Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenruf

Drachenruf

Titel: Drachenruf
Autoren: C. Bertelsmann
Vom Netzwerk:
fort. »Wie kann man ein Kind solchen Strapazen aussetzen! Schsch - Ruhe jetzt! Ihr bringt mit eurem Geschrei die armen kleinen Geschöpfe da droben halb um den Verstand. Bist du denn von allen guten Geistern verlassen, Robinton? Los - verschwindet jetzt alle! Meinetwegen könnt ihr die ganze Nacht im Saal durchfeiern, wenn ihr die Energie dazu aufbringt, aber die Kleine schaffe ich jetzt erst mal ins Bett.T’gellan, wenn du mir helfen könntest...«
    Gutmütig machten die Leute ihr eine Gasse frei.
    »Es ist heute schon zu spät, sie in Duncas Pension bei den anderen Mädchen unterzubringen«, sagte Silvina zu T’gellan. »Wir legen sie einfach in eines der Gästezimmer.«
    Menolly, die im Halbdunkel des Korridors kaum etwas erkennen konnte, stieß mit den Zehen gegen eine Fliesenkante und schrie unwillkürlich auf. »Was ist denn, Kind?«, fragte Silvina besorgt.
    »Meine Füße...« Menolly würgte die Tränen zurück. Silvina sollte sie nicht für weichlich halten.
    »Moment, ich trage sie«, sagte T’gellan, und ehe Menolly widersprechen
konnte, hatte er sie hochgehoben. »Geh voraus, Silvina!«
    »Dieser verflixte Robinton!«, schimpfte Silvina. »Er macht freilich Tag und Nacht ohne eine Spur von Müdigkeit durch, aber er vergisst, dass andere...«
    »Aber nein, ich stehe tief in seiner Schuld«, verteidigte ihn Menolly. »Er hat so viel für mich getan.«
    »Pah, im Gegenteil, er steht in deiner Schuld, Menolly«, meinte der Drachenreiter mit einem rätselhaften Lachen. »Du wirst den Heiler holen müssen, Silvina, damit er sich um ihre Füße kümmert«, fuhr er fort, während er das Mädchen die breite Treppe nach oben trug. »Wir haben sie so gefunden. Sie lief vor den Sporen davon.«
    »Was?« Silvina drehte sich um und starrte Menolly mit weit aufgerissenen Augen an.
    »Beinahe hätte sie es auch geschafft. Lief sich natürlich die Sohlen wund. Ein Reiter aus meinem Geschwader entdeckte sie und brachte sie zum Benden-Weyr.«
    »In dieses Zimmer, T’gellan. Das Bett steht links. Ich mache gleich Licht.«
    »Keine Angst, ich sehe gut genug.« T’gellan legte Menolly vorsichtig auf das Bett. »Ich öffne erst mal die Läden, Silvina, damit ihre Echsen hereinkönnen. Die Biester halten bestimmt nicht mehr lange still.«
    Menolly hatte sich auf den weichen, duftenden Strohsack sinken lassen. Nun löste sie den Riemen, mit dem sie das winzige Bündel ihrer Habseligkeiten festgeschnallt hatte, aber sie fand nicht mehr die Kraft, nach der Felldecke zu greifen, die zusammengerollt am Fußende des Bettes lag. Sobald T’gellan die Läden aufgestoßen hatte, rief sie ihre Freunde.
    »Ich habe schon viel von diesen Feuerechsen gehört«, plauderte Silvina. »Aber bisher bekam ich nur kurz die kleine Königin von Baron Groghe zu Gesicht... beim Ei, was ist denn das?«

    Silvinas erschreckter Aufschrei ließ Menolly hochfahren. Sie sah, dass ihre Echsen die Wirtschafterin in engen Kreisen umflogen.
    »Wie viele von den Biestern hast du denn, Menolly?«
    »Nur neun«,lachte T’gellan,belustigt über Silvinas Verwirrung. Sie reckte den Hals und bemühte sich, die eine oder andere der kreisenden Echsen genauer zu betrachten.
    Menolly befahl ihnen, auf der Stelle das wilde Geflatter zu lassen. Rocky und Taucher landeten auf dem Tisch nahe der Wand, während Prinzessin, wie immer die Mutigste, sich auf Menollys Schulter setzte. Die anderen kauerten sich auf die Fenstersimse. Ihre schillernden Augen sprühten orangerote Funken; das verriet ihre Angst und ihr Misstrauen.
    »Also, das sind die schönsten Geschöpfe, die ich je gesehen habe«, meinte Silvina und musterte aufmerksam die beiden Bronzeechsen auf dem Tisch. Rocky begann zu zetern, als er merkte, dass die Rede von ihm war. Er faltete die Schwingen eng an den Körper, hielt den Kopf schräg und starrte Silvina an. »Guten Abend, mein kleiner Bronze-Freund!«
    »Der freche Kerl heißt Rocky«, erklärte T’gellan, »und die zweite Bronzeechse ist Taucher, stimmt’s, Menolly?« Sie nickte, froh darüber, dass der Drachenreiter ihr das Reden abnahm. »Die Grünen werden Tantchen Eins und Zwei genannt...« Die beiden begannen zu keifen wie alte Weiber und Silvina lachte hellauf. »Der Blaue ist Onkelchen, aber die Braunen kenne ich immer noch nicht auseinander...«
    Er schaute Menolly fragend an.
    »Faulpelz, Spiegel und Brownie«, stellte Menolly die drei Echsen der Reihe nach vor. »Und das hier ist meine Prinzessin, Silvina.« Sie sprach den Namen der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher