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Drachengold: Roman (German Edition)

Drachengold: Roman (German Edition)

Titel: Drachengold: Roman (German Edition)
Autoren: Naomi Novik
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Spion, Kapitän. Das dürfen Sie nicht von ihm denken. Er ist …« Hammond kramte nach einem beschönigenden Wort, »er ist in Ihren Dienst abgeordnet worden …«
    »In meinen Dienst abgeordnet worden?« Laurence starrte Hammond an. »Mr Hammond, bitte verraten Sie mir doch, welche Bezeichnung ich ansonsten für einen Mann finden sollte, der vermutlich jedes kleinste Detail meiner Angelegenheiten … Himmel, er war Gast im Haus meines Vaters! … und auch alles, was den Dienst betrifft, an eine fremde Nation …«
    »Er hat es nur an Ihre Verwandten weitergegeben, die wohl jedes Recht haben, sich dafür zu interessieren«, sagte Hammond nicht weniger skrupellos als Gong Su selbst; dann aber schwenkte er eilig um, als er sah, dass er Laurence auf diese Weise wohl kaum beruhigen würde, »… und an seine eigene Regierung, der ohne jeden Zweifel seine oberste Loyalität gebührt«, fuhr er fort. »Auf jeden Fall müssen Sie doch die große Bedeutung ermessen … Wenn Prinz Mianning uns offiziell nach China einlädt …«
    »Prinz Mianning hat nur eine rein hypothetische Einladung ausgesprochen«, unterbrach ihn Laurence, »und die Entscheidung, ob und wann diese auch übermittelt wird, hat er ganz in die Hände dieses …«
    »… Dieners des Thrones gelegt«, ergänzte Hammond laut und riss damit das Wort wieder an sich, »und zwar eines Dieners, der offenkundig vertrauenswürdig und rechtschaffen ist und über ein gutes Urteilsvermögen verfügt, wenn man ihm bei einer solchen Aufgabe freie Hand lässt, Kapitän. Es kann nur einen Grund geben, warum der Prinz uns auffordert, eine solche Reise zu unternehmen: Die Chinesen wollen über eine Allianz sprechen.«
    »Wie Sie zu einem derartigen Schluss kommen, für den es in dem bisherigen Verhalten der Chinesen keinerlei Anzeichen gibt …«, setzte Laurence an.
    »Ich war in diesen letzten fünf Jahren nicht untätig, Kapitän«, sagte Hammond, »und auch nicht, wie ich zu behaupten wage, ohne Erfolg. China hat vielleicht noch nicht die Häfen für uns geöffnet, aber ganz sicher ist ein Aufweichen …«
    »Auf einen Schlag von einem Aufweichen zu einer Allianz?«, fragte Laurence.
    »Wenn ich bitten dürfte«, mahnte Gong Su sie zur Mäßigung. Ihre Stimmen waren so laut geworden, dass an eine Vertraulichkeit des Gesprächs nicht mehr zu denken war. Laurence war nicht in der Stimmung, über die Erinnerung daran hinwegzugehen, dass praktisch jede seiner Unterhaltungen – außer den wenigen, die unter wirklich privaten Umständen geführt worden waren – auf ein Interesse gestoßen war, welches weit über das gewöhnliche Maß an Klatsch- und Tratsch-Bedürfnis hinausging. Gong Su redete weiter: »Ich will nicht über die Motive meines Herrn spekulieren und auch nicht über den Grund für seine Einladung! Aber diese letzten Ereignisse zwingen mich, Sie nach China zu bitten, denn es steht zu befürchten, dass sich das Gleichgewicht und die Ordnung der Welt zum Schlechten verändert haben. Ich bitte Sie deshalb, angesichts dieser Entwicklungen so schnell wie möglich der Einladung des Kronprinzen zu folgen, wie es Ihre brüderliche Pflicht ist.«
    »Oh, Laurence! Das ist ja mehr als wundervoll!«, strahlte Temeraire. »Aber natürlich müssen wir sofort dorthin aufbrechen. Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als Maximus und Lily China zu zeigen, und auch unserer ganzen Formation. Und wenn ich daran denke, dass Gong Su das alles eingefädelt hat! Das hätte ich mir nie träumen lassen!«
    »Nein, ich mir auch nicht«, sagte Laurence und erstickte den erneut aufkeimenden Zorn.
    Nachdem das anfängliche Gefühl brennender Empörung ob dieses Verrats abgeklungen war, hatte er Hammonds Überzeugungsversuchen nicht mehr lange etwas entgegenzusetzen gehabt. Gong Su hatte sehr deutlich zum Ausdruck gebracht, worum es bei dieser Sache ging, auch wenn seine Vorstellung von höfischer Etikette es ihm verbot, offen im Namen des Kaisersohns zu sprechen. So gerne, wie Laurence das in seiner Wut auch getan hätte: Es gelang ihm einfach nicht, Gong Su als einen Lügner oder als nicht vertrauenswürdig abzutun. Tatsächlich war es unmöglich, einem Mann die Loyalität abzusprechen, der im Dienste seines Kaisers sein Heim und seine Familie verlassen hatte und eine niedere Stellung angenommen und diese während des Krieges über fünf Kontinente und so viele Jahre hinweg beibehalten hatte.
    Temeraire warf Laurence einen besorgten Blick zu. Dann fragte er vorsichtig: »Ich hoffe, du
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