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Drachenklänge

Drachenklänge

Titel: Drachenklänge
Autoren: Anne McCaffrey
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weiteren Reiter sprach. Robinton kannte diesen Mann, er hieß K'net und ritt den Bronzedrachen Piyanth.
    Was hätte Robinton jetzt nicht für ein Stück Brot und einen Stuhl zum Hinsetzen gegeben! Eine Schüssel mit Brotscheiben stand in seiner Reichweite. Er sah, dass auch die anderen Wachen mit hungrigen Blicken in die Richtung der Speisen schielten.
    Doch das Warten dauerte an. Vom oberen Stockwerk war kein Laut zu hören, nur aus der Küche drang hin und wieder ein geschnauzter Befehl oder das Wimmern einer geschlagenen Magd.
    Plötzlich gellte ein Schrei durch die Halle, und eine von Lady Gemmas Leibdienerinnen erschien auf dem oberen Treppenabsatz.
    »Sie ist tot … tot … tot …« Ihr Kreischen wurde
    von den hohen Steinwänden zurückgeworfen und
    ließ noch ein paar Krabbeltiere aus ihren Netzen pur-zeln.
    »Tot?« Fax wirbelte herum und stierte die Frau an, die nun die Treppe hinunterwankte.
    »Ja, die arme Lady Gemma ist tot! Ach, Lord Fax, wir haben für sie getan, was wir konnten, aber die be-568
    schwerliche Reise war einfach zu viel für sie …« Wie um Hilfe heischend näherte sie sich Fax.
    Doch Fax hob die Hand und schlug der Frau auf
    den Mund. Ihr hysterisches Gezeter hörte auf, und schluchzend brach sie zusammen.
    Robinton sah, wie F'lar nach seinem Dolch griff. Im Weyr wurden Frauen höflich und zuvorkommend behandelt, und dieser Vorfall musste ihn in Harnisch bringen. Robinton wünschte sich nur, er würde einen kühlen Kopf behalten.
    Die Männer murmelten untereinander und schienen
    Lady Gemmas Tod zu bedauern. Lediglich Fax machte einen vergnügten Eindruck.
    »Das Kind lebt!« rief jemand in die Halle herunter.
    Hochblickend erkannte Robinton die Magd, die die Hebamme geholt hatte. »Es ist ein Junge!« Die Stimme der Dienerin klang heiser und beinahe hasserfüllt, fand Robinton.
    Fax funkelte die Magd wütend an. »Was sagst du
    da, du dreckige Schlampe?«
    »Das Kind' lebt. Es ist ein Junge«, bekräftigte sie.
    Sie sprach mit einer wohl modulierten, kultivierten Stimme, die gar nicht zu einer Bediensteten passte.
    Ein unbändiger Zorn malte sich auf Fax' Zügen ab.
    Die Leute des Verwalters, die bereits zu Hochrufen angesetzt hatten, verstummten erschrocken.
    »Ruatha hat einen neuen Lord!« verkündete die
    Magd.
    Die Drachen schmetterten triumphierende Trompetentöne.
    Den Blick fest auf Fax geheftet, schritt die Magd die Treppe herunter. Ihr selbstbewusstes Auftreten setzte nicht nur Robinton in Erstaunen. Nichts schien diese zerlumpte, ungewaschene Frau aufhalten zu können, selbst die Fanfarenstöße der Drachen schienen sie nicht zu beeindrucken.
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    Im Gegensatz zu Robinton sah sie die Gefahr nicht kommen. Jählings trat Fax in Aktion. Er stürmte der Frau entgegen, sie als Lügnerin beschimpfend. Ehe die Magd begriff, was er vorhatte, schlug er ihr die Faust ins Gesicht. Die Frau stürzte die Treppe hinunter und blieb bewusstlos auf dem Steinfußboden liegen wie ein Lumpenbündel.
    »Hör auf, Fax!« brüllte F'lar, als der Herr des Hochlands sich anschickte, die ohnmächtige Frau mit Fuß-
    tritten zu traktieren.
    Fax wirbelte herum, seine Hand schloss sich um den Griff seines Messers.
    »Du hast vor Zeugen, obendrein vor Drachenreitern, ein Versprechen abgegeben«, fuhr F'lar fort. »Nun steh zu deinem Wort.«
    Fax stieß ein höhnisches Lachen aus. »Ihr Drachenreiter seid ein weibisches Volk. Euer Zeugnis hat keine Gültigkeit.«
    Doch dann wich er einen Schritt zurück, als F'lar sich ihm mit einem Messer in der Hand näherte.
    Robinton erinnerte sich nur allzu gut an eine ähnliche Szene. Doch anders als sein Vater behielt dieser junge Mann einen kühlen Kopf.
    »Weiber seid ihr! Parasiten! Die Macht des Weyrs ist vorbei! Ein für alle Mal!« schrie Fax und nahm Kampf-stellung ein.
    Robinton warf einen flüchtigen Blick auf die anderen Männer in der Halle. Fax' Leute freuten sich offensichtlich auf einen guten Kampf und rechneten fest mit dem Tod dieses unwürdigen, schwachen Gegners.
    Die Drachenreiter verteilten sich in der Halle, wie um Fax' Waffenknechte an einem möglichen Eingreifen zu hindern. Ihre Mienen drückten aus, dass sie volles Vertrauen in ihren Geschwaderführer setzten. Vor allen Dingen der grauhaarige C'gan machte einen gelassenen Eindruck.
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    Fax stieß zu, und geschickt wich F'lar der Klinge aus. Beide Männer umkreisten sich lauernd, auf eine Blöße des Gegners wartend.
    Abermals griff Fax an. F'lar ließ ihn dicht an sich herankommen, um
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