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Dragon Sin: Roman (German Edition)

Dragon Sin: Roman (German Edition)

Titel: Dragon Sin: Roman (German Edition)
Autoren: G. A. Aiken
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wenn du mich fragst, ob ich enttäuscht von mir selbst und niedergeschmettert über den Verlust meines guten Freundes bin … natürlich bin ich das. Warum auch nicht?«
    Natürlich? Warum auch nicht?
    Izzy runzelte die Stirn und sagte: »Das mit Austell tut mir so leid.« Sie hatte den roten Drachen nur einmal getroffen, aber er war sehr nett gewesen. Außerdem sollte niemand auf einem Spieß sterben müssen. »Aber das ist das Risiko, das wir als Soldaten eingehen. Er wusste das. Du kannst dich nicht dafür verantwortlich machen …«
    »Geh bitte.«
    Die kalten Worte schnitten ihr wie ein Messer in ihre Brust, durchtrennten Fleisch und Muskeln und Knochen und fuhren ihr bis ins Herz. Doch sie stritt nicht mit ihm, sondern stand einfach auf und wischte sich das Hinterteil ihres Kleides sauber. »Es tut mir leid, Éibhear.«
    »Warum?«
    »Weil du einen Freund verloren hast. Und weil es dir so große Schmerzen bereitet.« Izzy stieß einen Seufzer aus. »Und es tut mir leid, dass du das mit Celyn und mir herausgefunden hast.«
    Sein leises Lachen klang bitter, und er schaute mit kalten, silbernen Augen zu ihr auf. »Wirklich?«, fragte er. »Tut dir das wirklich leid?«
    »Ja. Ich hatte nie vor, es jemandem zu sagen, denn das, was zwischen Celyn und mir passiert ist, geht nur uns beide etwas an.«
    »Glaubst du wirklich, er hätte den Mund gehalten? Glaubst du wirklich, er hätte es mir nicht erzählt? War das, was zwischen euch war, so unendlich kostbar?«
    »Das ist eure Sache und geht mich nichts an. Aber ich wollte dich nie verletzen, indem ich …«
    »Ich bin nicht verletzt«, sagte Éibhear und stand langsam auf. Sie war groß, aber er überragte sie noch, was wenigen gelang. »Eigentlich empfinde ich gar nichts«, sagte er und zuckte dabei die Achseln. »Nicht für dich, nicht für Celyn und nicht einmal für Austell. Nicht mehr.«
    »Dann tust du mir leid, denn so sollte niemand durchs Leben gehen müssen.«
    »Richtig. Ich sollte einfach weiterstolpern und wegen jedermann Schmerzen verspüren. Wie eine wandelnde offene Wunde. Das klingt nach großem Spaß.«
    »Das Schlechte gehört zum Guten, Éibhear.«
    »Du bist erstaunlich«, sagte er und schüttelte den Kopf, »nach alldem, was du mitgemacht, was du gesehen und verloren hast. Nach all deinem Töten. Nach alldem, was die Götter deiner Mutter und Annwyl angetan haben – und auch dir selbst. Sie haben dich wie Vieh gebrandmarkt«, sagte er und deutete auf ihre Schulter, auf der das Mal des Gottes Rhydderch Hael vor so vielen Jahren in ihr Fleisch eingesengt worden war. »Nach alldem kannst du noch herumgehen und von Gefühlen reden? Und davon, dich um die Schmerzen der anderen zu kümmern?« Er lachte; es war, als würde er Messer auf sie werfen. »Das ist ziemlich … erstaunlich.«
    Mit diesen Worten schritt Éibhear der Blaue den Hügel hinunter, weg von der Burg und seiner Familie. Izzy hatte das Gefühl, dass er nicht zurückkommen würde. Vermutlich würde er versuchen, Meinhard einzuholen, um in den Nordländern ein neues Leben anzufangen – weit weg von allem, was er bisher gekannt hatte.
    Sie wusste, dass er es ehrlich meinte, als er sagte, während er in der Dunkelheit verschwand: »Lebe wohl, Izzy. Ich wünsche dir viel Glück.«
    Als er weg war, blieb sie dort stehen, bis Brannie sich ihr von hinten näherte.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte ihre Cousine.
    »Ziemlich.«
    »Du solltest dir über das, was er gesagt hat, keine Gedanken machen, Iz. Er ist einfach …«
    »Ist es tatsächlich so schlimm?«, fragte Izzy und meinte damit die Veränderung, die jeder junge Drache durchmachen musste, wenn er in ein bestimmtes Alter kam. »Wirklich?«
    Brannie schüttelte den Kopf. »Als Fal es durchgemacht hat – ich meine, wir alle müssen das irgendwann hinter uns bringen –, hat er immer nur über das Elend seiner Seele gejammert und dunkle Gedichte gelesen. Die Tavernenmädchen fanden es prima. Aber er war nie so …«
    »Ausgehöhlt?«
    »Na ja … ich wollte ›verbittert‹ sagen, aber du warst schon immer die Theatralischere von uns beiden.« Brannie zupfte an dem Kleid, das Keita für Izzy ausgesucht hatte. Es war von einem sehr dunklen Blau, und es glitzerte. »Willst du einen kleinen Spaziergang machen, Izzy? Damit wir reden können?«
    Izzy schloss kurz die Augen und stieß einen langen Seufzer aus. »Brannie, meine Freundin und Cousine, das Letzte , was ich jetzt will, ist reden. Ich will ein Bier trinken und tanzen, und ich
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