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Drachenlanze - Der Bund der ...

Drachenlanze - Der Bund der ...

Titel: Drachenlanze - Der Bund der ...
Autoren: TINA DANIELL
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enorm
verbessert hatte. Was ihm an Technik fehlte, machte er durch
Behendigkeit und Entschlossenheit mehr als wett. Sie konnte
ihn zwar treffen, aber nicht mehr in die Enge treiben. Der
forsche Sechsjährige runzelte konzentriert die Stirn, auf der
ihm die schweißnassen Haare klebten, doch er wurde langsam
müde. Kit ging es ebenso, aber keiner wollte aufgeben.
»Gehen wir an den See«, machte Kit schließlich ein
Friedensangebot.
    Nicht weit von ihrem Haus entfernt lag der Krystallmirsee –
Altweibersee, wie die Kinder ihn manchmal nannten, weil der
Legende nach eine Hexe dort herumspukte. Hin und wieder
wurde das alte Weib von einem Fischer gesichtet, der zuviel
getrunken hatte, oder von einem Gnom auf Wanderschaft, der
sich, wenn er die Geschichte hörte, zwei oder drei Tage lang
ans Seeufer setzte und sein Absolut-alles-durchschauen-desAquaskop ausprobierte.
»Gute Idee«, meinte Caramon, der vor ihr herlaufen wollte.
Kit überholte ihn an einer Biegung ohne Mühe.
    Das Ufer war teils moosbewachsen, teils sandig, der See
still. Am Wasserrand hatten sich Stöcke, Blätter, tote Insekten,
Wasserpflanzen und Seerosen angesammelt.
    Eine Stunde lang erforschten sie das Ufer, wobei sie häufig
stehenblieben, um große Steine umzudrehen und kleinere über
die Wasseroberfläche hüpfen zu lassen. Caramon watete
hinein, um Krebse zu fangen, die ihm jedoch aus den
ungeschickten Händen entwischten. Kit grinste, als er einen
von ihnen beschimpfte, dem es gelungen war, ihn in den Finger
zu zwicken. Als ihr Bruder rückwärts in Wasser kippte und
klatschnaß wieder auftauchte, brach sie in schallendes
Gelächter aus.
    Oben am Ufer wrang Caramon sein Hemd aus, während Kit
faul auf dem Rücken lag und sich wunderte, wie sie das gute
alte Solace so bald schon wieder langweilen konnte.
    »Kit?«, fragte Caramon, der angestrengt das Wasser aus
seinem Hemd drückte.
»Ja?« antwortete sie verträumt.
»Hast du je das alte Weib gesehen?“ wollte er wissen.
»Was für ein Weib?«
»Das vom Altweibersee.«
»Ach«, meinte sie mit geschlossenen Augen. »Das ist bloß
so eine Geschichte, um kleinen Kindern angst zu machen.«
»Das sagt Raist auch«, gab Caramon kleinlaut zu.
Anschließend gingen sie nach Hause, sahen nach Rosamund,
die schlief, und beschlossen, Cinnamon ein bißchen Bewegung
zu verschaffen. Während Kit die Stute sattelte, scharrte
Caramon ziellos herum und durchwühlte den Schuppen.
»Kit! Was ist das denn? Das hast du mir gar nicht gezeigt.
Wo hast du das her? Das ist wunderschön!«
Kit fuhr herum und sah, daß Caramon mit Becks Schwert
herumfuchtelte. Wütend riß sie es ihm weg und packte es
schnell wieder ein. Dann schob sie es tiefer ins Stroh bis hinter
einen Steinhaufen.
»Wo das herkommt, geht dich nichts an«, sagte sie ergrimmt.
»Keiner darf erfahren, daß ich das habe. Verstanden?
Niemand! Bei deiner Kriegerehre, versprich, daß du es
vergißt.« Drohend baute sie sich vor ihrem kleinen Bruder auf.
»Bei was?«
Kit hob die Hand.
»Ja, ja, schon gut, versprochen.«
Später gingen sie reiten. Kit saß hinter Caramon und hatte
die Arme um ihn gelegt, so daß sie beide die Zügel halten
konnten. Nachdem sie die Fuchsstute hinter dem Wald ins hohe
Gras gelenkt hatten, ritten sie ein paar Stunden kreuz und quer
durch das freie Gelände, wobei sie so lachten, daß sie fast vom
Pferd fielen. Wie gut sich der Wind anfühlte!
Als sie vom Reiten zurückkamen, war schon fast der ganze
Tag vergangen. Um diese Zeit kam Raist gewöhnlich heim.
Caramon erzählte Kit, daß sein Zwillingsbruder an manchen
Tagen länger blieb und dann in Teichgrund übernachtete. Eine
Reihe von Lehrlingen stammten von weiter fort und wohnten
in der Zauberschule, weshalb es gute Zimmer gab. Aber
meistens lief Raistlin lieber den langen Weg nach Hause. Als
Kit nach dem Grund fragte, erwiderte Caramon mit
nachdenklicher Miene:
»Er hat dort nicht viele Freunde. Er hat mir erzählt, daß sie
>der Schlaue< zu ihm sagen. Ich glaube, weil er klüger ist als
alle anderen. Er ist immer als erster mit seinen Aufgaben fertig
und kann sich die Zaubersprüche am besten merken.« Caramon
machte eine kurze Pause, sah auf seine Zehen hinunter und trat
beim Gehen nach einem Stein. Er runzelte die Stirn.
»Morat mag ihn anscheinend auch nicht besonders. Der
Zaubermeister denkt sich immer wieder besondere Aufgaben
für ihn aus. Das ist der Grund, warum Raist über Nacht bleibt;
wenn er nämlich zu viele Extraaufgaben hat.«
Vor dem Aufstieg
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