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Drachengold: Roman (German Edition)

Drachengold: Roman (German Edition)

Titel: Drachengold: Roman (German Edition)
Autoren: Naomi Novik
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Aufgeschlossenheit gegenüber Kompromissen …« Er stockte und wollte ganz offensichtlich keinerlei Versprechungen machen, dann fuhr er fort: »Aber auf jeden Fall sollen Sie nicht deren Interessen, sondern unsere Interessen vertreten.«
    »Und wie genau lauten unsere Interessen in dieser Angelegenheit?«, erkundigte sich Laurence.
    »Es muss für Frieden gesorgt werden«, sagte Hammond. »Sicherlich werden Sie nicht leugnen, wie wünschenswert dies wäre.«
    »Frieden ist keineswegs so unangenehm oder langweilig, wie man gemeinhin vermuten möchte«, sagte Temeraire mit einem leicht wehmütigen Unterton, was ihn als Schwindler entlarvte. »Ich verstehe nur nicht, woher dieses ausgesprochene Interesse an Frieden in Brasilien kommt. Wenn Sie darauf solchen Wert legen, warum sorgen Sie dann nicht erst mal für Frieden mit Napoleon in Europa? Nicht, dass ich das für richtig halten würde«, fügte er rasch hinzu, »jedenfalls nicht, solange Lien sich in Frankreich als Herrscherin aufspielt. Ich hoffe, dass wir niemals mit ihr Frieden schließen müssen.«
    »Ah«, sagte Hammond stockend. Er zögerte und war sich sichtlich unschlüssig, ob er fortfahren sollte oder besser nicht, entschied sich dann aber zu den Worten: »Sir, wenn ich mich auf Ihre vollkommene Verschwiegenheit verlassen kann … Es erfordert absolute Geheimhaltung …«
    »Natürlich können Sie darauf bauen«, mischte sich Temeraire eilig und höchst interessiert ein. Seine Halskrause stellte sich auf, als er sich neugierig nach vorne beugte. Hammonds Blick wurde noch unsicherer, da die Vorstellung eines Drachen von einem vertraulichen Tuschelgespräch in einem Flüstern bestand, das auch in gut zehn Metern Entfernung Wort für Wort zu verstehen war.
    »Sie können darauf zählen, soweit es in unserer Macht steht«, sagte Laurence. »Aber auch, wo es sich unserer Kontrolle entzieht, können Sie davon ausgehen, dass Ihre Neuigkeiten von geringem lokalen Interesse sind. Das macht es höchst unwahrscheinlich, dass sie weiterverbreitet werden und an ein feindliches Ohr gelangen.«
    Letzterer Punkt war nur allzu wahr. Zwar gab es Handelsbeziehungen zwischen Port Jackson und dem hiesigen Tal, aber es gab keinen Arbeiter hier, bei dem ernsthaft davon auszugehen war, dass er dieses Land je wieder verlassen würde. Wenn nicht Armut und ständige Trunkenheit die Hinderungsgründe waren, dann war es das Gesetz: Die Männer saßen ebenso fest, wie Laurence es immer von sich und Temeraire auch angenommen hatte.
    England war eine andere Welt, der Krieg eine Mär aus weiter Ferne, und sollte sie jemand belauschen, dann wäre ihm das Besprochene vollkommen gleichgültig.
    »Dann will ich es wagen und Ihnen Folgendes anvertrauen«, sagte Hammond. »Napoleon ist über das Ziel hinausgeschossen. Erst erwies sich seine geplante Invasion als Fehlschlag, und nun erwartet ihn endlich die weit geöffnete Falle: Wir werden schon bald mit unseren eigenen Truppen in Portugal landen. Wir wollen ihn von Süden her ausbluten lassen, während die Russen und die Preußen von Osten her kommen. Wellington ist davon überzeugt, dass wir endlich den Sieg davontragen werden.«
    Ein außerordentlich kühner Plan, fürwahr. Laurence aber konnte nur daran denken, wie sich der beabsichtigte Krieg in die Länge ziehen würde, während sich ihre Truppen im Schneckentempo über die Halbinsel durch Portugal, Spanien und über die Pyrenäen dahinschleppen würden, ehe sie schließlich Frankreich erreichten. Tatsächlich hatte Napoleon in England entsetzliche Verluste erlitten und eine ganz Armee von Gefangenen zurückgelassen, um selber fliehen zu können. Laurence war sich jedoch bei Weitem nicht so sicher, ob diese Einbußen ausreichten und ihn so verletzlich machten, dass er in einem zermürbenden Feldzug am Ende entscheidend geschlagen werden konnte.
    »Aber ohne einen sicheren Stützpunkt kann es keinerlei Aussicht auf einen Sieg geben«, gab Laurence zu bedenken.
    »Ja«, stimmte Hammond zu. »Wir brauchen Portugal. Und wenn der Prinzregent aus Brasilien fliehen und zurückkehren muss, während Napoleon bereits Spanien besetzt hält …«
    »Sie bezweifeln, dass man uns dann noch weiterhin den Durchmarsch gestatten würde«, sagte Laurence.
    Hammond nickte. »Wir brauchen Portugal«, wiederholte er.
    Zuerst hatte Temeraire gar nicht richtig verstanden, was Hammond im Sinn hatte. Es erschien ihm ausgesprochen unvernünftig, etwas so Bedeutsames ohne viel Brimborium oder Aufhebens über die
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