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Drachenzauber

Drachenzauber

Titel: Drachenzauber
Autoren: C.J. Busby
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später war der Vogel über ihnen. Im allerletzten Augenblick drehte Adolphus ab. Der große Vogel verfehlte sie um Federbreite und schoss pfeifend an ihnen vorbei in die Tiefe. Dann stieg er wieder auf und versuchte es noch einmal.
    Adolphus hatte sich wieder gefangen und flog, so schnell er konnte, in die entgegengesetzte Richtung. Doch der Vogel war schneller. Olivia musterte ihn aus schmalen Augen. Er wirkte groß – andererseits war sie ein Frosch. Jetzt konnte sie ihn deutlich sehen. Sie war sich ziemlich sicher, dass es nur ein ...
    »Adolphus! Es ist ein Roter Milan! Mit dem wirst du fertig ...«
    »Aber er ist riesig!«, jammerte Adolphus. Verzweifelt schlug er mit den Flügeln. »Er ist böse! Er will mich fressen!«
    Olivia tätschelte mit dem Fuß seinen Hals, während sie den anderen fest im Ledergurt verhakte. »Du bist ein Drache, Adolphus! Er kann dich unmöglich fressen!«
    »Aber er hat Krallen!«, sagte Adolphus. Er sah sich um und probierte es mit einem Ausweichmanöver. »Und einen spitzen Schnabel!«
    »Adolphus«, sagte Olivia ärgerlich, gerade als der Vogel sich wieder auf sie stürzen wollte. »Reiß dich zusammen! Du hast Klauen – und du kannst Feuer spucken. Um Himmels willen, spuck einfach Feuer!«
    »Ach ja«, sagte Adolphus erleichtert. »Stimmt. Das kann ich. Obwohl – es ist ein bisschen schwierig beim Fliegen ... Ich – äh –«

    Olivia sah sich um. Der Milan kam wieder im Sturzflug auf sie zu. Seine glänzend schwarzen Augen waren genau auf sie gerichtet. Der grausam gekrümmte Schnabel war geöffnet, drauf und dran, sie von Adolphus’ Rücken zu reißen.
    »Adolphus!«, brüllte sie. »Spuck Feuer! Jetzt!«
    Ein Feuerstrahl flammte an ihr vorbei und umhüllte den überraschten Vogel, der wild flatternd in die Tiefe stürzte und ziemlich angekokelt aussah. Olivia schrumpfte auf Adolphus’ Rücken zusammen und versuchte, nicht vom Drachen zu fallen. Der war bei seiner plötzlichen Heldentat ernsthaft aus dem Gleichgewicht geraten und kippte gefährlich zur Seite. Mit großer Anstrengung richtete er sich schließlich wieder auf, schrammte nur knapp an einem Baum vorbei und segelte sanft zur Erde. Sie landeten neben einem sumpfigen Tümpel, der nur ein paar hundert Meter von einem ziemlich dunklen und düsteren Wald entfernt lag.
    »Beim Zehennagel des Trolls, Adolphus«, sagte Olivia schließlich. »Ich war mir sicher, dass ich als Mittagessen enden würde. Oder in Stücke gerissen in der Landschaft verteilt.«
    Adolphus schluckte. »Tut mir leid. Ich, also, es war halt ein bisschen unheimlich. Er hatte einen ziemlich spitzen Schnabel.«
    Der Drache wirkte einigermaßen beschämt. Olivia gab ihm einen freundschaftlichen Klaps.
    »Halb so wild«, sagte sie beruhigend. »Am Ende hast du ihm einen Schrecken eingejagt.«
    »Hab ich, nicht wahr?«, sagte Adolphus, plötzlich besser gelaunt und Schwanz wedelnd. » Wuuuuusch! Feuer!«
    »Ähem, die Sache ist jetzt nur ...«, sagte Olivia und sah sich um. »Du weißt nicht zufällig, wo wir gelandet sind, oder?«
    Adolphus wusste es, wie vorherzusehen gewesen war, nicht. Es dämmerte bereits. Und so gaben sie die Suche nach Max und Sir Boris oder der Straße nach Norden schließlich auf und beschlossen, die Nacht auf einem Baum am Waldrand zu verbringen. Olivia konnte kaum die Linie des nahe gelegenen Karrenwegs erkennen, der sich nur wenige Meter von ihrem Hochsitz entfernt in den Wald hineinschlängelte. Adolphus, der über einem Ast hing, war schnell eingeschlafen. Aber bei jedem ungewohnten Geräusch zuckte er nervös. Olivia glaubte, das Schnauben eines Pferdes zu hören, und starrte ängstlich in die Dunkelheit. Da. Es war ganz bestimmt ein Pferd. Waren das Max und Sir Boris?
    Ein letzter rotgoldener Sonnenstrahl fiel durch die Bäume. Er erleuchtete die Gestalt eines einsamen Ritters, der auf einem Apfelschimmel den Weg entlanggeritten kam. Olivia verkroch sich noch tiefer zwischenden Ästen. Sie erstarrte, als der Ritter unter ihr vorbeikam und in den Wald ritt. Da Adolphus ihr die Sicht versperrte, konnte sie weder den wahrhaft prächtigen Schnurrbart noch die vertraute Rüstung des Ritters erkennen, der zusammengesackt auf seiner kräftigen Schimmelstute saß.
    »Verflixtes, verdammtes Mädchen«, murmelte der Ritter, als er zwischen den Bäumen hindurchtrottete. »Ich könnte es jetzt warm und gemütlich haben. Mit einem schönen Becher gewürztem Met am Feuer ... Knappentraining, ja? Wenn ich sie eingeholt habe, gibt es
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