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Drachengold: Roman (German Edition)

Drachengold: Roman (German Edition)

Titel: Drachengold: Roman (German Edition)
Autoren: Naomi Novik
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behaupten, dass Churki ganz im Stil der Inka nur allzu bereit wäre, jeden Bewerber zu akzeptieren und ihn als ihr Eigen zu betrachten, ohne mich dabei vom Haken zu lassen. Ich würde ja schon von Glück reden, wenn sie mal eine Weile im Lager bleiben würde, anstatt mir ständig an den Fersen zu kleben, wie sie es am liebsten tut. Sie könnten sie nicht vielleicht einfach vergiften?«, fragte er in scherzhafterem Ton Gong Su, der gerade ins Zelt gekommen war.
    »Wollen Sie mich wegen der Verpflegung sprechen?«, fragte Laurence.
    »Nein, Kapitän«, antwortete Gong Su, »und Mr Hammond, ich kann Ihnen diesbezüglich nicht zu Diensten sein. Aber wenn ich eine Alternative vorschlagen darf: Churki würde Ihnen sicherlich nicht solche Schwierigkeiten machen, wenn sie Sie nach China begleiten würde.«
    »Ha! Ich werde wohl kaum wieder nach China entsandt werden«, sagte Hammond. »Ich werde irgendwo in die Provinz abgeschoben werden, und sie werden mir vage Versprechungen für die Zukunft machen, die sie niemals halten werden. Es sei denn, Dom da Câmara beschließt, seine Lordschaften davon zu überzeugen, dass ich hier Verantwortung übernehmen soll, was ich natürlich nicht ablehnen könnte …«
    »Verzeihen Sie«, unterbrach Gong Su vorsichtig Hammonds trübes Gerede, das immer leiser geworden war, aber nicht den Anschein erweckt hatte, in nächster Zeit zu verstummen. »Sie müssen doch gar nicht zuerst nach England reisen. Das Schiff könnte Sie doch stattdessen nach China bringen.«
    »Wie bitte?«, fragte Hammond und starrte ihn an.
    »Und Sie natürlich ebenfalls, Kapitän«, sagte Gong Su mit einer Verbeugung, »und Lung Tien Xiang; das jedenfalls ist meine bescheidene Anregung.«
    Laurence war unangenehm berührt von dem unverschämten Vorschlag – und anders konnte man diese Idee nicht bezeichnen –, sie sollten unrechtmäßig die Potentate beschlagnahmen, und er war ganz besonders erstaunt, dass dieser Gedanke von jemandem stammte, der sich sonst stets so in Zurückhaltung übte. Allerdings war es, wenn man recht darüber nachdachte, keineswegs so verwunderlich, dass Gong Su den Wunsch hegte, in sein eigenes Land zurückzukehren: Es waren bereits fünf Jahre vergangen, wie Laurence rasch überschlug, seitdem er China verlassen hatte.
    »Wir könnten bestimmt unterwegs oder spätestens in Madeira ein Handelsschiff auf dem Weg nach Kanton anhalten«, sagte Laurence. »Natürlich würde ich dafür sorgen, dass Sie dort an Bord gehen dürfen, wenn Sie es denn wünschen …« Aber Gong Su schüttelte den Kopf.
    »Meine eigene unbedeutende Anwesenheit ist in dieser Angelegenheit ohne Belang«, erwiderte Gong Su. »Aber ich bin der Meinung, dass mein Gebieter, wenn ihm die Ereignisse in diesem entlegenen Teil der Welt vollständig berichtet worden sind, äußerst erfreut über die Gelegenheit wäre, sich mit Ihnen eingehender zu beraten. Und dieser edle Herr, Ihr überaus geschätzter älterer Bruder und Erbe des erhabenen Herrschers, der auf dem Himmlischen Thron sitzt, hat mir erst kürzlich die Ehre zuteilwerden lassen, Sie zu einem Besuch einzuladen, wenn es denn die Umstände wünschenswert erscheinen lassen. Solcher Art sind seine Weisheit und seine Voraussicht.«
    Am Ende seiner Worte zog er ein kleines, in Öltuch gewickeltes Päckchen hervor, das er aufschlug, woraufhin ein schmaler, gefalteter Brief zum Vorschein kam – der gleiche Brief, begriff Laurence einen Moment später, den Lung Shen Li ihm vor ihrer Abreise nach Australien gebracht hatte und den Laurence für eine Nachricht von Gong Sus Familie gehalten hatte. Das Schreiben war mit einem prachtvollen, roten Siegel versehen und in ein Papier gewickelt, das von oben bis unten mit chinesischen Schriftzeichen bedeckt war. Gong Su legte es auf seine beiden ausgestreckten Handflächen und hielt es Laurence entgegen.
    »Mein älterer … mein was?«, fragte Laurence verblüfft und ergänzte: »Meinen Sie Prinz Mianning? Ihr Gebieter ? Was …« Er brach ab und presste die Lippen zusammen, um sich nicht mit einem würdelosen Gestotter selbst zu verraten. Bislang war er der Meinung gewesen, Gong Su sei sein Koch, doch nun konnte er das alles nur noch wütend zur Kenntnis nehmen, sowohl die schockierende und schamlose Art und Weise der Offenbarung als auch das Bekenntnis an sich, dass Gong Su ein …
    »Er ist kein Spion«, redete Hammond beschwörend auf ihn ein, nachdem er Laurence ans andere Ende des Zeltes gezerrt hatte, »er ist keineswegs ein
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