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Drachenfutter

Drachenfutter

Titel: Drachenfutter
Autoren: Robert Asprin
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man solle keine schlafenden Hunde wecken, hat es offensichtlich nie mit einem schlafenden Dämon versucht.
    Ich sah ein paar Augenblicke zu, wie die beiden einander durch das Gras jagten und beschloß, das Ganze auf die einfache Art und Weise zu beenden. Ich schloß die Augen und stellte mir die beiden vor, den Drachen sowie das Einhorn. Dann überlagerte ich das Bild des Einhorns mit dem des Drachens, gestaltete es kurz farblich im Geiste aus und schlug die Augen wieder auf.
    Es bot sich mir der unveränderte Anblick, ein Einhorn und ein Drache, die sich in einem Unkrautfeld gegenüberstanden. Aber da ich den Zauber ausgesprochen hatte, sah ich natürlich nicht seine Wirkung. Die Wirkung ließ sich für mich nur an Glieps Reaktion ablesen.
    Er neigte den Kopf zur Seite und blinzelte Butterblume erst aus diesem, dann aus jenem Winkel an und streckte dabei seinen Schlangenhals, so weit es nur ging.
    Dann schwenkte er seinen Kopf, bis er nach hinten sah, und wiederholte den gleichen Prozeß, um seinen Blick über die Vegetation ringsum schweifen zu lassen. Dann sah er wieder Butterblume an.
    Für ihn war sein Spielgefährte plötzlich verschwunden, von einem anderen Drachen ersetzt. All das war äußerst verwirrend, und er wollte seinen Spielkameraden zurückhaben.
    Ich muß zur Rechtfertigung meines Lieblings sagen, daß wenn ich von einem Mangel an körperlicher und geistiger Gewandtheit sprach, damit nicht gesagt werden soll, daß er tölpelhaft oder dumm wäre. Er ist noch jung, weshalb er auch erst drei Meter lang ist und seine Flügel noch nicht ausgewachsen sind. Ich rechne fest damit, daß er - wenn er in vier- bis fünfhundert Jahren erst einmal ausgewachsen ist - sehr flink und klug sein wird, was ich von mir nicht behaupten kann. Sollte ich unwahrscheinlicher weise so lange leben, werde ich einzig und allein alt sein.
    »Gliep?«
    Nun schaute der Drache zu mir herüber. Nachdem er seine geistigen Fähigkeiten bis zur Grenze ihrer Belastbarkeit strapaziert hatte, wandte er sich nun an mich, damit ich die Situation in Ordnung brachte oder zumindest eine Erklärung lieferte. Als Verursacher der Lage, die seine Verwirrung hervorrief, empfand ich schreckliche Schuldgefühle. Einen Augenblick lang neigte ich schon dazu, Butterblume seine richtige Gestalt wiederzugeben.
    »Wenn ihr ganz sicher seid, genug Lärm zu veranstalten ...«
    Ich zuckte beim Klang der tiefen, sarkastischen Töne zusammen, die direkt hinter mir erklangen. All meine Bemühungen waren umsonst. Aahz war wach.
    Ich nahm meine beste Armsünderhaltung ein und drehte mich um, um ihm ins Angesicht zu schauen.
    Es erübrigt sich zu bemerken, daß er schrecklich aussah.
    Falls Sie zufällig glauben, daß ein mit grünen Schuppen bedeckter Dämon schon schrecklich aussieht, dann haben sie niemals einen mit Kater kennengelernt. Die gewöhnlich goldfarbenen Flecken in seinen gelben Augen schimmerten nun kupfern und wurden durch ein Netz pochender, orangefarbener Äderchen betont. Seine Lippen waren zu einer schmerzlichen Grimasse zurückgezogen, die noch mehr seine spitzen Zähne entblößte als sein furchterregendes besänftigendes Lächeln. Wie er so drohend mit in die Hüften gestemmten Armen hinter mir stand, bot er ein so erschreckendes Bild, daß selbst ein Spinnenbär in Ohnmacht gefallen wäre.
    Ich hatte jedoch keine Angst. Ich war mit Aahz nun über ein Jahr zusammen und wußte, daß sein Bellen schlimmer war als sein Biß. Abgesehen davon hatte er mich auch noch nie gebissen.
    »Ei, Aahz«, sagte ich und scharrte mit dem Zeh ein Loch in die Erde. »Du sagst doch immer, wenn ich mich von etwas wecken ließe, wäre ich auch nicht richtig müde.«
    Er ignorierte die Spitze wie so häufig, wenn ich ihm eines seiner eigenen Zitate vorhalten kann. Statt dessen blinzelte er über meine Schulter hinweg nach draußen.
    »Kind, sage mir bloß, daß du übst. Erzähle mir nur nicht, daß du noch einen Drachen aufgegabelt hast, der uns das Leben versauert.«
    »Ich bin am Üben«, beeilte ich mich, ihn zu beruhigen.
    Zum Beweis gab ich Butterblume schnell sein normales Aussehen zurück.
    »Gliep!« meinte Gliep glücklich, und schon waren die zwei wieder auf und davon.
    »Ehrlich, Aahz«, sagte ich, um seiner nächsten bissigen Bemerkung zuvorzukommen. »Wo sollte ich denn in dieser Dimension einen zweiten Drachen finden?«
    »Wenn es hier auf Klah einen gäbe, so würdest du ihn auch ausfindig machen«, spottete er. »Soweit ich mich erinnern kann,
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