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Drachengold: Roman (German Edition)

Drachengold: Roman (German Edition)

Titel: Drachengold: Roman (German Edition)
Autoren: Naomi Novik
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Takelage vorbei und schrie, die Männer sollten die Fahne einholen.
    »Das stimmt nicht, du versuchst nur, anzugeben und wieder mal eine Prise zu nehmen«, sagte Temeraire, »dabei weißt du doch ganz genau, dass wir es nur auf die Transporter abgesehen haben und dass wir nichts anderes tun sollen, als die Fregatten abzuwehren, bis die Transporter aufgebracht sind. Würdest du diese Dinger hier also bitte zum Glühen bringen, wenn ich sie fallen lasse?«
    »Ja, sehr gerne – wenn du mich danach hierher zurückbegleitest und ihnen auf Französisch sagst, dass sie sich ergeben sollen; ich glaube, die verstehen mich einfach nicht«, antwortete sie und flog zu ihm hinüber. Temeraire schüttelte die Säcke aus, und Iskierka heizte die Fußangeln auf dem Weg nach unten mit ihrem Feueratem auf, sodass die Eisenkrallen halb geschmolzen waren, als sie auf dem Deck der Fregatte und auf den vertäuten Kanonenbooten landeten und auf diese Weise auf dem Holz festklebten. Temeraire blieb einen Moment lang in der Luft stehen und besah sich sehr zufrieden sein Werk. Die Mannschaft war in Deckung gegangen, um nicht von den herabregnenden, glühend heißen Eisenspitzen getroffen zu werden, und nun konnten sie nicht mehr so einfach an ihre Boote gelangen.
    Dann jedoch fuhr sein Kopf hoch: Von der anderen Seite des zweiten Transporters aus ertönte wieder ein ohrenbetäubender Lärm, der dieses Mal allerdings von den Kanonen, nicht von den Drachen herrührte, und dann brüllte Maximus vor Schmerzen auf.
    Temeraire schoss mit einem Satz höher empor. Einer der Fregatten, von der er geglaubt hatte, sie sei durch den Steinschlag manövrierunfähig geworden, war es gelungen, ihre Breitseite auf das Drachendeck der Maréchal hin auszurichten, und die Männer darauf waren so klug gewesen, ihr Feuer zurückzuhalten, bis Maximus gelandet war, um die Fußangeln zu entfernen. All ihre Kanonen waren gleichzeitig losgegangen, und der arme Maximus war ihnen ungeschützt ausgeliefert gewesen. In einem seiner Flügel klaffte ein großer Riss, und die Membran hing in Fetzen herab wie ein Stück aufgeschlitztes Segeltuch. Schwarzes Blut quoll aus seiner Schulter, seinen Hinterläufen und seiner Flanke. Der Fockmast der Maréchal war ebenfalls schwer beschädigt worden, und Splitter davon steckten in Maximus’ Kopf und Hals, was ihm das Aussehen eines Stachelschweins gab. Laut brüllend und mit fest geschlossenen Augen schwang Maximus seinen Kopf auf und ab, während auf der Fregatte in der Zwischenzeit vermutlich alle Kanonen neu beladen wurden.
    Doch als Temeraire noch auf dem Weg dorthin war, hatte sich Lily bereits an die Arbeit gemacht. Sie flog tief und spuckte einen langen Säurefluss auf das Deck, unmittelbar über die Seite, die der Maréchal zugewandt war. Schreie stiegen gemeinsam mit dem zischenden Dampf auf, als die Tropfen sich ihren Weg hinab aufs Kanonendeck fraßen und auf die Besatzung rieselten. Dann kam Temeraire angeschossen und wühlte mit seinem Gebrüll das Meer auf: Die Fregatte wurde auf einer Welle von bald sieben Metern Höhe davongetragen, und die zweite Breitseite, die sie abfeuerte, kam nur sehr stotternd. Die Kanonenkugeln landeten fast zehn Meter vor der Maréchal im Meer.
    »Na, bitte«, brüllte Temeraire triumphierend, doch dann schrie er selber gellend auf, erschauderte und wäre um ein Haar ins Meer gestürzt. Ein entsetzlicher, brennender Schmerz unmittelbar unterhalb seines linken Flügelgelenks durchfuhr ihn, sodass jeder Schwingenschlag, der nötig war, um sich in der Luft zu halten, Höllenqualen bedeutete. Wieder schrie er keuchend, und da war Kulingile plötzlich bei ihm, stützte ihn und half ihm, auf dem Deck der Maréchal neben Maximus zu landen.
    »Aber Laurence«, keuchte Temeraire mühsam, »Laurence …«
    » Er hat sich keine Kugel eingefangen«, antwortete Gaiters, Maximus’ Drachenarzt, der hektisch arbeitete und dessen beide Arme bis zur Schulter mit Blut beschmiert waren. »Also halten Sie einfach still, bis sich einer von uns um Sie kümmern kann.« Dann fuhr er einen jungen Fähnrich an, der kurzerhand zu seinem Assistenten bestimmt worden war und versuchte, ihm dabei zu helfen, die Blutungen zu stillen: »Um Himmels willen, drücken Sie doch das Segeltuch fester auf, stellen Sie sich eben notfalls darauf.«
    »Ich werde nicht auf dem Deck herumsitzen, während wir uns noch mitten im Kampf befinden«, protestierte Temeraire und reckte seinen Kopf herum, um sich seine Verletzung anzuschauen
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