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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen
Autoren: Bernhard Hennen
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vermutete, dass der Drache zu ihnen allen zugleich sprach. Gonvalons Bericht hatte sie enttäuscht. Sie hatte ihn ausreden lassen, doch nun konnte sie sich nicht länger zurückhalten.
»Aber da war etwas«, platzte es aus ihr heraus. »Da unten, tief im Licht … Es hat uns um Hilfe gebeten.«
    Â»Hast du es denn mit deinen eigenen Augen gesehen?«, fragte Gonvalon.
    Nandalee war überrascht, wie traurig er klang. »Aber wir alle haben es doch gesehen!«, beharrte sie.
    Er schüttelte den Kopf. »Wir haben geträumt.«
    Â»Wie können wir alle denselben Traum gehabt haben? Und was ist mit Bidayn? Das Wurzelholz ist aus ihrer Brust gewuchert. Sie war geheilt, als wir in der Kristallhöhle erwachten. Das wirst du doch nicht als einen Traum abtun wollen, Gonvalon! Das war dieses Wesen, dort unten im Licht! Das hat sie geheilt!«
    Â»Oder jemand, der in die Kristallhöhle kam, als wir … schliefen. Noch bevor die Menschenkinder kamen«, entgegnete Gonvalon ruhig. »Wahrscheinlich waren es die Grünen Geister. Du weißt von uns allen am besten, wie machtvoll sie sind, Nandalee. Ich glaube sogar, dass sie uns diesen Traum eingegeben haben. Diese Welt ist fremd. Wir begreifen nicht alles, was uns widerfahren ist. Deshalb ist es besonders wichtig, dass wir uns allein an die Fakten halten. Aus Träumen kann man keine folgerichtigen Schlüsse ziehen.«
    Â»Da war etwas, dort unten, tief im Kristall«, beharrte Nandalee. »Ich weiß, was ich weiß!«
    Â»Und woher weißt du das?«, fragte Gonvalon eisig. »Du hast dich nicht gesehen. Du warst besessen. Du warst nicht mehr du selbst. Es war tagelang in dir! Wer weiß, ob nicht sogar etwas zurückgeblieben ist? Dieser Grüne Geist hat uns zu der Höhle gebracht. Das war von Anfang an sein Ziel. Sei doch nicht so verdammt leichtgläubig!«
    Â»Und warum hat er das getan? Um uns Nangog zu zeigen! Welchen Sinn hätte unsere Reise sonst gehabt?«
    Â»Der Sinn war, uns an einen Ort der Macht zu führen. An einen Ort, an dem er in uns alle drei fahren konnte, um uns etwas vorzugaukeln. Mein Verborgenes Auge ist für immer verschlossen und ich habe die Gabe zu zaubern verloren, aber selbst ich
konnte spüren, welche Mächte in dieser Höhle wirkten. Lass dich nicht täuschen, Nandalee. Du und Bidayn, ihr beide wart nicht bereit für eine solche Mission, und ihr beide habt einen schrecklichen Preis dafür gezahlt. Die Welt Nangog ist uns nicht freundlich gesonnen. Man will uns in einen Krieg gegen die Menschenkinder hineinziehen. Das ist das ganze Geheimnis!«
    Nie zuvor hatte Nandalee den Fechtmeister so aufgebracht gesehen. War es seine Sorge um sie und ihr Wohlergehen? War er wirklich überzeugt von dem, was er sagte?
    Â»Was hast du denn in der Kristallhöhle gesehen, Bidayn?« Nandalee blickte zu ihrer Freundin, voller Hoffnung, wenigstens von ihr Rückhalt zu bekommen.
    Â»Ich kann mich nicht klar an diesen Traum erinnern …«
    Â»Aber es war kein Traum!«, begehrte Nandalee auf.
    Ich danke Euch allen, für die Mühen, die Ihr für mich auf Euch genommen habt Nun lag wieder die wohlvertraute Hitze in seinen Worten, der Schmerz, der eine stete Mahnung an die Macht der Drachen war. Ihr alle habt viel durchgemacht. Ihr müsst euch erholen und neue Kräfte sammeln. Ich gestatte Euch, dass Ihr Euch zurückzieht.
    Nandalee konnte es nicht fassen. »Das war es jetzt? Nichts wird geschehen? Wozu waren wir dann überhaupt auf Nangog?«
    Der Drache richtete sich auf seinem Thron auf. Er fixierte sie von oben herab. Und sie schrak vor dem Raubtierglanz in seinen Augen zurück. Haltet Ihr das für den richtigen Tonfall mir gegenüber, Dame Nandalee?
    Ohne zu zögern, trat Gonvalon zwischen sie und den Drachen. »Sie weiß nicht, was sie tut!«
    Nandalee wusste nicht mehr, was sie von dem Fechtmeister halten sollte. Eben noch behandelte er sie wie eine Närrin, die nicht wusste, was sie gesehen hatte, und nun forderte er den Zorn des ältesten aller Drachen heraus und versuchte, sie zu beschützen.
    Nandalee bleibt! Die Stimme des Drachen war ein stechender Schmerz in ihren Gedanken.

    Lange hatte Nandalee die Macht Nachtatems nicht mehr so deutlich empfunden – wie etwas Körperliches, das sie ganz und gar ausfüllte. Die Farben, die in seiner Gegenwart stets verblassten und alles ein wenig grauer und trostloser
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