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Draculas Eisleichen

Draculas Eisleichen

Titel: Draculas Eisleichen
Autoren: Jason Dark
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klein waren. Andere wurden hin und wieder von Fischern angefahren, und die Männer berichteten dann von einer Natur, die tot wirkte. Nur Felsen, Schnee und Eis, das auch im Sommer kaum dünner wurde.
    Unbewohnte Inseln, die sich als Verstecke für irgendwelche subversive Elemente eigneten. Sogar für Vampire, dachte er, wenn diese sich verstecken wollten.
    Blut bekamen sie allerdings nur in bewohnten Gegenden. Und die Gestalt im Eis dürstete sicherlich danach, wenn sie befreit wurde.
    Deshalb wollte Mesrin sie unbedingt innerhalb dieser dicken Schicht lassen, so lange jedenfalls, bis die Spezialisten eingetroffen waren, denn allein wollte er den Fall nicht lösen. Der war ihm schon jetzt über den Kopf gewachsen.
    Der Fischer stand neben ihm und schwieg. Welche Gedanken seinen Kopf durchwehten, wußte Mesrin nicht. Viel anders als die seinen konnten sie aber nicht sein.
    Die beiden taten nichts, standen nur da. Der Wind schleuderte ihnen ab und zu Gischtwolken entgegen.
    Das Wasser brach sich mit donnernden Geräuschen an den grauen Felsen, und es war Iljuk, der die Schultern hob. »Ich werde mich in Zukunft nicht mehr trauen, auf das Meer hinauszufahren.«
    »Warum nicht?«
    »Wo einer ist, können auch noch weitere sein.«
    »Im Wasser?«
    »Auf einer der Inseln.«
    Mesrin sagte nichts. Also hatte der Fischer sich mit denselben Gedanken beschäftigt wie er. »Hast du denn einen Plan?«
    »Nein, den habe ich nicht.« Mesrin schüttelte den Kopf. »Ich kann das nicht entscheiden. Ich muß mich mit anderen Stellen in Verbindung setzen.«
    »Mit welchen denn?«
    Mesrin streckte seinen Zeigefinger hoch. »Nach ganz oben, mein Lieber.«
    »Meinst du etwa Moskau?«
    »Sehr richtig.«
    Der Fischer bekam einen Schauer. »Das ist… meine Güte, wenn Moskau das hört…« Er verstummte, denn Moskau war für ihn so weit entfernt wie der Himmel. Wenn er den Namen der Stadt hörte, verging er fast vor Ehrfurcht. Er war nie selbst dort gewesen, hatte nur aus Erzählungen von dieser Stadt gehört, auch mal etwas darüber gelesen.
    Für ihn war Moskau eben das Größte.
    »Dann werden Spezialisten kommen, nehme ich an.«
    Zuerst wußte Iljuk nicht, weshalb der Mann lachte. Sehr bald wurde es ihm klar, »ja, es werden Spezialisten hier erscheinen, darauf kannst du dich verlassen. Nur frage ich mich, ob sie auch in der Lage sind, Lösungen zu bieten. Daran kann ich nämlich nicht glauben. Wer kennt sich denn bei Vampiren aus?«
    »Ich nicht.«
    »Ich auch nicht. Moskau wird reagieren müssen.« Er lachte wieder, als würde er sich darüber freuen. »Soll der KGB mal etwas Vernünftiges leisten und nicht immer wieder nur Menschen bespitzeln, die nichts verbrochen haben.«
    »Das meine ich auch.«
    Der Stationschef warf noch einen letzten Blick auf die im Eis eingefrorene Gestalt. Zwar lag sie völlig bewegungslos, doch er wurde den Eindruck nicht los, daß sie sich plötzlich erheben würde, wenn der dicke Panzer aufgetaut war.
    Allein der Gedanke daran bereitete ihm Furcht. Er war versucht, ein Kreuzzeichen zu schlagen, überlegte es sich dann, denn der Vampir würde davon nichts mitbekommen.
    »Laß uns gehen.«
    »Dafür bin ich auch.« Die Stimme des Fischers klang erleichtert. Er drehte sich um, sprang von der Felskante auf die glatte Eisfläche – und rührte sich nicht von der Stelle.
    Mesrin fiel die Haltung des Mannes erst auf, als er neben ihm stehengeblieben war. »Was hast du?«
    »D… da… da… da steht einer!« Iljuks Hand zitterte, als er nach vorn deutete.
    »Wo?«
    »An dem Felsen.«
    »Verdammt, ich sehe nichts.«
    »Ich habe ihn aber…«
    »Laß uns hingehen«, schlug Mesrin vor.
    Iljuk hielt den Mann fest. »Und wenn es nun auch ein Vampir ist? Einer, der nicht von einem Eispanzer umgeben ist? Was machst du dann?«
    Der Stationschef blieb stehen. Daran hatte er gar nicht gedacht. Auf einmal fing er an zu schvvitzen und das trotz der Kälte. Mit der nächsten Frage lenkte er vom eigentlichen Thema ab. »Wie sah diese Gestalt denn aus? Hatte sie auch spitze Zähne?«
    »Ich glaube nicht.«
    »War sie eine von uns?«
    Der Fischer blieb stumm und schüttelte nur den Kopf. »Nein«, flüsterte er dann. »Das war sie nicht.«
    Mesrin dachte darüber nach, ob sich Iljuk die Gestalt eingebildet haben könnte. Wenn er sich die Umgebung so anschaute, war das gut möglich, denn manche Felskanten und Figuren, die von der Natur willkürlich zusammengestellt worden waren, sahen aus wie Gestalten. Da konnte man schon
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