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Dragon Sin: Roman (German Edition)

Dragon Sin: Roman (German Edition)

Titel: Dragon Sin: Roman (German Edition)
Autoren: G. A. Aiken
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gerne nannte, Kommandant Pest.
    Doch als sich Rhona wieder tief in der Bergfestung befand und für den Rest des Tages offiziell frei bekommen hatte, schob sie alle Gedanken an ärgerliche, engstirnige Nordländer beiseite und kam zu dem Schluss, dass sie unbedingt ein Bad brauchte. Sie hatte tief im Berg einen hübschen kleinen See mit einem Wasserfall entdeckt. Nur wenige kannten ihn, und sie alle hielten ihn vor den anderen geheim.
    Doch Rhonas Pläne gelangten nur selten so zur Ausführung, wie sie es wollte, denn irgendetwas – oder irgendwer – kam ihr stets in die Quere.
    »Hallo, Rhona.«
    Rhona blieb stehen, und ihr Körper spannte sich beim Klang dieser Stimme an, die ihre Rauheit einem Messerschnitt durch die Kehle vor einigen Jahrhunderten verdankte. Rhona drehte sich um und stand einem der kommandierenden Offiziere gegenüber. »General!«
    »Kannst du mich nicht einfach Mum nennen?«
    Gute Götter! Wenn ihre Mutter »Kannst du mich nicht einfach Mum nennen?« sagte, kam das für Rhona einer Warnung gleich – so hell und klar wie ein Kriegsschrei von einem Berggipfel. Das erste Mal hatte Bradana die Verstümmlerin Rhona gebeten, sie Mum zu nennen, als sie die frisch geschlüpfte Delen die Blaue in Rhonas Arme gedrückt und gesagt hatte: »Du hast doch Zeit, dich um deine neue Schwester zu kümmern, oder?« Dann war Bradana in den Krieg gezogen – für fast vier Jahre.
    Seitdem war Rhona beinahe immer verantwortlich für die Aufzucht ihrer Schwestern gewesen.
    »Mum.«
    »Ich habe gehört, dass du in Schwierigkeiten geraten bist.«
    »Ja, aber das war nichts, womit wir nicht fertiggeworden wären. Ich hatte die Drillinge bei mir.«
    »Meine Mädchen werden zu richtigen kleinen Raufbolden, nicht wahr?«
    Rhona zuckte bei dieser Bezeichnung zusammen, denn schließlich zog sie keine Raufbolde auf. Sie zog Kriegerinnen auf. Aber ihre Mutter betrachtete dies als Kompliment, und so machte Rhona keine Einwände.
    »Das sind sie. Sie werden mit jedem Tag besser.«
    »Dein Onkel Bercelak will vermutlich, dass sie im nächsten Jahr ins Anubail-Gebirge kommen.«
    »Großartig. Ich kann es gar nicht erwarten, bis sie endlich weg sind.« Also gut, das war glattweg gelogen. Zwar wollte sie durchaus, dass ihre Schwestern fortzogen und den Pfad des Drachenkriegers einschlugen, so wie es die anderen ebenfalls getan hatten. Aber von allen Nachkommen Bradanas, die Rhona über die Jahre großgezogen hatte, standen ihr ihre jüngsten Schwestern am nächsten. Das lag vielleicht daran, dass sie sogar dabei gewesen war, als sie aus dem Ei geschlüpft waren, wobei sie einander gestoßen und gebissen und mit den kleinen Schwänzen gepeitscht hatten. Für gewöhnlich war ihre Mutter beim Schlüpfen anwesend, aber kurz bevor die Drillinge auf die Welt kamen, hatte sie die Festung eines verräterischen Drachen überfallen müssen und zwar gehofft, sie würde rechtzeitig zurück sein – aber das war ihr nicht gelungen.
    »Und«, fuhr ihre Mutter fort und kratzte sich dabei mit der Schwanzspitze die schlimme Narbe an ihrem Hals, »du kannst mit ihnen gehen. Ihr könnt alle zusammen trainieren. Wäre das nicht schön?«
    Raffiniert. Ihre Mutter war eindeutig raffiniert. Bradana wusste genau, wie viel die Drillinge Rhona bedeuteten, und sie war sich nicht zu schade, diese Liebe zur Erreichung ihrer Ziele einzusetzen. Und eines dieser Ziele bestand darin, dass Rhona den Weg des Drachenkriegers einschlug. Wie ihre übrigen Kinder und die meisten anderen aus dem Cadwaladr-Clan. Bei diesem Plan gab es nur eine einzige Schwierigkeit: Rhona verspürte nicht den geringsten Wunsch, eine Drachenkriegerin zu werden. Sehr zur Verärgerung ihrer Mutter war Rhona mit dem, was sie tat, völlig zufrieden. Sie war eine Soldatin, und zwar eine verdammt gute.
    Warum gab sich ihre Mutter so große Mühe mit ihr?
    Rhona sagte: »Ich bin sicher, dass es ihnen gut ergehen wird. Und zwar ohne mich.«
    »Dein Onkel Bercelak verschafft dir eine einzigartige Gelegenheit.«
    »Das weiß ich zu schätzen, aber ich brauche sie nicht.«
    Rhona drehte sich um und wollte gehen, denn nun benötigte sie mehr denn je ein Bad.
    »Ich habe dir noch nicht erlaubt, wegzutreten«, fuhr ihre Mutter sie an, und Rhona drehte sich wütend um.
    »Was jetzt, Mum? Bist du in diesem Augenblick meine Mutter oder meine Kommandantin? Von meiner Mutter darf ich nämlich ohne Weiteres wegtreten!«
    »Ich bin beides!«
    »Unmöglich. Entweder oder. Entscheide dich!«
    »Knurr mich nicht
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