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Drachengold: Roman (German Edition)

Drachengold: Roman (German Edition)

Titel: Drachengold: Roman (German Edition)
Autoren: Naomi Novik
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– vielleicht war sie ja doch gar nicht so schlimm und er könnte … »Au!« Er brach den Versuch ab, denn selbst seinen Hals nur ein Stückchen zu drehen war bereits furchtbar unangenehm. Er konnte spüren, wie sich die Stacheln der Kugel tiefer in sein Fleisch bohrten. »Maximus, hat es dich schlimm erwischt?«
    »Ich bin mir sicher, dass ich ganz der Alte bin, wenn sie mich wieder richtig zusammengeflickt haben«, presste Maximus hervor. »Ich hätte nicht brüllen sollen, aber sie haben mich völlig überraschend getroffen.«
    »Sie werden in einer Stunde mausetot sein, wenn es uns nicht gelingt, diese Blutungen zu stoppen. Also würden Sie bitte freundlicherweise die Augen schließen und still sein, verdammt noch mal«, fauchte ihn Gaiters an. »Wo ist denn diese Feuerspuckerin? Warum macht sie sich nicht einfach mal nützlich? Die Wunde muss versiegelt werden, sobald ich diese Kugel ausgegraben habe …«
    »Auaaaah!«, schrie Maximus – was aber, wie Temeraire mitfühlend und loyal dachte, keine wirkliche Klage gewesen war, sondern mehr ein erstaunter Laut –, als Gaiters praktisch seinen ganzen Kopf in Maximus’ Flanke hatte verschwinden lassen. Schließlich steckte er beide Hände hinein und zog mit ihnen eine große Kanonenkugel hervor, wobei er selber vor Schmerz die Luft zwischen den Zähnen hervorstieß. Das Geschoss war noch immer heiß, und so ließ Gaiters es eilig aufs Deck fallen und schob es mit dem Fuß beiseite.
    Iskierka war ihrem Signal gefolgt und landete; dann erhitzte sie das Stück Eisen, das ihr Gaiters mit einer Zange entgegenstreckte. Als das glühende Metall auf Maximus’ Wunde gepresst wurde, die bereits mit Katgut genäht worden war, warf Maximus seinen Kopf in den Nacken und stieß ein Schmerzgeheul aus, und leider konnte nicht einmal die loyalste Auslegung diesen Laut als etwas anderes bezeichnen.
    Gerade als die Wunde versiegelt worden war, vibrierte das Schiff unter ihnen vom grollenden Donnern der Kanonen, und Temeraire blickte ängstlich in Richtung der Polonaise , auf der Laurence noch immer in den Nahkampf verwickelt war. Obwohl es Leutnant Creed und seinen Männern bislang gelungen war, die Franzosen unter Deck einzusperren, befanden sich immerhin fast sechshundert französische Matrosen an Bord, und diese hatten sich auf das Kanonendeck zurückgezogen und zielten nun auf den anderen Transporter, um ihm ihr eigenes Schicksal zu ersparen.
    Aber Granbys und Rolands Männer hatten ihre Arbeit gut gemacht: Das Kettennetz hing an der Seite des Schiffes herab, und auch wenn es die Kugeln nicht aufhalten konnte, so verlangsamte es sie immerhin, und ein Geschoss nach dem anderen versank platschend im Meer. Erst ganz am Schluss erreichten einige das andere Schiff und zerstörten einen kleinen Teil des Drachendecks.
    Berkley hatte neben Maximus’ Kopf gekniet, stand jetzt aber auf und marschierte entschlossen zum vorderen Niedergang, wo er seine schwere Faust im Schutzhandschuh auf die Planken donnern ließ. »Ist Ihr Kapitän da unten? Wir haben das Deck eingenommen; Ihre Kameraden sind alle vom Schiff. Und nun sagen Sie endlich, dass Sie sich ergeben, oder ich werde Sie herauslassen, und dann können die Drachen Sie wie Kegel von Bord werfen. Aber, verdammt noch mal, ich will, dass die Sache jetzt ein Ende hat.«

19
    »Ich will nicht im Mindesten Ihr völlig gerechtfertigtes Gefühl schmälern, Ihr Ziel erreicht zu haben«, sagte Hammond zu Laurence, als sie in der Stadt von einem erhöhten Platz aus auf die beiden Transporter hinabschauten, die nun unter englischer Flagge liefen und im Augenblick einmal drei und einmal vier Drachen beherbergten. Viele andere Drachen waren damit beschäftigt, ängstlich die Schiffe zu umschwirren, die ihre geretteten Stammesangehörigen zurückbringen sollten. Oder sie machten sich nützlich, indem sie die Getreidesäcke und das gepökelte Rindfleisch an Bord schafften, was ihnen während ihrer sechswöchigen Reise zur Küste Afrikas als Verpflegung dienen sollte. Vielleicht war es ausgleichende Gerechtigkeit, dass sie in den Ruinen von Lunda wieder an Land gehen würden, also in jenem Hafen, in dem für so viele von ihnen die Zwangsreise in die Sklaverei begonnen hatte.
    »Nicht im Mindesten«, wiederholte Hammond in düsterer Stimmung. Man konnte auch einen Blick auf die Potentate erhaschen, die zwar ein gutes Stück entfernt war, aber stetig näher kam: Noch vor Sonnenaufgang würde sie, Laurence’ Schätzungen nach, vor Anker gehen, und
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