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Draculas Eisleichen

Draculas Eisleichen

Titel: Draculas Eisleichen
Autoren: Jason Dark
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Umgebung beobachten?
    Mesrin entschied sich für die letzte Möglichkeit. In seiner Baracke fühlte er sich einfach sicherer. Mit wenigen Schritten hatte er das Viereck erreicht und blieb davor stehen. Sein Blick glitt durch die Scheibe.
    Er kannte hier jedes Stück Boden, fast jeden Schneekristall. Er war hier zu Hause, und doch kamen ihm die breiten Stellen zwischen den Häusern fremd und leer vor, obwohl nicht weit entfernt zwei Fahrzeuge abgestellt waren und sich daneben die Umrisse einer Schneeraupe abhoben.
    Der Schnee glänzte noch immer. Frische Abdrücke konnte er nicht entdecken.
    Aber er sah die Bewegung.
    Es war mehr Zufall, weil er dorthin geschaut hatte, wo die Fahrzeuge standen.
    Neben der Schneeraupe mußte sich jemand aufhalten.
    Mesrin hielt den Atem an.
    Sekunden verstrichen in atemloser Spannung. Er rieb über seine Augen, da sie anfingen zu brennen. Sein Atem berührte die Scheibe und hinterließ einen runden nebligen Beschlag.
    Täuschung oder nicht?
    Er wußte es nicht und lauerte darauf, daß sich die Bewegung wiederholte. Natürlich konnte alles ganz harmlos gewesen sein. Oft verließen die Männer noch ihre stickigen und dumpfen Buden, um draußen ein wenig frische Luft zu schnappen. Dann aberzeigten sie sich offen und gingen nicht hinter irgendwelchen Fahrzeugen in Deckung.
    Mesrin sah nichts mehr. Einbildung, Täuschung, ein Streich, den ihn seine überreizten Nerven gespielt hatten. So und ähnlich formulierte er seine Gedanken. Mit der Zunge feuchtete er seine trockenen Lippen an und hoffte, daß diese verdammte Nacht bald vorbei war.
    Daß der Besuch aus Moskau am nächsten Tag eintreffen würde, war ihm klar. Aber bis dahin würden noch mehrere Stunden vergehen. Die mußte er erst einmal überstehen.
    Die Tür ins Dunkel, dachte er. Das Fenster in eine andere Welt. Es lag vor ihm, obwohl es völlig natürlich aussah. Es war kein Viereck, durch das er steigen mußte, um die Hölle zu erreichen. Es war völlig normal, und er dachte daran, daß er sich nur nicht selbst verrückt machen sollte.
    Nur nicht durchdrehen, kalt bleiben, versuchen, klar und logisch nachzudenken.
    Aber die Logik verschwand, wenn die Angst begann. Das genau war es, um was sich alles drehte.
    Die Angst… dieses Gefühl, beobachtet zu werden. Möglicherweise von einem irren Killer, der das nächste Opfer bereits ins Fadenkreuz seiner grausamen Gedanken genommen hatte.
    Ihn vielleicht?
    Unsinn, ich…
    Seine Gedanken rissen abrupt ab. Als wäre jemand in der Nähe, der einfach nicht wollte, daß er weiterdachte. Denn wieder hatte er einen Schatten gesehen.
    Eine Gestalt – nur diesmal nicht in der Nähe der abgestellten Fahrzeuge, sondern Richtung Krankenbaracke, wo der verletzte Fischer lag.
    Sein Sichtwinkel war zu schlecht, um die Tür unter Kontrolle halten zu können. Wenn er etwas sehen wollte, mußte er nach draußen gehen, und davor fürchtete er sich.
    Andererseits dachte er an die Verantwortung, die er für den Fischer übernommen hatte. Er war Chef dieser Station und im Prinzip für alles verantwortlich.
    Mesrin wollte raus, und er wollte auch allein gehen. Ein entschlossener Zug zeichnete sein Gesicht. Er war ein Mann, der lange vor der Brücke gewartet hatte und nun über den Entschluß froh war, sie überqueren zu können.
    Leider stand ihm keine Schußwaffe zur Verfügung. Waffenlos wollte er nicht gehen.
    In seinem kleinen Zimmer, wo das Bett stand, hingen neben alten Fotos und Plakaten auch zwei scharfe Fischermesser an der Wand, mit denen die Männer ihre Beute auftrennten.
    Das größere wollte er mitnehmen. Es war ihm einmal von einem Mann geschenkt worden, dem er einen Gefallen getan hatte. In seinem Zimmer brauchte er kein Licht.
    Ein Griff, und er hielt das Messer mit der beidseitig geschliffenen breiten Klinge in der Hand.
    Wohl fühlte er sich zwar nicht, war aber um einiges beruhigter, als er sich auf den Weg zur Tür machte und im Vorbeigehen noch seine gefütterte Jacke mitnahm.
    Das Messer steckte er schräg in den Gürtel und achtete darauf, sich nicht selbst zu verletzen.
    In der Stille hörte sich das Knarren der Tür einfach zu laut an, als er nach draußen trat, wo ihn augenblicklich die Kälte erwischte und sich wie ein Reif um seinen Körper legte.
    Es ging kaum Wind, die Kälte drückte arg, sie raubte ihm im ersten Moment die Luft.
    Der Schnee knirschte überlaut unter seinen Stiefeln. Jeder, der nur ein wenig achtgab, würde ihn jetzt hören können. Um die Sanibaracke zu
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