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Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert

Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert

Titel: Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert
Autoren: Tina Daniell
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Gossenzwerg? Ich laß mich doch
nicht an der Nase herumführen…«
Kitiara spitzte die Ohren, während sie sich unbefangen
zwischen den schimpfenden Gästen hindurch schlängelte, denn
ihr schenkte niemand große Aufmerksamkeit. Und niemand
versuchte, die junge Frau mit dem Verbrechen – oder dem
miesen Trick, wie manche sagten – in Verbindung zu bringen,
das sie alle in Aufruhr versetzt hatte: dem Überfall auf die
Boten mit der Lohntruhe für die Straßenbauer.
»Irgendwer hat sich mit einem Vermögen abgesetzt«,
erzählte Mita, als der größte Andrang vorbei war und sie Zeit
zum Reden hatten. »Die Zwerge glauben, daß alles getürkt ist,
damit sie noch etwas länger umsonst arbeiten. Zwerge sind von
Natur aus schlau und mißtrauisch«, fügte er wissend hinzu,
»und sie lassen sich nicht gern zum Narren halten.«
»Gab es Verletzte?« fragte Kitiara unschuldig – zumindest
hoffte sie, daß die Frage unschuldig klang.
»Nur ein junger Edelmann«, meinte Mita schulterzuckend.
»Die Räuber haben ihn gleich umgebracht, allerdings so, als
wenn es ein wildes Tier war, was einer der Gründe ist, warum
den Zwergen das Ganze verdächtig vorkommt. Eins steht fest:
Zwerge arbeiten nicht auf Pump, und diese Straße wird jetzt
nie zu Ende gebaut.«
»Wird da nicht Piggotts Wirtschaft drunter leiden?« fragte
Kit.
»Ein bißchen«, räumte Mita ein. »Am Anfang. Aber es gibt
anscheinend endlos viele Zwerge und Wanderer. Und wer in
dieser Gegend eine warme Mahlzeit, harte Getränke und« – er
senkte seine Stimme etwas entschuldigend
– »weibliche
Gesellschaft will, der muß nach Stumpfhausen kommen.«
Kit und Mita hatten Suppe serviert, bis der gußeiserne Kessel
fast leer war und Piggott die Küche für geschlossen erklärte.
Zu diesem Zeitpunkt war die Zahl der Gäste im Schankraum
bereits beträchtlich zusammengeschrumpft.
»Nach dem Essen bleiben nicht viele Gäste«, vertraute Mita
ihr an, der in der Küche herumhinkte und leere Teller zum
Abwaschen auftürmte. »Piggott tut Wasser ins Bier, und das
machen sie auf der anderen Seite vom Dorf nicht.«
»Auf der anderen Seite?« fragte Kit. »Ich dachte, du hättest
gesagt, daß es nur hier etwas Warmes zu essen gibt?«
»Das stimmt auch«, sagte Mita, während er abermals die
Stimme senkte, »das Wirtshaus da drüben ist… na, du weißt
schon… wovon Piggott es vorhin hatte. Frauen, die sich an
Männer verkaufen. Sogar an Zwerge, wenn sie bezahlen
können.«
Mita lief rot an. Kit warf ihm einen verächtlichen Blick zu,
denn sie war nicht im geringsten beleidigt oder beschämt. Mita
machte sich am Feuer zu schaffen. Piggott war vorne in der
Gaststube eingenickt. Es waren nur noch ein oder zwei Gäste
da, die über ihren Krügen hockten. Piggott hing durchdringend
schnarchend ausgestreckt über einem Tisch.
»Kümmer dich nicht um den«, sagte Mita zu Kit, die an der
Tür zu dem großen Raum stand und den fetten Wirt anstarrte.
»Meistens wacht er in dem Moment auf, wo der letzte Gast
geht, und schließt dann zu. Wir können jetzt verschwinden.
Wir haben einen Zwerg, Paulus Zugbrücke, der morgens
normalerweise aufräumt. Heute früh ist er nicht gekommen,
deshalb sah es hier schlimmer aus als sonst. Komm schon, ich
zeig’ dir, wo du dich hinlegen kannst.«
Mita führte Kit nach hinten, wo ein kleines, niedriges
Gebäude stand, das mehr einem Schuppen als einer Scheune
glich. Darin war Cinnamon untergebracht, und neben der Stute
war noch etwas Platz. Cinnamon wieherte leise, als sie Kitiara
witterte. An der Wand lag ein Haufen frisches Heu, und Kit
sah, daß Cinnamon reichlich Wasser hatte. Sie war dankbar,
daß Mita an alles gedacht hatte.
»Da sind wir. Ich schlafe in der Ecke da. Ich habe noch ein
paar Lagen an die Wand gelegt, um den Wind besser
abzuhalten.« Mita wühlte im Heu herum und zog etwas heraus.
»Wie ich sehe, hast du eine Decke. Hier ist noch eine. Ist nicht
viel, aber du wirst beide brauchen, damit dir warm ist.«
Zum Umfallen müde nahm Kit die alte Decke und warf sie
dankbar zu ihrer eigenen. Sie war zu erschöpft, um sich noch
Gedanken darum zu machen, wo sie schlafen sollte. Darum
trottete sie einfach zu der Ecke gegenüber von Mitas, häufte
etwas Stroh zusammen und schlief ein, noch bevor ihr Kopf
den Boden berührte.
    Kitiara war auf einen Baum geklettert. Von ihrem Versteck
aus sah sie gebannt zu, wie El-Navar in seiner Panthergestalt
den Körper von Beck Gwatmey zerriß. Plötzlich hielt der
geschmeidige schwarze
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