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Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert

Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert

Titel: Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert
Autoren: Tina Daniell
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er verdient hatte.
Erschöpft sank sie vor dem Tisch auf eine Bank. Der Junge mit
dem Namen Mita brachte ihr einen Teller Suppe, den er ihr
hinstellte. Kit löffelte sie hungrig in sich hinein, obwohl sie so
heiß war, daß sie sich den Mund verbrannte. Immerhin
schmeckte es.
Mita hing an der Tischkante herum. Er hatte gelbe Haare, die
wie Getreidehalme raschelten, ein pockennarbiges Gesicht und
eine rosa Zunge.
»Also«, sagte Kit nach den ersten Löffeln, »wenn du darauf
wartest, daß ich dir erkläre, wie gut es schmeckt – es ist gar
nicht übel, könnte aber mehr Pfeffer vertragen. Mein Vater hat
immer gesagt, im Zweifelsfall mehr Pfeffer. Und Piggott hat
recht. Du hast es anbrennen lassen.«
Offenbar enttäuscht zog der Junge seine rosa Zunge ein und
drehte sich wortlos um. Als er zum Herd ging, fiel Kit auf, daß
er leicht hinkte. Aus irgendeinem Grund erinnerte er sie an
Raistlin, wodurch er Kit sofort sympathischer wurde. Es war
besser, hier einen Verbündeten zu haben als einen Feind,
überlegte Kit ganz vernünftig.
»Ich heiße Kitiara« rief sie ihm etwas umgänglicher nach.
»Du bist doch nicht etwa der Sohn von diesem Deppen? Ich
hoffe nicht. Ich wäre lieber seine Sklavin als mit ihm
verwandt.«
Mita drehte sich zurück und verzog den Mund zu einem
schiefen Lächeln. Er war fast so schmierig wie die ganze
Küche, aber sein Lächeln war offen und herzlich. »Ich
bekomme ein bißchen Lohn und mein Essen. Schlafen tue ich
in der Scheune.«
»Heute nacht«, sagte Kit, die sein Lächeln erwiderte,
»schlafe ich auch in der Scheune.«
Sie widmete sich wieder ihrer Suppe, von der sie jetzt den
Rest herunterschlang. Mita ging nach draußen, um sich für sie
um Cinnamon zu kümmern, und als er wiederkam, hatte sich
Kit bereits an die Arbeit gemacht und stapelte das Geschirr in
einem leeren Holzbottich.
»Hol erst mal Wasser aus dem Brunnen im Hof«, befahl sie.
»Bring gleich zwei Eimer, wenn’s geht. Wir müssen hier mal
richtig aufräumen.«
Mita zögerte einen Augenblick, als ob er mit sich ringen
würde, ob er die Autorität akzeptieren sollte, die Kitiara sich
anmaßte. Er war ungefähr so alt wie sie, eher ein oder zwei
Jahre älter.
Langsam wurde das Stimmengemurmel im Gastraum lauter,
denn die Leute kamen zum Abendessen. Mita zuckte mit den
Schultern, nahm zwei Eimer und lief nach draußen.
Bald schrie Piggott Zahlen hinein, und Kit und Mita gaben
sich alle Mühe mitzuhalten. Es gab jeden Abend nur ein
Gericht, immer irgendeine Suppe, und die Zahlen sagten ihnen,
wieviel Teller sie auftischen sollten. Schon kurz darauf waren
Mita und Kit damit beschäftigt, die Teller zu füllen, ob sie nun
vorher gespült worden waren oder nicht.
»Keine Sorge, keiner erwartet Reinlichkeit, wenn er bei
Piggott ißt«, erklärte Mita Kit gutgelaunt, während er mit
einem gebrauchten Teller hereinfegte, ihn mit einem
schmutzigen Tuch auswischte, welches ihm an der Hüfte hing,
und eine Portion für den nächsten Gast auflud.
»Jedenfalls nicht die Leute von hier. Die, die sich
beschweren, sind meist Durchreisende und kommen sowieso
kein zweites Mal. Das hier ist meilenweit der einzige Ort, wo
man etwas Warmes zu essen kriegt.«
Während Kit mit leeren und vollen Suppentellern zwischen
Küche und Gaststube hin und her flitzte, hatte sie kaum Zeit,
sich vorne umzusehen. Am einen Ende des Raums, bei der
Küchentür, stand der Schanktisch, wo Piggott Getränke ausgab
und Bestellungen annahm. Unten am Boden standen dicht an
dicht bunte Flaschen, und in Augenhöhe waren billige,
gerahmte Malereien von verschneiten Berggipfeln und
rauschenden Wasserfällen aufgehängt.
Die Kundschaft bestand größtenteils aus Zwergen, und dazu
kamen ein paar schmutzstarrende Menschen. Zum größten Teil
waren es Bergarbeiter oder Holzfäller; ein paar gehörten zu den
Straßenbauern, wie man an ihren reichbestickten Kleidern, den
Rucksäcken und den Werkzeuggürteln erkennen konnte. Die
Stimmen waren schrill, und wenn Kitiara an den Tischen
vorbeikam, konnte sie nur Fetzen der aufgeregten Gespräche
auffangen.
»Das war ein abgekartetes Spiel, ein verdammter Trick,
wenn du mich fragst… «
»Es heißt, Sir Gwatmeys Sohn selbst wäre umgekommen…«
»Ich glaub’s trotzdem nicht und werde es erst glauben, wenn
ich auf den Beweis spucken kann…«
»Trink lieber noch einen von dem Zeug da, dann schläfst du
ein und machst dir gleich hier in die Hosen…«
»Gehst du wieder an die Arbeit…?«
»Wofür hältst du mich, du
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