die Puppe, die du mir geschenkt hast, nur mit Gesicht!« Rachel und ich lächelten einander an.
    Ein paar Minuten später kam Sam nach unten und ging mit schüchterner Miene auf mich zu. »Danke für alles, Eliza. Es war wundervoll, dich in unserer Familie zu haben.« Ich spürte die Stoppeln seines kurzen Barts, als er mich umarmte. »Kommt, ihr Racker«, rief er den Kindern zu. »Wir haben heute noch ein paar Abenteuer zu bestehen.«
    Die Kinder sprangen vom Tisch auf und rannten auf mich zu. Ich spürte, wie sich zwei Armpaare um meine Taille schlangen, und als ich nach unten schaute, sah ich, dass ihre runden Gesichter zu mir hochblickten. Aus ihnen sprach die flüchtige Traurigkeit, die Kinder empfinden, bis das nächste Gefühl sie erfasst. Ich gab beiden einen Kuss und atmete ein letztes Mal ihren salzigen Geruch ein.
    »Ich verspreche, dass ich euch beiden schreiben werde«, sagte ich mit erstickter Stimme.
    Ich sah zu, wie Sam die Kinder zur Haustür hinausschob. Sie drehten sich noch einmal um und winkten mir zu, bevor sie zum Auto rannten.
    Dann wandte ich mich zu Rachel um. In ihren Augen glänzten Tränen. »Ich habe keine Ahnung, was ich hier ohne dich machen soll.«
    Ich schluckte einen unsichtbaren Klumpen in meiner Kehle hinunter. »Du kommst schon zurecht.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Es war wunderschön, dass du ein Teil meines Lebens warst.«
    Ich suchte nach den richtigen Worten, um auszudrücken, was ich ihr sagen wollte. Schließlich fand ich sie. »Du hast so vieles für mich verändert«, sagte ich. »Ich habe das hier gebraucht und du hast es möglich gemacht.«
    Rachel zog mich zu sich heran. Ich spürte, wie sie ihre Hand an meinen Hinterkopf legte, und meine Tränen tropften auf ihren Pullover. Wir standen ein paar Sekunden lang so da, vielleicht waren es auch ein paar Minuten. Es war schwer zu sagen. Keine von uns wollte die andere loslassen. Schließlich lösten wir uns jedoch voneinander, gingen einen Schritt zurück und lachten über unsere nassen Gesichter und roten Augen. »Du kommst doch bestimmt deine Tante besuchen, oder?«, fragte Rachel.
    »Das habe ich vor. Ich sage dir dann Bescheid.«
    »Ich werde jeden Tag in den Briefkasten schauen und auf einen Brief warten.«
    »Ich auch.« Dann kam mir ein Gedanke. »Wenn du mit deiner Abschlussarbeit fertig bist, würde ich sie gerne lesen.«
    Rachel lächelte und nickte. »Es wäre mir eine Ehre.«
    Im selben Moment öffnete sich die Haustür und John und Beth kamen herein. Wir begrüßten sie und Tante Beth trug meine Tasche zum Auto. Als Onkel John gerade eine der Kisten hochheben wollte, drehte er sich zu mir um und sagte mit leiser Stimme: »Ich möchte dir dafür danken, dass du Beth gefunden hast.«
    Ich lächelte. »Und ich hoffe, dass ich bald freudige
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