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Draculas Brüder -ebup-

Draculas Brüder -ebup-

Titel: Draculas Brüder -ebup-
Autoren: Robert Lory
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Berührung der derben Hand, die seine Schulter von rückwärts packte, machte Sanchez auf dem Absatz kehrt. Das gerötete, schwartige Gesicht des bulligen Mannes im zerknautschten Zivilanzug zeigte ein schmallippiges, einseitiges Lächeln. Er und Sanchez standen allein bei der Aufzugtür im dritten Stock des Rathauses. »Du erinnerst dich, Sanchez?«
    Sanchez erinnerte sich. Seine Finger ballten sich zu Fäusten, entspannten sich wieder. Schließlich war es drei Jahre her – die Entdeckung von Heroin in seinem Streifenwagen, die Untersuchung, das Disziplinarverfahren, seine Entlassung aus dem Polizeidienst und die Gerichtsverhandlung. Von Anfang an und bis zum bitteren Ende hatte Detektiv-Inspektor Hank Navarre die Ermittlungen mit unbarmherzigem Druck vorangetrieben. »Du hattest das Zeug zu einem guten Polizisten, Junge«, hatte er Sanchez damals gesagt. »Du hattest die Zähigkeit und den Riecher und das richtige Gefühl für diese Leute. Aber nun zeigt sich, daß du das weiße Zeug an den eigenen Fingern hast, und wenn ein Polizist sich auf krumme Sachen einläßt, ist es die Aufgabe seiner Kollegen, reinen Tisch zu machen und dafür zu sorgen, daß die Behörde sauber bleibt. Dabei müssen wir in Kauf nehmen, daß solche schwarzen Schafe unter uns strenger beurteilt und für längere Zeit hinter Gitter gebracht werden als irgendein Dealer, der sowieso mit einem Bein in der Unterwelt steht.«
    Daß es nicht ganz so gekommen war, hatte Hank Navarre gewiß nicht zu verantworten; er hatte sein möglichstes getan, Sanchez hinter Schloß und Riegel zu bringen.
    »Ich erinnere mich, Inspektor«, sagte Sanchez.
    Der Mann nahm seine Hand von Sanchez’ Schulter. »Gut, das ist sehr gut, Junge. Nur heißt es jetzt Kriminalkommissar. «
    »Mein Glückwunsch. Nun, wenn es sonst nichts gibt... «
    »Doch, da ist noch was. Ich würde ganz gern wissen, was du hier machst.«
    »Dein Interesse ist sehr schmeichelhaft, aber die Gründe für meine Anwesenheit sind den zuständigen Leuten bekannt.«
    Navarre nickte. »Das hörte ich. Als ich dich vorhin kommen sah, erkundigte ich mich. Und was hörte ich? Sonderausweis für einen Elektronikerexperten. Nun, ich muß sagen, das ist wirklich was, ich meine für jemand, der erst vor drei Jahren geflogen ist – und der vor drei Jahren noch keine blasse Ahnung von Elektronik hatte. Was hast du gemacht, Junge -einen Fernlehrkurs?«
    »Etwas in der Art«, sagte Sanchez beherrscht. »Vielleicht habe ich auch einen Kurs in der Kunst der Urkundenfälschung gemacht; das würde erklären, wieso ein verkrachter Puertoricaner zu einem Sonderausweis kommen kann. Vielleicht solltest du der Sache nachgehen. Einstweilen aber schlage ich vor, daß du mir den Weg freimachst – bevor ich es selber tue.«
    Die zwei Augenpaare starrten sich einen Moment an. Dann gab Navarre die Aufzugstür frei.
    »Okay, Sanchez, du kannst dir das als einen kleinen Sieg anrechnen. Aber der Krieg hat erst angefangen. Ich hatte gedacht, ich könnte dich vergessen. Ich sehe jetzt, daß das ein Irrtum war. Was immer du im Schilde führst, Sanchez, du schaffst es nicht. Wohin du auch gehst, was du auch machst, von nun an spürst du einen heißen Atem im Nacken – meinen.«
    »In dem Fall will ich dir einen guten Rat geben«, sagte Sanchez. »Paß gut auf, daß ich ihn immer im Nacken fühle. Denn wenn ich dich in meinem Weg finde, mache ich nicht viel Federlesens mit dir.«
    Sanchez sah sein Spiegelbild im Fenster des schwarzen Kombiwagens und ärgerte sich über sich selbst. Es war sehr dumm von ihm gewesen, sich von Navarre reizen zu lassen und es dann noch zu zeigen. Sehr dumm.
    Aber was geschehen war, war geschehen und ließ sich nicht mehr rückgängig machen. Er öffnete die Tür, setzte sich hinter das Steuer und steckte den Schlüssel ins Zündschloß. Dann schloß er sekundenlang die Augen und atmete mehrere Male tief ein und aus. Als er seine Augen öffnete, war seine Wut verraucht, und er startete den Wagen, blickte in den Rückspiegel...
    Sofort erkannte er die beiden Männer als das, was sie waren. Zwei Zivilisten, deren Nichtbeachtung des schwarzen Kombiwagens und seines Fahrers allzu offensichtlich war, als sie betont langsam zu ihrem eigenen Fahrzeug gingen, einem dunkelgrünen Pontiac.
    Sanchez verließ den Parkplatz und beschleunigte allmählich, während er den Rückspiegel im Auge behielt. Etwas war nicht richtig. Die zwei waren zu langsam. Wenn sie den Auftrag hatten, ihm zu folgen – und Sanchez war
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