Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachengold: Roman (German Edition)

Drachengold: Roman (German Edition)

Titel: Drachengold: Roman (German Edition)
Autoren: Naomi Novik
Vom Netzwerk:
Bühne zu bringen. Aber dann fiel ihm ein, dass es auch andersherum so abgelaufen war, als Laurence seinen Rang verloren hatte. Temeraire hatte überhaupt nichts davon mitbekommen, bis er eines Nachmittags die Anrede »Mr Laurence« hörte und die goldenen Balken verschwunden waren. Und nun tauchten sie hier genauso überraschend wieder auf und glänzten so wunderbar auf Hammonds Händchen.
    Laurence schwieg zunächst, als Hammond seinen Vortrag über die bevorstehende Mission beendet hatte; Temeraire musterte ihn bekümmert. »Es scheint mir nicht so, als ob Hammond uns um irgendetwas Unangenehmes bittet«, wagte er zu bemerken. Natürlich wollte er nicht, dass Laurence sein Patent zurückerhielt, nur um sofort wieder zu irgendetwas Schrecklichem gezwungen zu werden, wogegen sie sich verwahren müssten, sodass sie von Neuem den ganzen Ärger am Hals hätten und als Verräter beschimpft würden. Aber es war sehr hart, eine solche Chance auf dem Silbertablett serviert zu bekommen und dann nicht zugreifen zu dürfen.
    »Sir, Sie müssen nach Ihrer Reise sehr erschöpft sein«, sagte Laurence zu Hammond. »Wenn Sie sich gerne frisch machen wollen, dann steht Ihnen meine Hütte zur Verfügung. Und hier gibt es auch frisches Wasser in der Nähe, oberhalb der Wasserfälle. Ich hoffe, Mr Shipley ist so gut und zeigt Ihnen den Weg.« Er gab dem Mann ein Zeichen.
    »Oh … Oh, ja, natürlich«, sagte Hammond und brach auf. Trotz des unebenen Bodens schaute er mehr als ein Mal über die Schulter zurück, als könne er Laurence seine Gedanken vom Gesicht ablesen.
    »Auf keinen Fall solltest du etwas gegen deine Überzeugung tun, Laurence«, sagte Temeraire, als Hammond endgültig verschwunden war und sie wieder unter sich waren. »Es ist nur so, dass ich nicht sehe, was dagegensprechen sollte, nach Brasilien zu gehen. Dann bekommst du auch deinen Titel und deinen Rang zurück.«
    »Das, mein Lieber, wäre nichts weiter als eine höfliche Formalie«, erklärte Laurence. »Ich kann nicht so tun, als sei ich ein ernst zu nehmender Offizier irgendeines Korps, solange ich entschlossen bin, mich niemals wieder Befehlen zu beugen, die ich für unmoralisch halte.«
    Eine Formalie, die ihm immerhin zu goldenen Streifen auf den Schultern verhelfen und die ganze Art und Weise verändern würde, in der andere Menschen ihn ansprächen – das war für Temeraires Geschmack allemal ausreichend. »Außerdem ist es ja nicht so, dass sie dir schreckliche Befehle erteilen müssen . Vielleicht haben sie ihre Lektion ja auch gelernt und überlegen sich die Sache in Zukunft zweimal«, fuhr er hoffnungsvoll fort. Er gab zwar nicht viel auf die Weisheit der Regierung, aber inzwischen durfte nach unzähligen Beweisen wohl so ziemlich jeder mitbekommen haben, dass er und Laurence sich nicht mir nichts, dir nichts zu etwas drängen ließen, was sie als unrecht ansahen.
    »Ich bin mir auf jeden Fall sicher, sie werden sich auf keinen von uns beiden mehr verlassen, als es unbedingt nötig ist«, sagte Laurence.
    Dann schwieg er wieder. Er stand regungslos da, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, und ließ den Blick über das weite Tal schweifen. Selbst in seiner einfachen Kleidung waren seine Schultern straff, als würden dort noch immer die goldenen Epauletten glänzen, die Temeraire schon beim ersten Anblick bei ihm gesehen hatte. Es bedurfte nur ein wenig Einbildungskraft, um sich ihn wieder in seiner Uniform und seinem grünen Mantel vorzustellen und sich das lederne Geschirr und die goldenen Streifen dazuzudenken. Laurence wartete noch einen Augenblick ab, dann fragte er: »Dann würdest du also gerne aufbrechen?«
    Erst in diesem Moment dämmerte es Temeraire, dass die Mission es natürlich erfordern würde, ihr Tal zu verlassen. Er drehte sich um und sah zu seinem Pavillon und der Rinderherde, die darunter im Gras weidete. Vor ihnen erstreckten sich die baumbewachsenen Schluchten, die sich durch das gelbe und ockerfarbene Gestein des Gebirges wanden. Er rollte sich zusammen, aber er konnte nicht verhindern, dass seine Schwanzspitze unruhig in der Luft zuckte. Es kam ihm plötzlich so vor, als seien sie gerade erst gekommen, um mit der Arbeit zu beginnen.
    Vielleicht war das Leben hier nicht so aufregend wie wilde Schlachten, das konnte Temeraire nicht bestreiten, aber es hatte etwas Wunderbares an sich, Pflanzen beim Wachsen zuzuschauen, wenn man dabei geholfen hatte, die Felder zu bestellen. Und der halb fertige Pavillon erschien ihm schon
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher