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Drachengold: Roman (German Edition)

Drachengold: Roman (German Edition)

Titel: Drachengold: Roman (German Edition)
Autoren: Naomi Novik
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gelegen hatten, schal vor. Obwohl die Allegiance für gewöhnlich nur recht langsam vorankam, hatte das Schiff es offenbar geschafft, auf dem Weg nach Madras nicht nur in Reichweite einer , sondern gleich dreier rechtmäßiger Prisen zu gelangen, nur um auf dem überstürzten Rückweg noch ein weiteres Schiff aufzubringen. Hammond brauchte dringend einen Transporter, der Temeraire nach Rio bringen konnte, sodass die Allegiance eine Kehrtwendung gemacht und Kurs in entgegengesetzter Richtung genommen hatte.
    »Das kommt mir aber sehr ungerecht vor«, beklagte sich Temeraire bei Laurence, »wenn man bedenkt, wie viele Seereisen wir unternommen haben, ohne dass auch nur ein einziges französisches Handelsschiff in Sichtweite gekommen wäre. Und Riley scheint nicht davon auszugehen, dass uns auf dem Weg nach Brasilien irgendwelche Franzosen begegnen werden.«
    »Nein, aber vielleicht stoßen wir auf einen oder zwei Walfänger«, erwiderte Laurence gedankenverloren. Temeraire war alles andere als ausgesöhnt. Wale waren vollkommen akzeptable Tiere, zwar nicht besonders groß, aber ausgesprochen schmackhaft. Allerdings konnten sie wohl kaum mit Wagenladungen von Edelsteinen und Gold mithalten, und Temeraire gefiel weder ihre graue Färbung sonderlich, noch behagte ihm ihr Geruch.
    Laurence war momentan damit beschäftigt, Gespräche mit den Fliegern auf dem Stützpunkt zu führen, um eine neue Besatzung zusammenzustellen. Zur Auswahl stand eine kleine und nicht gerade vielversprechende Gruppe, obwohl sie zwischenzeitlich noch durch andere Männer aufgestockt worden war, die Granby aus Madras mitgebracht hatte. Die Stützpunkte dort hatten die Hälfte ihrer Drachen durch eine Epidemie verloren. Aber offensichtlich hatte sich Iskierka bereits die besten der zur Verfügung stehenden Kandidaten für ihre eigene Mannschaft gesichert – weshalb für Temeraire und Laurence nur noch die verschmähten Reste blieben. Temeraire war der Meinung, ihnen hätte das Vorrecht bei der Auswahl zugestanden, weil er älter war und außerdem den größeren Bedarf hatte, denn auf Iskierkas Rücken ließen sich wegen ihrer ständig Dampf ausstoßenden Stacheln nur wenige Männer unterbringen.
    Temeraire konnte sich nur damit trösten, dass er wenigstens Fellowes als Geschirrmeister bekommen hatte, und Emily Roland war erneut ganz offiziell zu Laurence’ Fähnrich bestimmt worden. Davon abgesehen waren ihm beinahe alle alten Gefährten abhandengekommen. Immerhin war Gong Su die ganze Zeit über bei ihnen geblieben, sodass sich Temeraire wenigstens noch auf ein weiteres absolut loyales Mannschaftsmitglied verlassen konnte. Dorset jedoch hatte sich ohne guten Grund gegen sie entschieden. Angeblich sei es seine Pflicht, auf dem Stützpunkt zu bleiben, der über keinen anderen Arzt verfügte. Temeraire allerdings sah überhaupt nicht ein, weshalb Dorset nicht mitkommen konnte, wo doch Iskierkas neuer Arzt stattdessen die Stellung hätte halten können.
    »Sir«, sagte Leutnant Blincoln, der ziemlich verlegen am Rande der Lichtung stand, auf der Laurence an seinem Schreibpult saß. »Sir, ich habe gehofft, ich könnte Sie kurz sprechen.«
    Laurence sah von seinen Aufzeichnungen auf, und Blincoln setzte zu einer unbeholfenen Entschuldigungsrede an – es täte ihm sehr leid, wenn er es je an angemessenem Respekt hätte mangeln lassen; er habe stets versucht, seine Pflicht, so gut es ging, zu erfüllen; er hoffe, er dürfe sich die Freiheit erlauben und Kapitän Laurence darum bitten, wohlwollend zu erwägen …
    »Mr Blincoln«, unterbrach ihn Laurence, »angesichts der zurückliegenden Umstände kann ich mich wegen Ihres Verhaltens mir gegenüber nicht beklagen. Falls Sie allerdings eine Entschuldigung diesbezüglich für unabdingbar halten, dann sei sie nun hiermit angenommen. Es bereitet mir keinerlei Schwierigkeiten, einen Mann in den Dienst zu nehmen, der sich nach meiner rechtmäßigen Verurteilung offen von mir abgewandt hat. Allerdings lege ich keinen Wert auf jemanden, von dem ich mit Sicherheit weiß, dass er sich in schändlicher und heimtückischer Weise einem jungen Offizier gegenüber aufgeführt hat, was sich durch weitere glaubhafte Berichte bestätigt hat. Dieser junge Offizier hatte keine Freunde und musste ohne die Verteidigung durch die Vorgesetzten, die ihm zugestanden hätte, auskommen. Ich habe keine Verwendung für jemanden, der sich wohlweislich und in egoistischer Absicht in die Aufzucht eines Tieres eingemischt hat, das
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