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Drachenklänge

Drachenklänge

Titel: Drachenklänge
Autoren: Anne McCaffrey
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zumute, als versuche eine sonderbare Kraft in seinen Geist einzudringen.
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    »Eine Burg, die sich selbst oder ihren rechtmäßigen Herrn nicht mehr versorgen kann, verliert ihre Exis-tenzberechtigung«, donnerte Fax. »Wenn ich mich davon überzeugt habe, dass eine meiner Festungen tatsächlich keine Erträge mehr abwirft, sage ich mich von ihr los.«
    Lady Gemma rang nach Luft, und Robinton fragte
    sich, ob auch sie diese merkwürdigen atmosphärischen Schwingungen fühlte. Wie um ihm zu bestätigen, dass er sich diese mysteriöse Macht nicht nur ein-bildete, fingen die Drachen an zu trompeten. Robinton war, als spüle eine Welle über ihn hinweg.
    Auch F'lar schien etwas zu merken, denn er suchte den Blick seines Halbbruders, und F'nor nickte ihm kaum wahrnehmbar zu.
    Doch Fax war dieses Zeichen nicht entgangen. »Was ist los, Drachenmensch?« kläffte er.
    F'lar zuckte nicht mit der Wimper. Robinton bewunderte ihn für seine Selbstbeherrschung.
    »Was soll schon los sein?« Robinton glaubte, F'lon sprechen zu hören.
    »Warum veranstalten die Drachen dann diesen Lärm?
    Und ich habe genau gesehen, dass du dich mit deinem Halbbruder mit Blicken verständigst.«
    »Drachen geben mitunter laute Töne von sich«, erwiderte F'lar kühl. »Bei Sonnenuntergang oder wenn eine Schar Wherrys vorbeifliegt. Und wenn sie Hunger haben.«
    Lady Gemma war sichtlich beunruhigt. »Hunger?
    Hat man sie denn nicht gefüttert?«
    »Doch. Vor fünf Tagen haben sie das letzte Mal gefressen.«
    »Was, so lange ist das her?« fragte Gemma mit gro-
    ßen Augen.
    »Drachen fressen nicht so oft wie andere Lebewe—
    sen. Erst in ein paar Tagen benötigen sie wieder Nah-563
    rung.« Mit aufgesetzter Liebenswürdigkeit wandte sich F'lar an Fax. »Hast du Wachen aufstellen lassen?«
    »Ich habe sie sogar verdoppelt«, gab Fax mit harter Stimme zurück. »Hier in Ruatha kann man nicht vorsichtig genug sein.«
    »Glaubst du, jemand könnte ein Auge auf dieses
    Anwesen geworfen haben?« fragte F'lar in spötti—
    schem Ton und deutete auf die verwahrloste Halle.
    »Ich bin immer auf der Hut!« beschied Fax ihn
    barsch. Und dann brüllte er lauthals, man solle das Essen servieren.
    Fünf Knechte taumelten unter dem Gewicht des am
    Spieß gebratenen Herdentieres. Es roch verbrannt. Der Verwalter wetzte sein Messer und rüstete sich, das Tier zu tranchieren.
    Hölzerne Tabletts mit Broten wurden herbeige—
    schleppt. Angebrannte Krusten hatte man kurzerhand von den Laiben gekratzt. Während immer mehr schlecht zubereitetes Essen gebracht wurde, sah Robinton, dass Lady Gemma gegen einen Brechreiz
    ankämpfte. Ihre Hände umklammerten die Armstützen ihres Stuhls. Doch Robinton erkannte, dass ihr nicht vom Anblick und dem Geruch der Speisen
    schlecht wurde. F'lar schien ihr Unwohlsein auch zu bemerken und beugte sich vor, um ihr etwas zu
    sagen. Sie schüttelte daraufhin den Kopf und schloss die Augen. Kurz danach durchlief ein Zittern ihren Körper.
    Robinton hegte den Verdacht, dass bei Lady Gemma die Wehen einsetzten.
    Nun präsentierte der Verwalter Fax eine Platte mit Bratenscheiben, die kaum genießbar schienen.
    »Das nennst du eine Mahlzeit?« schnauzte Fax ihn an. Vielleicht lösten sich durch das donnernde Gebrüll Spinnweben von den Decken, denn noch ein paar
    Krabbeltiere landeten auf der Tischplatte. »Eine ver-564
    fluchte Schlamperei ist das!« Er nahm die Platte und warf sie dem Verwalter an den Kopf.
    »Auf die Schnelle konnten wir nichts Besseres her-zaubern!« verteidigte sich der Mann, dem blutiger Bratensaft über die Wangen tropfte. Als Nächstes traf ihn die Schüssel mit dem Wurzelgemüse. Der Verwalter kreischte vor Schmerzen, als der kochendheiße Sud ihn verbrühte.
    »Mein Lord, mein Lord, wenn ich doch nur früher
    Bescheid gewusst hätte!«
    Abermals spürte Robinton ein starkes Vibrieren, das sich wellenförmig ausbreitete und ihm bis ins Mark drang.
    »Offensichtlich vermag Burg Ruatha sich und ihren Herrn nicht angemessen zu versorgen!« trumpfte F'lar auf. »Du solltest zu deinem Wort stehen und die Festung aufgeben!«
    Robinton starrte den Drachenreiter an. Aller Augen richteten sich auf F'lar, der Fax tolldreist herausfor-derte. Beinahe kam es Robinton vor, als sei der Bronzereiter von seiner Kühnheit selbst überrascht. Doch dann straffte er die Schultern und sah den Herrn über Sieben Burgen furchtlos an.
    Über der Halle lag ein beklemmendes Schweigen,
    das nur hin und wieder vom Rascheln und Knistern der
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