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Draculas Eisleichen

Draculas Eisleichen

Titel: Draculas Eisleichen
Autoren: Jason Dark
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lagen in einer eisigen Stille, als wären sie nicht existent und würden nur eine Spielzeuglandschaft bilden.
    Aus den Schornsteinen quollen Rauchwolken in den klaren Himmel.
    Mesrin stand am Fenster und schaute nach draußen. Er hatte diese klaren Winternächte stets geliebt. Da konnte er sehr lange am Fenster stehen, ein Glas mit Wodka in der Hand, und in die scharf konturierte Ferne schauen.
    An diesem Abend nicht!
    Zwar stand er auch am Fenster und spürte noch den Alkohol in seinem Mund, doch eine gewisse Entspannung oder gar Fröhlichkeit wollte bei ihm einfach nicht aufkommen.
    Ihn durchzogen düstere Gedanken, die sich hin und wieder zu finsteren Wahnvorstellungen verdichteten, denn das Prinzip Hoffnung hatte ihn verlassen.
    Er kam sich in der Station vor wie auf einer finsteren Insel, die von unsichtbaren Feinden belauert wurde. Es waren keine Raubtiere, keine sibirischen Schneetiger, von denen sich vor Jahren mal welche in diese Gegend hin verirrt hatten, nein, es war etwas anderes, das er nicht fassen konnte.
    Er sah das Fenster vor sich und dachte an einen anderen Vergleich.
    Mesrin verglich es mit einer Tür ins Dunkel. Wenn er sie aufstieß, landete er in einer anderen Welt, die mit der normalen nichts mehr gemein hatte. In einer Welt des Schreckens, der Schatten, im Reich der Toten oder im Vorhof der Hölle.
    Der Mond am Himmel zeigte keinen Kreis. Viel fehlte allerdings nicht mehr, um diese Figur zu bilden. Mesrin dachte wieder an den Vampir. Er wußte, daß dieses kalte Mondlicht den Blutsaugern guttat. Da schöpften sie Kraft für ihre schrecklichen Taten, denen die Menschen zum Opfer fallen sollten.
    Er hatte sich mit Moskau in Verbindung gesetzt und per Fernschreiber eine codierte Meldung abgesetzt. Sie würden in Moskau landen, in einer bestimmten Straße, in einem gewaltigen Gebäude, der Heimat und dem Sitz des KGB.
    Es war auch schon eine erste Antwort: Man würde sich darum kümmern, und er, Mesrin, solle auf Antwort warten.
    Gelacht hatte er. Bitter gelacht. Er kannte dieses verfluchte Warten sehr genau. Das konnte zwei Stunden dauern, aber auch zehn oder gleich zwanzig.
    Es war zum Heulen.
    Er stand unbeweglich und ballte seine Hände. Draußen lag alles in einer bedrückenden Stille. Nicht einmal Stimmen waren zu hören. Die Sendemasten und die zahlreichen Antennen glänzten wie lange, spindeldünne Finger aus Eis.
    Hinter wenigen Fenstervierecken brannte Licht. Durch die Scheiben glitt der Schein nach draußen, wo er auf dem Schnee ein rechteckiges Muster malte, aber nicht sehr lang, denn schon bald fraß es die Finsternis auf.
    Der Schnee glänzte. Manchmal glitzerte er so stark auf, als wäre er mit kleinen Diamantsplittern bestreut worden.
    Er hatte sich auch nach dem Fischer erkundigt und erfahren, daß es dem Mann den Umständen entsprechend ging. Eine dumme Antwort, wie er fand. Die hätte er sich auch selbst geben können.
    Mesrin drehte sich um und ging an seinem Schreib tisch vorbei. Auf dem alten Metallspind hatte er die beiden Flaschen abgestellt. In beiden befand sich Wodka.
    Der Leiter der Station war ein ziemlich schlanker Mann. Wäre der dichte Bart nicht gewesen, hätte jeder sehen können, wie asketisch seine Züge wirkten, was auch an den eingefallenen Wangen liegen konnte, die aussahen, als hätten sie nach innen gekehrte Beulen bekommen.
    Er holte die halbleere Flasche vom Spind. Die volle ließ er stehen. Das Wasserglas stand auf dem Schreibtisch. Er ließ Wodka hineingluckern und hörte erst auf, als die Flüssigkeit den oberen Rand beinahe erreicht hatte.
    Er trank einen großen Schluck, fluchte und trank wieder. Dann dachte er daran, daß die Kerle in Moskau soviel Zeit hatten, und er stieß wütende Flüche aus.
    Sein Blick haftete an dem altertümlichen Fernschreiber.
    Das Ding schwieg.
    Mesrin stellte sein Glas weg. Es war noch halb voll. Am liebsten hätte er sich betrunken, nach diesen Vorfällen hätte er auch Grund genug gehabt, aber die Vernunft siegte. Wenn er sich betrank und eine wichtige Meldung noch wider Erwarten in dieser Nacht eintraf, dann tat er möglicherweise etwas Falsches.
    Deshalb nahm er lieber einen Schluck Wasser. Es schmeckte schal.
    Er hatte die Flasche zur Seite gestellt und wollte wieder zum Fenster gehen, als ihn das Rattern des Fernschreibers herumfahren ließ. Eine Lampe blinkte, und auf der Walze drehte sich die Papierbahn, die noch immer beschriftet wurde.
    Mesrin atmete tief durch. Zum erstenmal nach langer Zeit lächelte
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